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Rekordgewinne
Beim Gesundheitskonzern Fresenius läuft es rund

Der Gesundheitskonzern Fresenius hat heute seine Jahresbilanz vorgestellt. Man habe schon im vergangenen Jahr die eigentlich erst für 2017 gesetzten Ziele erreicht. Eine der Ideen für die Zukunft: ein kostenpflichtiges Patientennetzwerk.

Von Michael Braun | 24.02.2016
    Das Logo des Konzerns Fresenius ist auf Fahnen vor dem Hauptsitz in Bad Homburg zu sehen.
    Fresenius und Fresenius Medical Care seit Jahren auf Wachstumskurs - der Gesundheitsmarkt boomt. (dpa / Emily Wabitsch)
    Im Windschatten der anderen scheint sich’s gut zu leben. Fresenius-Vorstand Ulf Schneider macht das schon gut zehn Jahre. Er zeigt gern Schaubilder solcher Zeitreihen. Und dann weist er nach, dass alle Stürme an Fresenius vorbeigezogen sind, auch die letzte Finanz- und Weltwirtschaftskrise. Etwa bei der Dividendenentwicklung:
    "Die durchschnittliche Wachstumsrate über einen sehr langen Zeitraum, hier nämlich seit 1993, 16 Prozent. Der Anstieg dieses Jahr 25 Prozent."
    Wachstumsmarkt Gesundheit
    Beim Mutterkonzern steigt also auch die Ausschüttung für 2015, zum 23. Mal in Folge. Bei der Tochter, beim ebenfalls börsennotierten Dialysekonzern Fresenius Medical Care, geht es zum 19. Mal in Folge aufwärts mit der Dividende, wenn auch nur um drei Prozent. Fresenius Medical Care hatte Ärger mit der amerikanischen Gesundheitspolitik. Die hatte seit Frühjahr 2013 das Honorar gekürzt, wenn staatlich versicherte Dialysepatienten zur Nierenwäsche in die Kliniken des Konzerns kamen. Zwei Drittel seiner gut 3.400 Kliniken weltweit stehen in Amerika. Hinzu kam, dass Patienten klagten, ein Dialysemittel schädige das Herz. Die Einnahmeausfälle hat Unternehmensvorstand Rice Powell mit einem Sparprogramm neutralisiert, die Klagen mit einer Millionenstrafe kalkulierbar gemacht. 2013 und 2014 sei Fresenius Medical Care deshalb nicht gewachsen, sagte er, aber jetzt sei das Unternehmen wieder auf Kurs:
    "In 13 and 14 we could not grow our earnings. But we were back to growth this year."
    Bei der Mutter Fresenius war es nie anders. Der Vorstandsvorsitzende Schneider fasste das Ergebnis 2015 so zusammen:
    "In aller Bescheidenheit: Es war wirklich ein grandioses Jahr."
    Gut gelaufen sind vor allem die Bereiche, die intravenös zu verabreichende Arzneimittel sowie klinische Ernährung herstellen. Und die Krankenhauskette Helios. Die gut 40 vom einstigen Konkurrenten Rhön-Kliniken übernommenen Krankenhäuser sind integriert. Der gemeinsame Einkauf hat für alle Helios-Kliniken bessere Preise gebracht. Nun komme Teil zwei der Integration, so Schneider, nämlich:
    "dass wir über die Zeit es beabsichtigen, diese Rhön-Häuser auf das Margenniveau zu bringen, das wir auch von den Helios-Häusern verlangen. Dieser Prozess ist ongoing und wird wahrscheinlich noch ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen, liegt damit aber auch in dem Zeitrahmen, den wir vorgegeben hatten."
    Idee des Patientennetzwerkes - Lotse durchs Gesundheitssystem
    Fresenius hat die für 2017 gesetzten Ziele schon 2015 erreicht. Die neue mittelfristige Planung reicht bis 2019. Dann soll der Gewinn mindestens 40 Prozent höher sein als voriges Jahr. Eine Idee, die das mittragen soll: Ein Netzwerk Gesundheitskoordination, eine Art ADAC für Kranke: Menschen sollen für die Mitgliedschaft in einem Patientennetzwerk zahlen, sollen dort im Notfall anrufen. Und so, wie sie beim ADAC nach einer Panne abgeschleppt oder zurückgeflogen werden, führt das Netzwerk sie durchs Gesundheitssystem: zu Arzt, Apotheke, Sanitätshaus, Pflegedienst. Und natürlich zu den kalorischen Ernährungsdrinks von Fresenius.