Donnerstag, 25. April 2024

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Reportage Sturzprophylaxe
Mit Training zu mehr Balance

Ältere Menschen mangelt es an Gleichgewichtssinn und Muskelkraft. Die Folge - sie stürzen. Das zieht oft orthopädische und internistische Verletzungen nach sich, teilweise mit lebensbedrohlichen Folgen. Wie lassen sich diese schweren Komplikationen vermeiden? Die Antwort ist ziemlich einfach. Der Sturz bleibt aus - und genau das lässt sich trainieren.

Von Mirko Smiljanic | 21.06.2016
    Sportschuhe an den Füßen eines Senioren mit Gehstock
    Mit einfachen Übungen kann man Stürzen vorbeugen. (dpa/picture alliance/Jochen Lübke)
    Rüstig sieht die 69-jährige aus, die ich in den Räumen des Rheinischen Turnerbundes Bergisch Gladbach treffe, keine Frage - und doch ist ihr vor wenigen Wochen etwas ausgesprochen Unangenehmes passiert.
    "Ich bin letztlich beim Spaziergang durch den Wald über eine Wurzel gestolpert, bin so ein bisschen aufs Knie geschlagen, hab dann ein aufgeschlagenes Knie gehabt und hinterher total bange gehabt weiterzugehen, weil der Waldboden doch ein bisschen uneben ist und das hat mich doch sehr verunsichert."
    Probleme lassen sich wegtrainieren
    Das Röntgenbild des Knies zeigte keinen Befund, die Wunde ließ sich mit Verbänden und Pflaster kurieren. Geblieben sei aber die Angst vor einem neuen Sturz. Zu Recht: So rüstig die Rentnerin auch ist, ihr fehlt Muskelkraft, außerdem kann sie ihren Körper nicht mehr in der Balance halten. Typische Probleme älterer Menschen seien das, sagt Helmer Wiethoff, Referent für Altensport beim Rheinischen und beim Deutschen Turnerbund - glücklicherweise lassen sich einige dieser Probleme aber wegtrainieren:
    "Und jetzt bitte runter gehen, tief runter, die Knie, die Füße sind etwa Fußbreit auseinander und das Gesäß nach hinten strecken und den Oberkörper nach vorne, den Kopf bitte in Verlängerung der Wirbelsäule, also nicht besonders aufgerichtet, aber auch nicht zum Boden schauen."
    Wirklich anstrengend ist die Übung nicht.
    "Nö, kann ich noch drei, vier, fünf Mal machen, ohne dass ich ins Schnaufen komme."
    Genau da sollte sie aber hinkommen.
    "Wenn mir diese Übung etwa zehn Mal gelingt, dann bin ich aber ziemlich erschöpft, dann bin ich genau in dem Bereich, wo ich einen Kraftzuwachs auf Dauer, natürlich nicht nach einer Stunde, erreichen kann."
    Drei Mal pro Woche üben
    Gleiches gilt für die Balance, das zweite große Probleme alter Menschen. Trippelnde Schritte verraten die Angst, das Gleichgewicht zu verlieren und zu stürzen. Auch dafür hat Helmer Wiethoff Übungen:
    "Wir bleiben an der Stuhllehne, halten uns fest, schieben jetzt bei geöffneten Füßen, also Grätsche, schieben das Gleichgewicht einmal auf die rechte Seite und einmal auf die linke Seite, immer schön von einer Seite auf die andere, wunderbar. Und jetzt versuchen wir mal kurzfristig einen Fuß abzuheben, wunderbar, das geht schon gut, und dabei nie mit durchgedrückten Beinen arbeiten, sondern immer mit leicht angewinkelten Beinen arbeiten."
    Drei Mal pro Woche sollte sie schon üben, dann ist der Körper wieder fit für die nächste Wanderung - natürlich ohne Sturz.