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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (50)

Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen, die Historikerin Katharina Kunter und der Schriftsteller Feridun Zaimoglu kommentieren Luthers 50. These.

25.08.2017
    These 50: "Man muss die Christen lehren: Wenn der Papst das Geldeintreiben der Ablassprediger kennte, wäre es ihm lieber, dass die Basilika des Heiligen Petrus in Schutt und Asche sinkt, als dass sie erbaut wird aus Haut, Fleisch und Knochen seiner Schafe."
    Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist: "Klar ist der Petersdom eine sehr beeindruckende Architektur. Meine Frau ist katholisch, ich bin selber evangelisch. Wenn man dann da steht, denkt man natürlich: 'Ja, wer hat's bezahlt?' Die Leute, die mit Haut, Fleisch und Knochen dafür meinten, die Zeit nach dem Tod angenehmer gestalten zu können."
    Katharina Kunter, Historikerin: "In dieser These - das finde ich ganz spannend - geht es um die Schafe. Die Schafe stehen für die Gläubigen; und wenn man sich das heute anschaut, diese These, denkt man ja meistens irgendwie so an ganz schöne, weiche, kuschelige, warme, weiße, dicke Schafe. Dann schreibt der Luther aber: 'Schafe nur aus Haut, Fleisch und Knochen', die alles, was sie haben, an diese Ablassprediger abgegeben haben. Und da stellt Luther nun zu Recht die Frage: Kann der Papst das wirklich wollen?"
    Feridun Zaimoglu, Schriftsteller: "Martin Luther war zu der Zeit noch milde im Urteil gegenüber dem 'Hohepriester in Rom'. Ich glaube, noch glaubt er, dass der Papst eigentlich reinen Herzens sei. Und er sollte dann doch erkennen, dass diese Krämer auf des Papstes Wort hin ausgeschwärmt sind."
    Hirschhausen: "Dass Luther das Fundraising-Modell der Katholiken grundsätzlich in Frage gestellt hat, das haben ihm ja auch viele seinerzeit und manche bis heute übel genommen."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern