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Regierungspartner für ein anderes Italien
Was will die Fünf-Sterne-Bewegung?

Die Fünf-Sterne-Bewegung hat ein anderes Italien versprochen. Jetzt könnte die Partei zusammen mit der Lega die Regierungsgeschäfte in Rom übernehmen. Ein rasanter politischer Aufstieg.

Von Kirstin Hausen | 18.05.2018
    Die Fotomontage zeigt Luigi di Maio, Parteichef der Fünf-Sterne-Bewegung und Matteo Salvini, den Vorsitzenden der rechtsextremen Partei Lega.
    Die Fotomontage zeigt Luigi di Maio, Parteichef der Fünf-Sterne-Bewegung und Matteo Salvini, den Vorsitzenden der rechtsextremen Partei Lega. (AFP / Tiziana Fabi)
    8. September 2007. Beppe Grillo, Kabarettist und Kritiker des politischen Systems, ruft zu einem nationalen Protesttag auf. Es ist der Anfang vom Ende des bestehenden Parteiengefüges - und die Geburtsstunde der Fünf-Sterne-Bewegung. Beppe Grillo appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, sich in die politischen Belange des Landes einzumischen – vorerst auf lokaler Ebene.
    Zehntausende Anhänger setzen die Idee um und gründen sogenannte "Meet ups". In Pomigliano d`Arco nordöstlich von Neapel leitet ein 21jähriger Student der Rechtswissenschaften diese Treffen. Es ist Luigi di Maio, der heute die Fünf-Sterne-Bewegung in die Regierungsverantwortung führt.
    Zielscheibe: Korrupte Politiker
    Für die Maio wie für die gesamte neue Partei ändert sich alles mit den Parlamentswahlen im Februar 2013. 25% der Stimmen in der Abgeordnetenkammer und knapp 23% im Senat machen die Fünf-Sterne-Bewegung aus dem Stand zur zweitstärksten politischen Kraft im Land. Für eine kurze Zeit umwirbt die Demokratische Partei die neu hinzugekommenen Politiker, doch die Fünf-Sterne-Bewegung will mit niemandem koalieren, bezeichnet die gesamte Politikergarde des Landes als korrupt und geht in die Opposition.
    Das imponiert vielen Italienerinnen und Italienern, die 5 Jahre später, im März dieses Jahres, noch eindeutiger für die Fünf-Sterne-Bewegung votieren. Vor allem im Süden des Landes.
    "Die Fünf-Sterne-Bewegung hat keine vorbestraften Kandidaten, wie es sie in allen anderen Parteien gibt. Und das ist für uns sehr wichtig".
    "Wir sind das ewige Hin-und Her zwischen rechts und links leid und wollen etwas Neues. Ich bin für die Fünf-Sterne, weil sie, und nur sie, für etwas Neues stehen."
    Aus der Opposition an die Macht
    Die fünf Sterne im Parteilogo stehen für Umweltschutz, das Recht auf sauberes Wasser, technologischen Fortschritt, öffentliche Breitbandkonnektivität und nachhaltige Mobilität. Diese Themen sind zentrale Punkte im Regierungsprogramm, das Luigi di Maio mit dem Lega Nord-Parteiführer Matteo Salvini ausgehandelt hat. Denn jetzt ist von Opposition keine Rede mehr, jetzt wollen die Fünf-Sterne Politiker an die Macht. Europa zittert, weil Beppe Grillo noch vor 5 Jahren den Ausstieg aus dem Euro forderte und darüber das Volk abstimmen lassen wollte.
    "Dann sehen wir, wer dafür und wer dagegen ist. Parteien wie die Lega oder Forza Italia haben in ihren Wahlkampagnen ebenfalls den Ausstieg aus dem Euro zum Thema gemacht. Wenn sie inzwischen ihre Meinung geändert haben, dann zeigt das, wie unglaubwürdig sie sind."
    Doch der geistige Vater der Bewegung hat immer weniger programmatischen Einfluss. Und von einem Ausstieg aus dem Euro wollen nun weder Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung noch Matteo Salvini von der Lega Nord etwas wissen.