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US-Strafzölle
Keine Ausnahmen für die Schweiz

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist heute in Washington, um mit Donald Trump über die angedrohten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu sprechen. Die Schweiz hat es schon getroffen. Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar.

Von Vera Wolfskämpf | 27.04.2018
    Die Schweizer Nationalfahne weht am 06.02.2014 bei strahlendem Sonnenschein nahe dem Eggishorn bei Fiesch (Wallis) in der Schweiz, im Hintergrund ist der Große Aletsch.
    Die Schweizer Flagge nahe dem Jungfraujoch in den Berner Alpen (dpa/Ralf Hirschberger)
    25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium - diese Zölle zahlen Schweizer Unternehmen, wenn sie in die USA exportieren. Und das betrifft einige, bestätigt Economiesuisse, der Dachverband der Schweizer Wirtschaft. Jan Atteslander ist der Leiter Außenwirtschaft:
    "Auf das Jahr hochgerechnet waren das letztes Jahr 87 Millionen Franken. Das ist also kein Riesenvolumen. Aber es gibt ein paar dutzend Firmen, die sind direkt betroffen. Das heißt, ihre Kunden - denn die Preise steigen stark. Zum Teil werden Bestellungen storniert oder ganz gestrichen."
    Insgesamt gehen nur rund zwei Prozent der gesamten Stahl- und Aluminiumexporte in die USA. Die Schweiz liefere dabei keine Massenprodukte, sondern eher hochspezialisierte wie für Medizintechnik.
    Amerikanische Niederlassungen betroffen
    Dazu gibt es noch indirekt Betroffene, erklärt Jan Atteslander von Economiesuisse:
    "Es gibt dann mehr Firmen, die Niederlassungen in den USA haben, die aus der ganzen Welt Stahl einkaufen. Wenn die plötzlich Strafzölle zahlen müssen, dann haben die ein Problem in der Wertschöpfungskette."
    Dieser Fall könnte für die Sulzer AG eintreten. Der Winterthurer Maschinenbau-Konzern stellt unter anderem Pumpen, Generatoren und Motoren her. Unternehmenssprecher Rainer Weihofen:
    "Also, wir haben eine amerikanische Tochtergesellschaft, die in den USA produziert. Und diese Tochter wäre natürlich betroffen von Material-Engpässen, ausgelöst durch Strafzölle. Deswegen gucken wir da auch ganz genau hin, was da passiert."
    Im Moment seien aber keine Auswirkungen spürbar, so der Unternehmenssprecher, die internationale Einkaufspolitik könne vieles ausgleichen.
    Auch EU könnte Strafmaßnahmen einführen
    Die US-Zölle sind nicht das einzige, was die Schweizer Wirtschaft gerade beunruhigt. Die Frage ist, wie die Europäische Union reagiert. Die Schweiz will vorbeugen, nicht auch noch von dieser Seite mit Zöllen belegt zu werden. Am Montag reiste der Wirtschaftsminister nach Brüssel. Er sprach mit der EU-Handelskommissarin über die engen wirtschaftlichen Beziehungen und den Wunsch einer Sonderbehandlung für die Schweiz. Auch Bundespräsident Alain Berset betont den Status als Exportnation:
    "Wir sind daher interessiert, dass da eine gute, stabile Lösung existiert. Im Moment müssen wir klar beobachten, wie ist die Situation in den Vereinigten Staaten, wie ist die Situation bei der EU. Wir sind genau im Zentrum - kein EU-Mitglied, aber im Zentrum Europas."
    90 Prozent der Stahl- und Aluminiumexporte aus der Schweiz gehen in die EU, also deutlich mehr als in die USA.
    "Zölle sind ein Eigentor"
    Insgesamt sei dieser Industriezweig aber klein und auf Nischen spezialisiert, sagt Jan Atteslander von Economiesuisse. Der größere Schaden würde der europäischen Wirtschaft insgesamt drohen. Er meint:
    "Man muss da realistisch sein. Solche Schutzzölle haben vor allem einen Effekt: Sie verteuern die Preise im Inland, und zwar teils massiv. Und das schwächt dann automatisch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Produzenten, die diese Stahl- oder Aluminiumprodukte verwenden."
    Letztlich bedroht das die heimische Wirtschaft. Auch in den USA könnten Arbeitsplätze verlorengehen. Solche Zölle seien ein Eigentor. Deshalb hofft Jan Atteslander von Economiesuisse auf erfolgreiche politische Verhandlungen - oder zumindest Ausnahmen für die Schweiz.