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Resonanzen 2017
Vereinigte Zwietracht der wechselnden Saiten

Als Dramma per musica hat Johann Sebastian Bach seine mitreißenden weltlichen Kantaten gerne überschrieben. Darin schlüpfen seine Sänger in die Rollen antiker Götter und personifizierter Tugenden. Musikalisch konnte Bach hier freier agieren als in seiner Kirchenmusik.

Am Mikrofon: Bernd Heyder | 15.10.2017
    Der niederländische Dirigent Ton Koopman zu Gast im Leipziger Gewandhausorchester.
    Der Dirigent Ton Koopman (picture alliance / dpa / Wolfgang Kluge)
    Im Jahr 1720 schloss die Leipziger Oper. nur ein gutes Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung. Es verschwand damit das neben dem Hamburger Haus am Gänsemarkt bedeutendste bürgerliche Musiktheater in Deutschland.
    Im Jahr 1720 schloss mit der Leipziger Oper ein gutes Vierteljahrhundert nach der Gründung das neben dem Hamburger Haus am Gänsemarkt bedeutendste bürgerliche Musiktheater in Deutschland. Das war drei Jahre, bevor Johann Sebastian Bach als Thomaskantor und städtischer Musikdirektor nach Leipzig kam. Er hatte qua Amt zwar darauf zu achten, dass die Kirchenkantaten "nicht zu theatralisch" ausfielen. In den weltlichen Gelegenheitswerken, die er vor allem mit Kräften aus den Reihen der musikalisch ambitionierten Studenten aufführte, konnte er aber freier agieren. Hier bediente er mit spürbarer Freude die Bedürfnisse jener Zuhörer, die der Leipziger Opern-Ära nachtrauerten.
    Zwei solcher "Dramme per musica" von Bach hat Ton Koopman mit seinen Ensembles Amsterdam Baroque Choir and Orchestra und vorzüglichen Solisten beim Festival "Resonanzen" im Wiener Konzerthaus vorgestellt: die Gratulationskantate "Vereinigte Zwietracht der wechselnden Saiten" für einen Leipziger Universitätsdozenten und den "Streit zwischen Phoebus und Pan". Hierbei komponierte Bach in den Allegorien eines mythologischen Musikerwettstreits sogar als Anwalt in eigener Sache.
    Johann Sebastian Bach
    "Vereinigte Zwietracht der wechselnden Saiten". Dramma per musica, BWV 207
    Der Streit zwischen Phoebus und Pan: "Geschwinde, ihr wirbelnden Winde". Dramma per musica, BWV 201
    Catalina Bertucci, Sopran
    Maarten Engeltjes, Countertenor
    Tilman Lichdi, Tenor
    Henk Gunneman, Tenor
    Andreas Wolf, Bassbariton
    Klaus Mertens, Bassbariton
    The Amsterdam Baroque Choir and Orchestra
    Ton Koopman: Leitung und Cembalo
    Aufnahme vom 21.1.2017 aus dem Konzerthaus Wien, Grosser Saal