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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (49)

Die katholische Theologin Johanna Rahner, der Schriftsteller Bruno Preisendörfer und der Fernsehjournalist Peter Hahne kommentieren Luthers 49. These.

24.08.2017
    These 49: "Man muss die Christen lehren: Die Ablässe des Papstes sind nützlich, wenn die Christen nicht auf sie vertrauen, aber ganz und gar schädlich, wenn sie dadurch die Gottesfurcht verlieren."
    Johanna Rahner, katholische Theologin: "'Die Ablässe des Papstes sind nützlich'? Das erschüttert allenfalls den Hardcore-Lutheraner. Selbst beim Thema Ablass gibt es also kein striktes Entweder-oder. Auf die innere Einstellung kommt es an."
    Bruno Preisendörfer, Schriftsteller: "Gottesfurcht ist Furcht vor Gott. Wehe den Gläubigen, die diese Furcht fahren lassen. Der liebe Gott ist kein gemütlicher Opa mit Rauschebart, sondern der Schöpfer alles Seins. Ein Schöpfer, dessen Zorn zu fürchten ist."
    Peter Hahne, Fernsehjournalist: "Das klingt wieder mal theologisch und da steckt für mich das Wort logisch drin. Auch in diesem Fall geradezu ökumenisch, denn jeder Seelsorger weiß doch aus der Bußpraxis: Wenn ich auf die Finanzablässe vertraue, dann halte ich es mit Gott und seinen Geboten nur noch locker. Man verliert auch die Ehrfurcht vor Menschen, wenn sie nichts von einem fordern. Nach dem Motto: Und Du willst ein Christ sein?!"
    Preisendörfer: "Wenn man einem Gläubiger Geld schuldet, kann man seine Schuld mit Geld bezahlen. Wenn man einem Gott sein Leben schuldet, kann man seine Schuld nur mit seinem Leben bezahlen. Mit einem Leben in Buße. Eben das verlangt Luther vom gläubigen Christen: Das ganze Leben muss Buße sein."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern