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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (65)

Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, die Historikerin Katharina Kunter und die katholische Theologin Johanna Rahner kommentieren Martin Luthers 65. These.

15.09.2017
    These 65: "Die Schätze des Evangeliums sind die Netze, mit denen man einst Menschen von Reichtümern fischte."
    Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker: "Die evangelischen Schätze, das ist das, was das Evangelium an Heilsgut anbietet. Und Netze sind sie in dem Sinne, dass sie die Menschen zu Gott führen."
    Katharina Kunter, Historikerin: "Na, als erstes wird natürlich die biblische Assoziierung da deutlich: Jesus, der Menschenfischer, der die Menschen für das Evangelium fischt."
    Kaufmann: "Was Luther hier einspielt ist die Erinnerung an die Verkündigung des Evangeliums im Namen Christi, die Menschen den himmlischen Schätzen zuführt, ihnen die Reichtümer zuteil werden lässt, die angeblich der Ablass vermittelt und überträgt."
    Kunter: "Also man kann sagen, hier in dieser These geht es um eine Neuorientierung des Reichtums – oder des Geschenkes und des Geschenkes der Liebe Gottes. Das Evangelium soll sozusagen die Menschen fischen, die vorher sich in eine andere Richtung hin orientiert haben."
    Johanna Rahner, katholische Theologin: "Worum geht es bei Kirche? Um das, was sie zu sagen hat. Im Netz des Evangeliums bleiben daher nicht nur die frommen Kirchgänger hängen. 'Der Schatz der Kirche sind nicht die Kirchensteuerzahler, sondern die, die von Herzen geben.' So beantwortet Gerhard Polt, Kabarettist, die Frage 'Was ist heute christlich?' in der 'Zeit'. Luther würde ihm von Herzen zustimmen."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern