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Regelmäßig ein bitteres Ende

Muss man sich sorgen um die WM-Berichterstattung in Südafrika? Seit die heimische Auswahl, die Bafana Bafana, aus dem Turnier geschieden ist, taucht die WM in den Zeitungen oft nicht mal mehr auf der ersten Seite auf. Man muss die WM schon suchen. Und nun ist Afrika gar nicht mehr dabei, nachdem Ghana in einer Partie mit historisch-dramatischer Zuspitzung gegen Uruguay verlor.

Von Jens Weinreich | 03.07.2010
    Wenn es eine afrikanische Mannschaft schon mal ins Viertelfinale schafft, es war erst das dritte Mal in der WM-Geschichte, dann endet das bitter: 1990 führte Kamerun die Engländer phasenweise vor, brillierte mit fantastischen Einlagen, vergaß aber vor lauter Spielfreude das entscheidende Tor zu machen. Das rächte sich, als Gary Linker mit einem Elfmeter die Verlängerung erzwang - und auch den zweiten Strafstoß humorlos zum 3:2 vollendete.

    2002 ging Senegal gegen die Türkei ebenfalls in die Verlängerung. Ilhan Mansiz aus Kempten im Allgäu gelang das erste Golden Goal der WM-Geschichte. Wieder hatte Afrika das Nachsehen.

    2010 nun die Zuspitzung: Uruguays Luis Suárez verhindert mit seiner Torwarteinlage in der letzten Minute der Verlängerung den Siegtreffer Ghanas. Asamoah Gyan, einer der herausragenden Spieler des Turniers und bislang sicherer Elfmeterschütze, drischt den Ball gegen die Latte. Ganz Afrika schmerzt das. Wenige Minuten später traf Gyan im Elfmeterschießen wieder souverän, doch seine Kollegen nicht. Und Ghana war ausgeschieden.

    Am Beispiel Ghana muss sich Afrikas Fußball orientieren. Es war die einzige der sechs Mannschaften, die ein überzeugendes System erkennen ließ, die sich technisch, physisch und taktisch mit der Weltspitze messen konnte. Das mag auch daran gelegen haben, dass der serbische Trainer Milovan Rajevac, wahrlich kein Weltstar, wenigstens zwei Jahre ansatzweise kontinuierlich mit der Mannschaft arbeiten konnte. Das ist die Ausnahme in Afrika, noch immer. In anderen Ländern würde man sagen: das macht Hoffnung für die kommenden Jahre. Da wächst etwas heran, zumal Ghana im vergangenen Jahr Weltmeister der U 20-Junioren wurde.

    In Afrika aber ist das noch immer anders. Und es gibt kaum Anzeichen, dass diese WM die Situation grundlegend verbessern könnte. Die wirren Reaktionen im korruptionsverseuchten Nigeria, wo der Staatschef durchdreht und den Fußballverband auflöste, beweisen das.

    In Südafrika selbst hat der Fußballverband SAFA keinerlei nachhaltige organisatorische Änderungen eingeleitet. Einzig und allein die verbesserte Infrastruktur macht Hoffnung. Nur muss auch ein überzeugendes Konzept her. Das ist nicht zu erkennen.