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Gefährliches Spielzeug
Keimschleuder Quietscheente

Quietscheentchen sind zwar klein und niedlich, sind aber auch wahre Keimschleudern. Das haben Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zusammen mit Forschern der Universität in Illinois in einer Studie herausgefunden. Im schlimmsten Fall können die Badetiere sogar krank machen.

Von Karl Dietrich Mäurer | 28.03.2018
    Eine hellgelbe Badeente
    Bei der Analyse von Schleim aus dem Bauch der Plastiktierchen entdeckten die Wissenschaftler Bakterien und Pilze (Deutschlandradio / Ellen Wilke)
    Sie sind klein, sie sind meist gelb und sie sind wahre Keimschleudern: die Quietscheentchen für die Badewanne. Das haben Wissenschaftler des Wasserforschungsinstituts der Technischen Hochschule ETH Zürich gemeinsam mit Forschern der Universität Illinois nun belegt. Hauptautorin der Studie mit den niedlichen Entchen ist die aus dem Saarland stammende Mikrobiologin Lisa Neu. Bei dem Experiment hat sie auf Praxisnähe geachtet.
    "Also der erste Schritt war das Sammeln von ganz vielen Badetierchen aus echten Haushalten - also die von kleinen Kindern auch wirklich benutzt wurden. Das waren unsere reellen Proben, und dann gab es noch ein Kontroll-Setup, das heißt von uns Wissenschaftlern genutzte Badeenten nur mit sauberen Wasser und mit schmutzigen Wasser: sprich nach dem Badevorgang."
    Nach dem wissenschaftlich begründeten Wannenbad ging es den Entchen mit einem Skalpell an den Kragen, erzählt Doktorandin Lisa Neu.
    "Also wir haben die Badetiere halbiert - ganz liebevoll halbiert."
    Unappetitliches Inneres
    Wie erwartet war das Innere der Quietscheentchen bedeckt mit Schleim:
    "Viele waren ganz schwarz, manche waren durchsichtig, aber immer schleimig. Also es gab immer einen Biofilm mit Bakterien - schleimiger Matrix."
    Bei der Analyse dieses Schleims aus dem Bauch der süßen Plastiktierchen entdeckten die Wissenschaftler Bakterien und Pilze in einer Konzentration von fünf bis 75 Millionen Zellen pro Quadratzentimeter.
    Man ahnt es schon, die Keimbelastung war besonders hoch bei den Entchen, die unter reellen Bedingungen im Wasser schwammen - also mit Schmutz, Hautschuppen und Seifenrückständen. Eine Nährstoffquelle für Bakterien sind auch manche Kunststoffe selbst - minderwertige Polymere, erklärt Lisa Neu. Sie spricht von einer potenziellen Gesundheitsgefahr:
    "Es gibt ein Risiko, zum Beispiel, wenn man sich das Wasser aus dem Quietscheentchen ins Gesicht spritzt, was Kinder ja gerne mal machen. Dann kann es zu einer Augeninfektion kommen oder Durchfall im schlimmsten Fall."
    Sollten wir beim Badespaß nun aber auf das Quietsche-Entchen verzichten? Die Wissenschaftlerin schüttelt den Kopf:
    "Ich würde auf keinen Fall das Badeentchen aus der Badewanne verbannen, weil das wäre wirklich sehr sehr schade."
    Abkochen hilft
    Lisa Neu rät aber: Die Entenpflege sollte sich nicht allein auf das Trocken auf dem Wannenrand beschränken:
    "Man kann es zum Beispiel auskochen. Man legt es in kochendes Wasser, so wie man es mit den Babyflaschen macht, mit den Trinkflaschen. So tötet man alles ab, was an der Innenseite wächst."

    Auch könnte man der inneren Verschmutzung der Enten vorbeugen:
    "Um dem ein bisschen aus dem Weg zu gehen, kann man natürlich das Loch schließen, oder man kauft Badeentchen ohne Loch, die gibt es mittlerweile auch. Das verliert wieder ein bisschen an Spaßfaktor, also das quietscht nicht. Also, das macht eigentlich gar keinen Sinn."
    Wer durch die Erkenntnisse nun völlig verunsichert ist, der sollte - so rät Lisa Neu - einfach mehrere gleiche Quietsche-Entchen kaufen und die nach und nach austauschen.