Freitag, 29. März 2024

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Reportage
Befreiung für die Gallenblase

Gallensteine sind eine schmerzhafte Angelegenheit. Sie verschließen den Gallengang. Meist lassen sie sich entfernen - manchmal muss jedoch die ganze Gallenblase entfernt werden, mit der sogenannten Schlüssellochchirurgie.

Von Martin Winkelheide | 02.12.2014
    Gallenstein-OP im Nürnberger Nord-Klinikum.
    Gallenstein-OP im Nürnberger Nord-Klinikum. (dpa/picture alliance/Claus Felix)
    "Es sind richtig krampfartige Schmerzen gewesen. Es hat mit Rückenschmerzen angefangen, und drei Tage später habe ich gesehen, dass ich im Gesicht ganz gelblich wurde. Und auch ganz gelbliche Augen bekommen habe."
    Ein Gallenstein hatte bei der jungen Frau den Gallengang verschlossen. Der Stein ist entfernt worden. Offenbar sind aber noch weitere Steine da.
    Für Prof. Christian Krieglstein, den Leiter der Chirurgie am Sankt Elisabeth Krankenhaus in Köln-Hohenlind ist schnell klar: Die Gallenblase muss raus.
    Minimal invasiv.
    "Ich starte mit einem Hautschnitt im Nabel."
    Der Schnitt ist wirklich nur einen Zentimeter groß.
    "Die Operationsschleuse, bitte. Trochar."
    Gallenblase wird von Leber abgelöst
    Das ist eine Metallhülse, ein längeres Rohr, mit Anschlüssen.
    "Einmal der CO2-Anschluss und einmal für eine Schleuse für das Instrument beziehungsweise die Kamera, die hier hereinkommen soll. Wir pumpen jetzt die Bauchhöhle mit CO2 auf. Und jetzt sehen wir schon ganz gut in die Bauchhöhle hinein. Der erste Schritt ist, dass man sich vergewissert, dass es im Bauch keine überraschenden Befunde gibt. Hier ist alles gesund. Auch das Leberorgan. Und unter der Leber erkennt man gerade versteckt die Gallenblase. Und jetzt kommen noch zwei weitere fünf Millimeter durchmessende Schleusen. Ich finde, man sieht, dass die Gallenblase etwas länger erkrankt ist. Denn die Wand ist nicht mehr zart, die ist schon etwas verdickt. Zum Durchtrennen des Gewebes nehmen wir Strom. Gleichzeitig können wir damit eine Blutstillung durchführen. Ich arbeite mich jetzt an der Gallenblasenwand entlang und suche den Übergang von Gallenblase in den ductus zysticus, das ist der kleine Verbindungsgang zwischen Gallenblase und Hauptgallengang. Ich muss sehr langsam arbeiten und auch vorsichtig arbeiten, dass wir jede Blutung gleich stillen. Die Übersicht muss erhalten bleiben."
    Sie lösen die Gallenblase von der Leber ab.
    "Die hängt an der Leberkapsel dran, und ich durchtrenne die Strukturen, die das festhalten."
    Das heißt, Sie müssen auch aufpassen, dass sie die Leber nicht touchieren, weil die sehr gut durchblutet ist.
    "Hier habe ich das Gefäß, das die Gallenblase arteriell mit Blut versorgt. Mit einem Titanium-Clip wird das Gefäß dann verschlossen. Zwei Clips nach zentral, dort, wo das Blut herkommt. Ein Clip nach peripher, dort, wo das Blut hinfließt. Und dann kann man das durchtrennen. Schere bitte. Jetzt wird tatsächlich die Gallenblase aus dem Leberbett herausgelöst. Dabei die Leberkapsel erhalten."
    Die Gallenblase ist jetzt vollkommen losgelöst von der Leber.
    Jetzt haben Sie eine Klammer gesetzt. Eine Plastikklammer?
    "Die ist aus einem resorbierbaren Material und verschwindet nach etwa zwölf Wochen. Jetzt setze ich hier noch einmal Clips, damit nicht Gallenflüssigkeit austritt aus der Gallenblase, weil ich ja hier eröffne."
    30 Steine - Blase war völlig gefüllt
    Sie haben die Kamera jetzt in einen anderen Arbeitskanal gelegt.
    "Der Plan ist, die Gallenblase über den Nabelbereich zu entfernen. Wir holen die Gallenblase hier zum Nabel raus."
    Sie haben sie schon durchgezogen jetzt?
    "Hier kommt sie raus. Gut. Unser Assistent hat hier die Gallenblase eröffnet. Und das ist wirklich ein Steinbruch. Jetzt wird es schwierig zu zählen. Zehn, zwölf...22, 24, ich würde mal sagen 30 Steine sicher."
    Und klein sind die Steine auch nicht.
    "Die Gallenblase war jetzt im Prinzip völlig mit Steinen ausgefüllt."