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Reportage
Die Spende einer Niere

Dagmar M. hat lange gezweifelt, ob sie ihrem Mann eine Niere spenden soll. Der ist Dialysepatient und benötigt ein Spenderorgan. Sie hat sich entschieden.

Von Renate Rutta | 01.04.2014
    "Ich habe lange gebraucht für diese Entscheidung. Das erste Jahr habe ich gesagt, ich mache es auf keinen Fall."
    Dagmar M. ist Anfang 50, ihr Mann ist Dialysepatient. Sie stand vor der Frage, ob sie ihm eine Niere spenden soll.
    "Im zweiten Jahr seitdem mein Mann Dialyse macht, habe ich gesehen, wie viel Einfluss das auf unsere Familie hat und auch, wie es ihm körperlich geht, und dann habe ich mich doch entschieden. Und dadurch, dass auch in der Nachbarschaft ein Paar lebt, wo es schon seit zehn Jahren ohne Probleme funktioniert hat, diese Spende, und ich bleibe auch dabei."
    Zuerst zögerte sie noch. Sie wollte nur im Notfall einspringen, wenn es ihrem Mann ganz schlecht geht.
    "Ein Jahr habe ich gesagt, ich mache es auf gar keinen Fall, weil ich dachte, ich muss meine Niere für meine Kinder verwahren. Und habe dann eine Gesundheitswoche genommen, um mich auch psychologisch beraten zu lassen, einfach in mich gehen zu können. Und habe mich dann eigentlich dafür entschieden."
    Viele Gedanken gingen ihr vor der endgültigen Entscheidung im Kopf herum.
    "Ich lege sehr viel Wert auf Gesundheit. Ich mache Yoga, ich lebe vegetarisch, fast vegan und Gesundheit war mir immer ganz wichtig und ich wollte 100 Jahre alt werden. Deswegen, die Niere zu spenden, das habe ich dann doch überlegt. Ich habe Angst gehabt, dass ich anfange, meine Niere bei ihm zu kontrollieren. Dadurch, dass ich so auf die Gesundheit, wenig Süßigkeiten, vegetarisch, Sport mache und er ein ganz anderer Typ ist, habe ich gedacht, wenn ich jetzt meine Niere abgebe, dann schreibe ich ihm hinterher vor, das gibt es nicht zu essen. Geht gar nicht. Und das war es auch, was ich in dieser Gesundheitswoche angesprochen habe. Kann mir das passieren? Ich habe meine Nachbarin gefragt, die sagte, gar nicht. Ich habe das abgegeben und dann war die Sache für mich fertig."
    Nach vielen Wochen war dann die Entscheidung endgültig gereift.
    "Jetzt habe ich mich damit abgefunden und ich habe auch ein positives Gefühl. Man surft im Internet, liest auch negative Sachen, aber irgendwo ist bei mir die Einstellung, bei mir aber nicht, bei mir wird das funktionieren.
    Ich bin guten Mutes, dass alles in Ordnung geht und dass wir beide gesund aus der Operation rausgehen."
    Von ihrem Arzt wurde sie über die Risiken der Lebendspende aufgeklärt und dann kam noch ein Termin mit der Ethikkommission.
    "Bei mir saß ein Richter vor, ein Arzt und eine Psychologin und dann noch eine Schriftführerin. Die haben solche Fragen gefragt, wie, ob mein Mann mich gefragt hat, ob ich die Niere spenden wollte. Aber die Idee der Spende ist von mir selber gekommen. Mein Mann hat mich nie gefragt und er hat auch ich denke immer noch Probleme, das auch annehmen zu können. Und in der Ethikkommission ist das noch mal hinterfragt worden.
    Jetzt wird der Termin ausgemacht. Mein Mann wird sechs Wochen vorbereitet. Dann denke ich, dass im Mai die Operation stattfinden wird.
    Ich möchte auch, dass das jetzt irgendwann abgeschlossen ist. Wir sind jetzt seit August letzten Jahres dran, die ganzen Untersuchungen und immer wieder Gespräche führen. Irgendwann möchte man diesen Schlussstrich ziehen, dass es dann vorbeigeht. "