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Rentenreform
Große Nachfrage nach Rente ab 63

Es war eines der Wahlversprechen der SPD: die Rente ab 63. Jetzt zeigt sich, die anfängliche Nachfrage ist offenbar größer als angenommen. Nach Medienberichten kommen in diesem und im nächsten Jahr erhebliche Mehrkosten auf den Bundeshaushalt zu.

20.11.2014
    Ein Schreiben der Deutschen Rentenversicherung.
    Die Rente ab 63 ist gefragter als zunächst erwartet. (picture alliance / dpa / Franz-Peter Tschauner)
    Nach Angaben eines Sprechers der Rentenversicherung sind in diesem Jahr bisher 163.000 Anträge eingegangen. Davon seien 110.000 bereits bearbeitet und "fast ausnahmslos" bewilligt worden. Zwei Drittel der Anträge kämen von Männern.
    Daraus ergibt sich: Die Kosten für die abschlagsfreie Rente ab 63 liegen höher als gedacht. Zwar ging die Bundesregierung in ihren Plänen davon aus, dass die Aufwendungen "rasch" steigen werden, aber so rasch, wie es sich nun abzeichnet, sahen es die Prognosen nicht voraus.
    Prognose sah langsamere Steigerung vor
    In diesem Jahr wird die Rente ab 63 wohl 1,5 Milliarden Euro kosten statt der ursprünglich geplanten 0,9 Milliarden. Im kommenden Jahr werden es voraussichtlich drei Milliarden sein statt 1,9 Milliarden. Diese Ausgaben von drei Milliarden Euro hatte die Bundesregierung erst langfristig, für das Jahr 2030, vorausgesagt.
    Zuletzt hatten die sogenannten Wirtschaftsweisen die Rentenpläne der Bundesregierung kritisiert. Die Rentenversicherung werde dadurch früher gefährdet als ohne diese Maßnahmen. Grundsätzlich müsse die Lebensarbeitszeit steigen statt sinken. Die Rente ab 63 schade so auch der Wirtschaft insgesamt.
    Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) verteidigte seinerzeit die Pläne als "solide" finanziert und gerecht. Kritiker halten die Regelung generell für ungerecht, da sie zu Lasten der jüngeren Generationen gehe.
    Aus Sicht der Grünen ist die Informationspolitik der Bundesregierung bei dem Thema nicht ausreichend. "Die Salamitaktik nimmt kein Ende", erklärte der Grünen-Rentenexperte Markus Kurth. Es sei selbst für Experten unklar, wie viele Personen langfristig die Rente ab 63 in Anspruch nehmen könnten - und damit seien auch die Kosten nicht absehbar.
    Die Linke hält die Kritik für unbegründet. "45 Jahre Arbeit, Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen sind genug, um sich in den Ruhestand zu begeben", sagte der rentenpolitische Sprecher Matthias Birkwald. Er geht zudem davon aus, dass in Zukunft immer weniger Versicherte Anträge stellen, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllen.
    (pr/bor)