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Reisen
Unterwegs mit dem Fernbus

Mit Fernbussen ans Ziel. Eine Reise von Berlin nach Hamburg soll zeigen, wo die Vor- und Nachteile liegen.

Von Katharina Hamberger | 16.10.2014
    Berlin, zentraler Omnibusbahnhof. Ständig kommen Busse an, fahren wieder ab. Eine große, elektronische Anzeigetafel zeigt in orangefarbenen Buchstaben an, welcher Bus wo abfährt; so wie man das vom Bahnhof kennt. Für mich geht es nach Hamburg. Mein Bus fährt am Halteplatz Nr. 9 und steht auch schon da. Das habe ich online gekauft und selbst ausgedruckt. Oben drauf ein QR-Code.
    Eine Frau scannt den Code mit einem Telefon und entsprechender App.
    Ich kann einsteigen. Gepäck habe ich keines. Die Koffer der anderen Fahrgäste werden im Bauch des Busses verstaut. Ein Platz ist schnell gefunden. Beinfreiheit: ok. Fast so, wie in der Bahn.
    Alleine sitzen ist heute leider nicht möglich. Der Bus ist zu rund 70 Prozent voll. Aber es gibt eine Funktion, die es möglich macht, mit Fremden nicht Schulter an Schulter sitzen zu müssen:
    "Und wenn Sie ihren Partner nicht mehr lieb haben, können Sie den Sitz auch ausschwenken zum Gang hin."
    Ich habe mich für MeinFernbus entschieden, quasi die Mittelklasse. Der Postbus gilt als Luxusausgabe – ist aber auch teurer. Heute haben die meisten Fahrgäste acht Euro bezahlt. Das Ticket haben viele im Internet gekauft – manche haben den günstigsten Preis bei einem Vergleichsportal gefunden, andere haben es sich noch einfacher gemacht.
    "Also das war total easy. Im Internet gibst Du bei Google ein 'Berlin-Hamburg', fertig. Ja und dann hast du ungefähr acht zur Auswahl. Und ich weiß nicht, zehnmal am Tag wird gefahren. Total unkompliziert."
    Gute drei Stunden soll die Fahrt dauern. Aber wir stehen gleich am Anfang im Stau. Der Busfahrer umfährt ihn nicht – weil es sich nicht lohnt.
    "Unser Navigationssystem sagt uns meist eine Alternativroute. Wenn die kürzer ist als fünf Minuten, dann sagen wir aber auch, nee, dann bleiben wir lieber im Stau."
    Die Toiletten sind sauber
    Auf der Autobahn mache ich dann mal den Test, vor dem ich mich noch etwas scheue – die Erfahrung mit der Toilette im Bus auf Klassenfahrten war meistens nicht die beste. Der Ort ist immer noch derselbe: beim hinteren Ausgang. Und es erfordert schon akrobatisches Geschick, dort hinzukommen. Der Gang zwischen den Sitzreihen hat sich stellenweise massiv verkleinert, weil einige Passagiere die Weg-Rück-Funktion der Sitze in Anspruch genommen haben. Der schwierigere Teil ist es aber von den steilen Stufen hinunter zum Ausgang die Toilettentür zu öffnen und dann hineinzusteigen. Drinnen ist alles sauber.
    Der Ausstieg aus der Toilette ist ähnlich kompliziert. Alte Menschen könnten wohl ein Problem bekommen. Fazit: Kann man machen, wenn es dringend ist.
    Nun mal das WLan testen. Die Anmeldung erfolgt problemlos – aber zeitweise ruckelt es dann doch und ich greife lieber auf mein mobiles Netz zurück. Zumindest kann mir der Akku nicht ausgehen – über jedem Platz gibt es eine Steckdose. Manche haben auch ihren Laptop dabei. Allerdings, um konzentriert zu arbeiten, wie im Zug, ist die Abstellmöglichkeit für den Laptop zu klein. Nach rund vier Stunden ruhiger Fahrt – die meisten Fahrgäste schlafen oder hören leise Musik – sind wir in Hamburg angekommen.
    In Hamburg liegt der Busbahnhof, wie auch zum Beispiel in München, wesentlich zentraler als in Berlin, nämlich direkt neben dem Hauptbahnhof. Das ist ein Vorteil, wenn man direkt weiter in die Innenstadt will. Den Rückweg trete ich am nächsten Tag an. Dass der Bus mit einer Viertelstunde Verspätung losfährt, erfahre ich per SMS. Trotzdem: Wir kommen relativ pünktlich in Berlin an.