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Reportage Handchirurgie
Die Rhizarthrose

Rhizarthrose ist die Arthrose des Daumensattelgelenks. Dieses ist für die Beweglichkeit des Daumens von großer Bedeutung. Vor allem Frauen im Alter von 50 bis 60 Jahren sind von der Erkrankung betroffen. Bei einer Operation kann der betroffene Bereich durch eine Sehne ersetzt werden.

Von Martin Winkelheide | 18.04.2017
    Ärzte bei einer Operation im Operationssaal
    Bei einer Rhizarthrose kann eine Operation helfen (imago)
    Klinikum Worms. Montagmorgen. Im OP ist alles vorbereitet. "Wir sehen die digitalen Röntgen-Aufnahmen der rechten Hand der 55-jährigen Patientin, die jetzt schon schläft und in Kürze operiert wird." Professor Jochen Blum leitet den Eingriff. "Die Hauptdiagnose: eine so genannte Rhizarthrose. Eine Arthrose des so genannten Daumen-Sattel-Gelenkes, also an der Basis des ersten Mittelhandknochens zur Handwurzel hin. Der damit verbundene Hand-Wurzel-Knochen, das so genannte Os Trapezium ist deformiert, deswegen werden wir ihn ersetzen. Durch eine spezifische Sehne, die wir transplantieren bei dieser Operation."
    "Woher nehmen Sie die Sehne her?" – "Die kommt vom Handgelenk. Es ist eine so genannte Palmaris-longus-Sehne. Präparieren wir auch separat und bereiten die zu." Genau dies steht zu Beginn des Eingriffs. Jochen Blum macht einen kleinen Schnitt. In einer Hautfalte. Auf der Innenseite des Handgelenks. Er legt den Beginn der gesuchten Palmaris-longus-Sehne frei – schafft dann vorsichtig Platz für ein Spezialgerät: den Stripper. "… mit dem ich schonend in die Tiefe kann, diese Sehne gewinnen kann, ohne einen großen Schnitt machen zu müssen."
    Erst Sehne freilegen, dann Gelenkkapsel präparieren
    "Sie haben jetzt die Sehne komplett gelöst." – "Da hängt noch ein bisschen Muskel dran. Das sind nur ein paar Fasern, die jetzt entfernt werden." Der kleine Schnitt im Handgelenk wird wieder verschlossen. Eine Drainage leitet Wundflüssigkeit ab. Jetzt: Teil Zwei der Operation. "Jetzt kümmern wir uns um den eigentlichen Ort des Geschehens. Man tastet an den Landmarken. Nutzt einen geraden Schnitt. Achtet darauf, dass man darunter Nerven, Gefäße, Sehnen in Ruhe lässt. Und zu Seite hält…" – "Denn da ist alles sehr eng beieinander." – "Sehr eng, genau. Ich präpariere jetzt die Gelenkkapsel, die wir hinterher wieder komplett drüber verschließen wollen. Jetzt schaue ich hier in diesen Gelenkspalt schon mal rein…"
    Jochen Blum legt nach und nach den defekten Knochen, das Os Trapezium, frei. Die Enden des Knochens markiert er mit je einer kleinen Metall-Kanüle. Eine Röntgenaufnahme. Zur Kontrolle. Sie gibt zusätzliche Sicherheit. "Ja, genau. Man denkt, Handchirurgie ist immer filigran und ganz fein, aber jetzt kommt ein Abschnitt, der ist gar nicht so filigran, weil wir müssen dieses Os Trapezium entfernen. Wir lösen das jetzt Stück für Stück aus. Es muss wirklich komplett entfernt sein, da dürfen keine Reste übrig sein."
    Transplantat darf sich nicht verrenken
    "Wie groß – ungefähr - ist das Knochenstück, das Sie da rausholen?" – "Zwei mal 2,5 Zentimeter. Ich werde noch einmal spülen." Aus der länglichen Sehne ist so etwas wie ein zusammengenähter kleiner Fußball geworden, der diese Knochenform hat. "Genau. Den muss man natürlich an der richtigen Stelle platzieren, dass er wirklich genau seine Funktion erfüllt. Das ist der wichtigste Schritt eigentlich, dass dieses Transplantat genau so platziert wird, dass es sich nicht verrenken kann…."
    "Also, dass es weder wandert, noch irgendwo scheuert." – "Genau." – "Sie vernähen das jetzt mit der Gelenkkapsel." – "So, jetzt haben wir das Ganze wieder komplett und stabil verschlossen." – "Das heißt, alles liegt jetzt gut." – "Genau richtig so, wie ich mir das vorstelle von der Stabilität her. Jetzt verschließen wir erst wieder das Unterhautgewebe, ein so genannter schichtweiser Wundverschluss."
    Die Wunde ist verschlossen. Jochen Blum legt einen Wundverband auf. Dann einen Gipsverband. Der stellt den Daumen ruhig. Damit alles gut verheilen kann. "Das war es. Ziel erreicht. Es gab keine Probleme, keine Komplikationen." So, wie man das gerne möchte.