Donnerstag, 18. April 2024

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Reihe "Helden der Weiterbildung"
Der Traum von der Selbstständigkeit

Dominik Schwarze ist ein leidenschaftlicher Augenoptiker. Er liebt die Arbeit mit den Kunden ebenso wie die fachliche Auseinandersetzung mit der Materie. Eines Tages möchte er sich selbstständig machen - deswegen macht der 32-Jährige jetzt seinen Meister. Für diesen Traum zieht er sogar zeitweise um.

Von Nural Akbayir | 17.06.2016
    Dominik Schwarze
    Dominik Schwarze macht seinen Augenoptikermeister (Nural Akbayir)
    Wenn Dominik Schwarze über seinen Beruf als Augenoptiker spricht, ist er mit viel Leidenschaft bei der Sache:
    "Das macht halt viel Spaß, weil man natürlich auch sich mit den Augen mit einem sehr intimen Thema beschäftigt. Weil es ja auch noch ein bisschen weitgreifender ist, als nur wirklich einfach die Sehstärke zu messen und eine Brille aufzusetzen. Die Fachkompetenz jetzt zum Beispiel noch eine Linse, jetzt im 3. Semester mit formstabilen Linsen so viele individuelle Sachen noch zu berücksichtigen, Menschen zu helfen, die halt schwieriger sehen können. Man spürt halt im Beruf dann auch, oder im Laden eine sehr, sehr große Dankbarkeit."
    Und weil er so begeistert ist, will der 32-Jährige noch mehr. Er möchte sich später einmal selbstständig machen. Dafür absolviert er jetzt eine Weiterbildung zum Augenoptikermeister.
    "Ich möchte gerne mein Fachwissen erweitern. Habe auch mit meinem jetzigen Betrieb einen Glücksgriff gelandet, verstehe mich mit dem Chef sehr, sehr gut. Und hab halt Zukunftsaussichten da den Laden weiterzuführen. Und werde da halt ziemlich gut auch unterstützt. Ja, und hab mich jetzt halt in späten Jahren noch dazu entschlossen, meinen Meister deswegen zu machen."
    Jede Woche zieht er für die Schule um
    Die Übernahme des Ladens ist mit dem Chef bereits abgesprochen und fest geplant. Für seinen Traum von der Selbstständigkeit nimmt Dominik Schwarze Einiges auf sich. Weil er noch in Teilzeit arbeitet, macht er auch die Meisterausbildung in Teilzeit, in der Akademie des Zentralverbandes der Augenoptiker, in Dormagen:
    "Und zwar drei Tage die Woche ist es dann Schule, von morgens bis abends, meistens nachmittags lernen noch im Anschluss. Und dann halt der Wechsel am Donnerstag direkt wieder in den Laden. Also es kommen dann solche Sachen wie halt ok, der Kunde war letzte Woche da, das war die Geschichte. Dann muss ich mir das halt alles wieder ins Gedächtnis zurückholen und irgendwie umswitchen."
    Doch nicht nur das Umschalten im Kopf belastet ihn. Um nicht zusätzlich noch jeden Tag Fahrerei zu haben, hat sich Dominik Schwarze in eine Pension eingemietet, die sich ebenfalls auf dem Gelände der Akademie befindet. Die Hälfte der Woche lebt und arbeitet er also in Ratingen, die andere Hälfte lernt er in der Meisterschule in Dormagen:
    "Was schwierig ist, ist halt das Leben aus dem Koffer, dass ich halt Sonntags meistens hier anreise, dann für drei Tage hier meine Sache natürlich im Koffer habe. Dann wieder zu Hause alles auspacken, wieder komplett der ganze Haushalt, noch dann abends schmeißen. Man muss halt dann unterschiedlich noch einkaufen, was nehm ich hierhin mit. Was brauche ich zu Hause für den Kühlschrank und so weiter, also das ganze Planen halt noch drumrum."
    Dem Leben direkt an der Schule kann der angehende Optikermeister aber auch viel
    Positives abgewinnen. In den Räumlichkeiten der Akademie ist das Üben an den Geräten fast jederzeit möglich. Hier nimmt er zum Beispiel eine Video-Keratographie vor; eine Aufnahme der Hornhaut, um später Linsen anpassen zu können – eine seiner Spezialitäten.
    "Und zwar wird da gleich die Hornhaut wie auf einer Landkarte dargestellt. Also alle kleinen Unebenheiten sind da ersichtlich. Sie sehen hier, wenn Sie gleich geradeaus schauen, in der Mitte eine Fixierleuchte. Können Sie die erkennen?"
    Reporterin: "Hm, so ein roter Punkt, der?"
    Dominik: "Genau, der rote Punkt, und den schauen Sie einfach mal geradeaus an. Beide Augen offen lassen und den Kopf ganz still halten."
    Meister-BAföG in Höhe von 10.000 Euro
    Neben praktischen Inhalten sind beispielsweise auch Betriebswirtschaftslehre oder die Anatomie des Auges Teil der Meisterausbildung. Und die hat ihren Preis. Rund 13.000 Euro kostet sie Dominik Schwarze. Dafür hat er ein Meister-BAföG von um die 10.000 Euro beantragt. Etwa zwei Drittel davon muss er später zurückzahlen. Doch ohne diese Hilfe wäre die Ausbildung für ihn kaum bezahlbar. Denn für seine Teilzeitarbeit bekommt er auch nur anteiliges Gesellengehalt.
    "Was zahle ich halt für mein Auto, was zahle ich für meine Wohnung, und halt die Unterbringung hier. Das heißt, irgendwo muss das alles unter einen Topf passen. Das Gute ist aber, man hat immer noch, oder ich habe immer noch genug zu Essen im Kühlschrank."
    Im August ist nach 18 Monaten die Meisterprüfung dran. Hat er die bestanden, steht der Übernahme des Geschäfts seines Chefs wohl nichts mehr im Weg.