Im Hockey, dem Fußball sehr ähnlich, hat es funktioniert. Da ist das Abseits vor 18 Jahren abgeschafft worden. Die Redaktion des Fußballmagazins 11Freunde hat das Thema aufgegriffen und ein Experiment durchgeführt: ein professionelles Spiel ohne Abseits, beobachtet von Experten, aufgezeichnet mit 5 Analyse-Kameras. Anfang Oktober ging das über die Bühne. Hertha 03 Zehlendorf und Tennis Borussia Berlin, zwei Oberligisten standen sich gegenüber. Christoph Biermann, Mitglied der 11Freunde-Chefredaktion und Initiator des Experiments, war dabei.
Er sagt: "Durch das Abschaffen der Abseitsregel hat man mehr Platz. Eine der Mannschaften hat sich von einer Betreuerin Tipps geben lassen, die Hockey spielt. Die Mannschaft spielte dann mit sehr weit vorgezogenen und weit außen postierten Außenspielern, um mehr Platz zu erzeugen. Die gegnerische Mannschaft hat sich stärker am Handball orientiert. Das Mittelfeld gaben sie größtenteils auf und standen in der Defensive deutlich enger und verteidigten um einen imaginären Kreis herum.
Nicht mehr Tore
Beides funktionierte zunächst nur zäh, erklärt Biermann. "Einfach weil das Spiel mit Abseits sehr verankert ist. Das hat permanent in den Köpfen gearbeitet und für Verwirrung gesorgt. Die Umstellung dauert."
Die Hauptthese bestätigte sich dagegen nicht: "Am Ende sind nicht mehr Tore gefallen, als bei einem normalen Spiel. Davon waren eigentlich alle ausgegangen." Das Spiel sei aber stärker vor die Strafräume verlagert worden.
Biermanns Fazit: "Das Spiel wird aktuell durch die Abseitsregel sehr stark strukturiert. Weil die Abwehrreihen durch starkes Aufrücken das Feld verkleinern. Würde das wegfallen, müsste sich jeder Trainer sich viel neues Ausdenken. Es wäre ein ganz neuer, ein ganz anderer Fußball."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.