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Rente für Doping-Opfer
"Eine Ermutigung für die Opfer"

Cornelia Reichhelm ist das erste Opfer von DDR-Doping, dem nach zwölf Jahren Kampf eine dauerhafte Rente zugesprochen wurde. Dabei handle es sich um einen politische Kampf. Der Weg über die Gerichte sei den Doping-Opfern allgemein nicht zuzumuten, sagte Reichhelm im DLF.

Cornelia Reichhelm im Gespräch mit Philipp May | 19.07.2015
    Ein Tropfen an der Nadel einer Spritze
    Ein Tropfen an der Nadel einer Spritze (dpa / picture-alliance / Patrick Seeger)
    Das Sozialgericht Magdeburg entschied, dass 60 Prozent der Schädigungen eindeutig auf das Doping zurückgeführt werden. Dieser Anteil sei für sie schwer nachvollziehbar, nach verschiedene Gutachten alle Schäden auf Doping zurückzuführen, so Reichhelm, die in ihrer Jugend in der DDR ruderte. Sie sagte: "Mit ein bisschen Abstand kann ich zufrieden sein, denn es ist das erste Urteil, das die Schäden am Bewegungsapparat anerkennt." Sie werde nicht in Berufung gehen.
    Sie denkt aber, die Gegenseite werde in Berufung gehen. Das Amt für Gesundheit und Soziales Berlin habe sich geweigert, ihr einen Bescheid zu geben und das Verfahren verzögern wollen
    Sie gehe von einer Grundrente von 307 Euro aus. Seit 15 Jahren habe sie keinen Cent bekommen. Aufwiegen könne diese Rente die Schäden nicht, aber es handle sich dabei um eine Versorgung, die sie dringend brauche.
    Politische Rente
    Reichhelm erklärt den schwierigen Kampf der DDR-Dopingopfer damit, dass es sich bei ihrer Rente "um eine politische Rente handelt".
    Schäden würden herunter gespielt und die Politik sei nicht daran interessiert, dass es Doping-Opfer gebe. Reichhelm sagte: "Ich hoffe, dass es für die Opfer eine Ermutigung ist." Mit dem Urteil sei ein Nachweis erbracht, dass es einen Zusammenhang zwischen Schäden am Bewegungsapparat und Doping gebe. Der Weg über die Gerichte sei für die Opfer nicht zumutbar, die krank seien und Schmerzen haben. In einem Interview mit dem DLF im Oktober hatte Reichhelm ihre Leiden aufgrund des DDR-Zwangsdopings geschildert, bei dem ihr die Mittel sogar in die Schokolade gemischt worden waren.
    Reichhelm machte der Bundesrepublik schwere Vorwürfe. Der Staat müsse sich um die Versorgung kümmern, doch viele Opfer würden vorher wegsterben. Sie erklärte, die BRD sei für sie kein Staat.
    Das vollständige Gespräch können Sie als Audio-on-Demand nachhören.