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Reportage
Lungenhochdruck genauer messen

Um eine genaue Diagnose zu erstellen oder um zu schauen, wie gut eine Therapie bei Lungenhochdruck angeschlagen hat, sollte dieser genauer gemessen werden. Das geht mithilfe einer Katheter-Untersuchung. Die Patientin leidet schon länger an erhöhtem Lungendruck.

Von Barbara Weber | 23.02.2016
    "Ich war kurzatmig beim Treppensteigen und beim Radfahren direkt erschöpft. Und der Radiologe hat das dann direkt festgestellt."
    Ingrid Bongartz leidet an Lungenhochdruck. Professor Stephan Rosenkranz ist Oberarzt am Herzzentrum der Universitätsklinik Köln. Er möchte herausfinden, ob die Medikamente, die er Inge Bongartz verordnet hat, auch tatsächlich wirken. Dazu will er ihren Blutdruck kontrollieren. Vor Ort - im kleinen Lungenkreislauf. Mithilfe eines Katheters.
    "Wir haben jetzt hier in der Leiste die Vene punktiert. Wir schieben jetzt den Rechtsherzkatheter vor. Dieser Katheter hat an der Spitze einen Ballon. Das sehen wir hier."
    Bis auf die Leiste ist die Patientin mit sterilen, grünen Tüchern abgedeckt. Stefan Rosenkranz schiebt den Katheter vorsichtig vor. Zentimeter um Zentimeter - in Richtung Herz.
    "Wir sind jetzt im rechten Vorhof - schieben das weiter vor in die rechte Kammer."
    Neben der Liege stehen mehrere Bildschirme. Auf einem Monitor beobachtet Professor Rosenkranz die Bewegung des Katheters im Körper.
    "Das Herz kann ein paar Extraschläge machen, wenn wir da irgendwo anstoßen. Aber es wird nicht schlimm. Da kitzeln wir das Herz ein bisschen, aber nicht schlimm. Und jetzt müssen wir in die Pulmonal-Arterie."
    Also in die Lungenschlagader, die das sauerstoffarme, venöse Blut vom Herzen zur Lunge transportiert.
    "Und jetzt schieben wir das vor bis der Ballon das Gefäß verschließt. An dieser Stelle sind wir jetzt. Das ist jetzt der sogenannte Pulmonal-arterielle-Verschlussdruck, den brauchen wir, um festzustellen, um welche Art des Lungenhochdrucks es sich handelt, und jetzt messen wir. Und das sieht schon prima aus. Hier haben wir die typische Druckkurve. Prima - das geht jetzt in der Einatmung immer ein bisschen runter, und wenn die Patientin ausatmet, etwas hoch. Und jetzt lassen wir gleich den Ballon ab. Momentan verschließen wir mit dem Ballon das Gefäß und damit unterdrücken wir den Blutfluss. Und jetzt machen wir den Ballon auf, und wir messen jetzt den Pulmonal-arteriellen-Druck. Das ist jetzt, wenn wir uns die Druckkurve ansehen, viel höher. Jetzt werten wir das aus, das muss nachher noch ganz genau ausgewertet werden. Aber prima Vista kann man schon das sagen, was wir schon aufgrund der Ultraschallbefunde vermuten konnten, dass hier ein nicht unerheblicher Lungenhochdruck vorhanden ist."
    Patientin: "Noch immer?"
    Arzt: "Ja, das ist schon besser, weil es in diesem Fall schon behandelt ist, aber wir haben hier immer noch einen erhöhten Druck."
    Der Arzt nimmt noch eine Blutprobe, um den Sauerstoffgehalt des Blutes in der Lungenarterie zu testen.
    "Wir sind fast schon fertig. Wir machen jetzt nur noch den sogenannten Rückzug."
    Während der Arzt den Katheter langsam zurückzieht misst er weiterhin den Druck.
    "Jetzt sind wir fertig. Das waren wichtige Informationen, sodass wir Sie dann auch optimiert behandeln können."
    Durch die Behandlung ihres Lungenhochdrucks geht es der Patientin schon jetzt viel besser:
    "Ich geh' Bergwandern bis auf 1.800 Meter hoch, ich geh' schwimmen, ich mache lange Radtouren, ja, doch, schaffe ich schon ganz gut. Da im Allgäu, wo ich früher gewohnt habe, da gehe ich viel wandern."