Mittwoch, 27. März 2024

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Rehabilitation nach Knochenbrüchen
Weiter Weg zur alten Form

Knochenbrüche heilen mal schneller, mal langsamer - der Genesungsprozess ist allerdings nicht mit dem Zusammenwachsen des Knochens beendet. Je nach Fraktur klagen Patienten darüber, dass sie Muskeln abgebaut haben und ihre Beweglichkeit eingeschränkt ist. Solche Nachwirkungen erfordern meist ausgeklügelte Reha-Maßnahmen.

Von Mirko Smiljanic | 03.01.2017
    Frau mit Gipsfuß und Krücken am 14.09.2004 in Frankfurt am Main. Foto: Arne Dedert dpa |
    Nach Brüchen müssen Patienten oft ausdauernd und regelmäßig trainieren, um wieder zur alten Form zu kommen. (picture alliance / dpa / Arne Dedert )
    So hatte sich der Fotograf Hanns-Joachim Köhler den Ausflug durchs Bergische Land nicht vorgestellt. Eine kleine Unachtsamkeit und schon war es passiert.
    "Ich hatte einen Motorradunfall und dabei habe ich mir den Oberschenkel gebrochen. Ich dachte dann, oho, mit der Operation ist alles erledigt und hab eigentlich total unterschätzt, wie aufwendig die Rehabilitation ist, das ist eigentlich weit mehr als 50 Prozent der Miete, dass man einen ordentliche Muskelaufbau bekommt, um wieder so funktionieren zu können, wie man es eigentlich gewohnt war."
    Der gebrochene Knochen ist mit einem Gammanagel versorgt, innerhalb der Klinik kann Köhler schon ohne Stützen gehen. Fit fühlt sich der Anfang 60-jährige trotzdem nicht. Er hat Muskelmasse verloren, die jetzt im Orthopädischen Rehabilitationszentrum am Marienkrankenhaus Bergisch Gladbach wieder antrainiert wird.
    Bei den Reha-Übungen zählt jeder Zentimeter
    "Legen Sie sich mal auf die Funktionsstemme." Dr. Hubertus Reichling, Ärztlicher Leiter des Reha-Zentrums Marienberg, erklärt seinem Patienten Übungen an der Beinpresse:
    "Wir haben die Funktionsstemme waagerecht gestellt, um keinen zu kleinen Hüftwinkel zu erreichen, wie werden jetzt den Abstand entsprechend einstellen, dass es auf keinen Fall zu einer Beugung des Hüftgelenkes über 90 Grad kommen kann, Herr Köhler, Sie werden jetzt die Füße in dieser Position etwa schulterweit aufstellen."
    Präzise richtet Hubertus Reichling seinen Patienten auf der Beinpresse aus, jeder Zentimeter ist wichtig, um Schmerzen oder neue Verletzungen zu vermeiden.
    "Okay Herr Köhler, dann möchte ich Sie mal bitten, gegen die Platte zu treten und sich im Hüft- und Kniegelenk zu strecken, genau."
    Langsam drückt er zehn Mal gegen die leicht eingestellte Presse, ohne Schmerzen geht es noch nicht.
    "Ich hab eine Ziehen an der Oberschale meiner Oberschenkel, sodass sich dadurch für mich die Sinnhaftigkeit der Übung durchaus erschließt", sagt Köhler lachend.
    Sechs bis acht Wochen Training sind notwendig
    20 bis 25 Wiederholungen sollte der Patient schon schaffen, wobei er regelmäßig über einen längeren Zeitraum trainieren muss:
    "Das heißt, man wird im Rahmen der Kraftausdauer, wie es jetzt der Herr Köhler macht, sicher die nächsten sechs bis acht Wochen trainieren und erst danach vorsichtig in die intensivere Bereiche gehen. Ein intensiverer Bereich hier an der Funktionsstemme würde bedeutet, dass man den Widerstand merklich erhöht und Herr Köhler dann auch nicht mehr in der Lage ist die 25 bis 30 Wiederholungen zu machen."
    Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bleibt zum Schluss die Frage, ob er nach diesem Unfall seine Motorradfahrer-Karriere an den Nagel hängt.
    "Nein, nein, da würde ich ja verrückt werden, ich hoffe wirklich, dass ich im Frühjahr wieder in der Lage bin, völlig normal zu agieren, allerdings wird wohl eine gewisse Vorausschau bleiben müssen, dass man sich effektiv überlegt auch durch dieses wahrhaft traumatische Erlebnis, dass man ein bisschen aufpasst, dass nicht der größte Mist wieder passiert."
    Gespräch zum Thema:
    Über neue Methoden und Materialien bei der Behandlung von Knochenbrüchen spricht Prof. Bertil Bouillon, Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie Köln-Merheim, in der DLF-Sprechstunde.