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Reportage
Wie funktioniert eine Krampfader-Verödung

Von Martin Winkelheide | 07.10.2014
    Dr. Stefan Schulte: Mein Name ist Dr. Stefan Schulte, ich bin hier leitender Arzt des Gefäßzentrums Köln am Neumarkt in der Pan-Klinik. Wir führen heute eine Krampfader-Operation durch und zwar minimal-invasiv.
    Wir haben eine 50-jährige Patientin, die Sie hier sehen. Zunächst werden die kleinen oberflächlichen Besenreiser weggespritzt. Wir machen das mit einem Alkohol, dieser Alkohol wird leicht aufgeschäumt. Es ist eine klitzekleine Nadel, die man hier in die Vene einführt.
    Autor: Das verteilt sich direkt auch…
    Dr. Stefan Schulte: Man sieht es sehr schön, wie sich die Flüssigkeit in diesen Venen verteilt, diese kleinen roten Venen verschwinden dann direkt. Die Venen verschließen sich dann und werden vom Körper abgebaut. Das ist das Prinzip dieser Verödungstherapie. Jetzt werden die Beine steril abgewaschen.
    Die Patientin hat eine Stammveneninsuffizienz: Die oberflächliche große Rosenvene, wie die auf Deutsch heißt, die vom Innenknöchel an der Innenseite des Beines nach oben läuft und in der Leiste in das tiefe Venensystem mündet, die ist in diesem Fall insuffizient...
    Autor: Das heißt, die arbeitet nicht mehr richtig?
    Dr. Stefan Schulte: Die arbeiten nicht mehr richtig durch eine angeborene Bindegewebsschwäche. Das Resultat ist, dass das Blut aus der Tiefe in diese oberflächlichen Venen zurückfließt und dann in diesen oberflächlichen Venen sich ins Bein zurückstaut.
    Autor: Welches Bein behandeln Sie?
    Dr. Stefan Schulte: In diesem Fall behandeln wir beide Beine. Ich stelle mir die Vene im Ultraschall ein, punktiere die jetzt, und dann sieht man die Nadel, wie sie hier sicher bis in die Vene vorgeschoben wird, schonend. Kontrolliere die sichere Lage der Nadel in der Vene, kontrolliere das alles im Ultraschall. Jetzt bin ich sicher mit der Schleuse in der Vene. Der Katheter wird vorgeschoben in der Vene, auch das wird immer im Ultraschall kontrolliert, bis in die Leiste.

    Jetzt wechsel ich mit meinem Ultraschallgerät bis in die Leiste und sehe die Einmündung des oberflächlichen Systems in die Tiefe. Jetzt wird der Katheter auf den Millimeter genau platziert. Man lässt so einen gewissen Sicherheitsabstand von einem 0,5 bis 1,0 Zentimeter zur tiefen Vene. So, ich habe den Katheter jetzt insgesamt 26 cm in der Vene vorgeschoben – also im Prinzip den gesamten Oberschenkelverlauf, und jetzt wird die Vene verschlossen, mit dem Strom, mit der Radiowelle.

    Jetzt habe ich die Stromzufuhr unterbrochen, gehe mit dem Katheter noch einmal nach vorne, weil ich den oberen Teil sicher verschließen will, und löse jetzt noch einmal den Strom aus und ziehe den Katheter wieder zurück. Und jetzt ziehe ich ganz gleichmäßig und langsam den Katheter zurück und verschließe so die Vene. Die Venenwand wird jetzt langsam erhitzt auf zirka 80 Grad, und dadurch verschließt sich die Vene.
    Hört man sehr schön. Es ist ein gleichmäßiger Ton, das heißt ich habe einen ganz gleichmäßigen Verschluss der Vene. Jetzt auf den letzten Zentimetern schließe ich das Schleusensystem zurück und jetzt habe ich nur noch den Katheter drin. Jetzt ziehe ich die letzte Strecke noch mit dem Katheter zurück und verschließe noch den unteren Anteil der Vene. Ja, so haben wir in 73 Sekunden – das Gerät zeigt mir das an – diese obere Stammvene verschlossen.
    Autor: Aber alles in allem geht das doch sehr schnell.
    Dr. Stefan Schulte: Wenn jetzt der Kompressionsverband angelegt wird, dann ist die Patientin wieder wach. Es ist eigentlich ein schönes Gefühl, wenn man Patienten helfen konnte, und so minimal-invasiv.

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