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Reportage
Sexualstörung – ein Betroffener berichtet

Wenn es mit dem Sex nicht mehr klappt - bei einem solch sensiblen Thema fällt es vielen schwer, mit anderen darüber zu sprechen. Auch der Gang zum Arzt kostet Überwindung. Einige Betroffene setzen aber auch auf einen offenen Umgang mit dem Problem.

Von Thomas Liesen | 01.07.2014
    In einer Handfläche liegen Viagra-Tabletten.
    Viagra-Pillen. Medikamente können gegebenenfalls helfen, ihr Erfolg ist aber keineswegs garantiert. (picture-alliance / dpa - Jerzy Dabrowski)

    Es ist schon mehr als zehn Jahre her, als es begann. Werner Zaefferer bekam eine Depression. Und mit dem psychischen Einbruch setzten gleichzeitig Erektionsstörungen ein.
    "Ich stand erst mal vor einem Trümmerhaufen, ich denke, das hat meine Männlichkeit stark in Mitleidenschaft gezogen. Bin ich noch ein richtiger Mann, wenn ich keine Erektion mehr bekomme? Da waren schon große Zweifel."
    Werner Zaefferer versuchte zunächst, seine Depression in den Griff zu bekommen, was ihm mit ärztlicher Hilfe auch gelang. Die Erektionsstörungen aber blieben. Körperliche Ursachen schloss sein Hausarzt nach eingehender Untersuchung aus. Er verschrieb ihm schließlich Viagra.
    "Das hat mir zunächst mal geholfen. Es hat mir zeitweilig auch geholfen, zu wissen: Ich habe dieses Medikament zur Hand, aber ich muss es nicht nehmen. Es wurde dann besser, aber ich muss auch klar sagen: Es ging danach wieder bergab."
    Er sprach viel mit seiner Frau, sie kamen überein, dass Sex auch ohne Geschlechtsverkehr möglich sein sollte. Sie wollten es zumindest probieren.
    "So, wie sie es gesagt hat, war es für sie am Anfang keine Notlösung, aber auch keine Dauerlösung. Es war gut, es war soweit in Ordnung, aber dauerhaft dabei zu bleiben, wäre nicht in Ordnung gewesen, ganz sicher nicht. Und das hat sie auch deutlich so geäußert. Das hat mich natürlich auch wieder unter Druck gesetzt, 'es muss hin und wieder klappen', war nicht gut."
    Impotenz-Selbsthilfegruppe
    In seiner Not suchte Werner Zaefferer das Gespräch mit anderen Betroffenen. Und er gründete eine Impotenz-Selbsthilfegruppe.
    "Das ist glaube ich ein ganz wichtiger Punkt gewesen, diese Möglichkeit, sich auszutauschen, dass wir alle das gleiche Problem haben und daher auch keine Gründe, Scham zu haben oder gehemmt zu sein."
    Immer wieder trifft er seitdem in seiner Gruppe auf Männer, die angesichts ihrer sexuellen Probleme resignieren und sagen: Dann lebe ich eben ohne Sex. Für Werner Zaefferer ist das allerdings auf keinen Fall die Lösung.
    "Die Libido ist weiterhin vorhanden. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, ich will das nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Ich möchte weiter meine Sexualität leben."