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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (7)

Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, der Fernsehjournalist Peter Hahne und der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen kommentieren Martin Luthers siebte These.

27.06.2017
    "Überhaupt niemandem vergibt Gott die Schuld, ohne dass er ihn nicht zugleich - in allem erniedrigt - dem Priester, seinem Vertreter, unterwirft."
    Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker: "Diese These gibt Ausdruck über die außerordentlich herbe Demutstheologie, der sich Luther damals verschrieben weiß: Gott vergibt Schuld, indem er den Schuldbekennenden dem Priester gleichsam als stellvertretendem Richter Gottes unterwirft. Buße bedeutet also: Unterwerfung unter den Richterwillen Gottes."
    Peter Hahne, Fernsehjournalist: "Ja, keiner kann sich selbst vergeben. Modern sagen das ja Politiker immer gern: 'Ich entschuldige mich.' Aber auch für sie gilt: Fehler einzugestehen und um Vergebung zu bitten, also auch die Bevölkerung. Gott vergibt einem Christen nämlich nicht billig im Selbstverfahren, sondern das kostet etwas: sich dann zum Beispiel den Pfarrern zu stellen, die in ihrer Anonymität des Beichtstuhls sich um Gerechtigkeit bemühen und vor allem um Neutralität - also ganz modern."
    Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist: "Ich glaube, Lachen ist die beste Medizin. Humor ist oft der Wechsel der Perspektive. Und hier steckt ja drin dieses große Wort 'Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden.' Es gibt eine Instanz, vor der wir uns mit diesem aufgeblähten Ego eben nicht behaupten können. Das ist ja ein ganz wichtiger Gedanke und diesen Blick hatte Luther und das schätze ich natürlich auch in so drastischen Worten wie: 'Aus einem verkniffen' Arsch kommt kein fröhlicher Furz.' Das traut sich heute auch keiner mehr zu sagen. Heute heißt es: Laktoseintoleranz."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern