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Reportage
Wie funktioniert eine Vollnarkose?

Eine Vollnarkose besteht aus mehr als einer einfachen Spritze: Patienten werden vor einer Operation auf die Anästhesie vorbereitet. Wenn die Vollnarkose gegeben wird, schläft der Patient schon fast - und wacht erst auf, wenn alles wieder vorbei ist.

Von Barbara Weber | 10.03.2015
    Hände, die eine Spritze aufziehen.
    Das injizierte Anästhetikum versetzt den Patienten endgültig in einen Tiefschlaf. (dpa/picture alliance/Klaus Rose)
    "Das ist jetzt meine vierte Operation. Das war immer mit Vollnarkose. Ich weiß, dass ich in ein tiefes Loch falle, und dann wachen Sie wieder auf und können sich an nichts erinnern."
    Hildegardis-Krankenhaus Köln. Der 58-jährige Patient liegt auf einer Spezialliege im Einleitungs-Raum. In diesem Raum vor dem Operations-Saal leiten Ärzte und Schwestern die Narkose ein, in diesem Fall Dr. Dieter Molitor, Chefarzt der Anästhesie und die Anästhesie-Schwester Eva Wagner.
    "Für Sie alles in Ordnung?" fragt der Arzt noch einmal den Patienten, der inzwischen durch eine Beruhigungstablette schon fast schläft. Gestern hat ihn ein Arzt über die Narkose aufgeklärt. Der 58-Jährige wird heute nämlich an der Schulter operiert.
    Dazu bekommt er selbstverständlich, damit er das Ganze nicht wahrnimmt, eine Vollnarkose, und damit er hinterher keine Schmerzen zu leiden hat, bekommt er zur Vollnarkose eine Nervenblockade, die das Nervengeflecht, das die Schulter versorgt, betäubt.
    Dieter Molitor passt die Narkose an die Operationszeit von 45 Minuten an. Zunächst sticht er mit einer hohlen Nadel, also Kanüle, in eine Armvene. Über diese Kanüle läuft dann durch einen Schlauch das Schmerz- und Narkosemittel.
    Schwester Eva sichert das Ganze noch mit einem Pflaster, damit es nicht versehentlich herausrutschen kann. Schwester Eva vergewissert sich zwischenzeitlich, ob der Operationssaal soweit fertig ist, denn für jeden neuen Patienten muss der OP gereinigt werden.
    Schwester Eva: "Wir könnten langsam starten, das ist in fünf Minuten beendet."
    Molitor: "Wunderbar, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu beginnen, weil wir neben der Einleitung der Vollnarkose auch noch die Nervenblockade anlegen müssen und deshalb auch mehr Zeit für die Einleitung der Narkose einkalkulieren müssen. - So, Schwester Eva hat sich mit den entsprechenden Medikamenten bewaffnet, die wir jetzt zur Narkoseeinleitung brauchen und wird dem Patienten zunächst ein starkes Schmerzmittel geben, dessen Wirkungseintritt wir auch abwarten."
    Kreislauf und Atemfunktion werden ständig überprüft
    Bald schläft der Patient tief und fest. Unter Ultraschallkontrolle spritzt Dr. Molitor ein Schmerzmittel in den Nerven, der die Schulter versorgt.
    "Und jetzt ist der Patient soweit vorbereitet, dass wir ihn in den Operationssaal bringen können."
    Hier ist die Arbeitsteilung klar:
    "Der Anästhesist ist für Kopf-, Atemweg und Infusionsarm des Patienten zuständig und überprüft und kontrolliert die Sicherheit dort, und der Operateur ist für den zu operierenden Anteil und für den Nichtinfusionsarm zuständig und achtet darauf, diesen immer sicher gelagert zu haben. - So, ich muss jetzt mal schauen auf den Geräten..."
    Dr. Molitor kontrolliert die Geräte, damit auch alles richtig funktioniert. Während der OP überprüft der Anästhesist den Kreislauf und die Atemfunktion. Nach 40 Minuten nähert sich die Operation dem Ende:
    Molitor: "Die Fixierung der Kehlkopfmaske wird schon einmal gelöst. Er wird dann wieder in die normale Rückenlage gebracht, und bald darauf wird er dann sicher auch aufwachen."
    Schwester Eva: "Operation ist vorbei! Machen Sie mal die Augen auf!"