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Retten, was zu retten ist

Software.- Der Rechner geht in die Knie und die Daten sind futsch. Glücklich derjenige, der sich vorher ein Backup seines Systems angefertigt hat. Der Wissenschaftsjournalist Wolfram Koch erläutert im Interview mit Manfred Kloiber, was dabei zu beachten ist.

10.07.2010
    Manfred Kloiber: Ein Backup erfordert sichere Datenträger. Mit einer DVD oder einer CD kommt man einfach nicht weit. Sogar beim Deutschen Musikarchiv lösen sich nämlich die Scheiben auf. Für exotische Datenträger wie zum Beispiel Jaz oder Zip, die waren vor ein paar Jahren noch in Gebrauch, gibt es kaum noch Laufwerke. Festplatten sind also die günstigste Alternative. Doch werden Daten oft nur sporadisch gesichert. Und ein Festplattencrash passiert meistens dann, wenn das Backup nicht mehr aktuell ist. Es kommt also auf die Strategie an. Wolfram Koch ist bei uns im Studio. Herr Koch, worauf kommt es denn bei der Datensicherung genau an?

    Wolfram Koch: Bei der Datensicherung ist es ganz wichtig, dass man sie möglichst nicht per Hand macht, denn das klappt meistens nicht. Man verliert ganz schnell den Überblick, wo auf welchem Medium nun die aktuellste Version des jeweiligen Dokuments lagert. Also ganz wichtig ist, dass so eine Sicherung regelmäßig erfolgt und dass es an sich einfach klappt aber in der Praxis nicht immer, weil ja der Rechner genau zum Zeitpunkt, bei dem man das Backup machen möchte, laufen muss. Und in Firmen ist das ganz normal. Da gibt es Server, die laufen rund um die Uhr und da kann man mit Bordmitteln von Windows oder Linux über Nacht einfach eine Sicherungskopie aller Wichtigen Daten ziehen. Aber im Privathaushalt ist das nicht so einfach, weil der Rechner ja meistens ausgeschaltet ist, schon um Strom zu sparen.

    Kloiber: Also was tun? Was ist denn der sicherste und günstigste Weg für den Privatmenschen?

    Koch: Der günstigste Weg ist, auf einer guten externen Festplatte zum Einen das Betriebssystem und alle Programme zu sichern. Und das ist ein Vorgang, den muss ich neu machen, wenn ich neue Programme installiert habe, also das muss regelmäßig wiederholt werden, wenn ich halt neue Software eingespielt habe. Zum Anderen muss ich die jeweiligen aktuellen persönlichen Daten, Dokumente, E-Mails sichern. Das würde ich auf einer zweiten Festplatte machen. Da kommen dann die Fotos, die ganzen Dokumente, die Worddateien drauf. Und dafür habe ich eine Extrafestplatte, die am Rechner betrieben wird. Und mit einer Backupsoftware werden diese persönlichen Daten jeweils abgespeichert. Noch mehr Sicherheit habe ich, wenn ich eine zusätzliche, also eine dritte Festplatte habe. Und die bringe ich an einen ganz anderen Ort. Weil ein Backup ist ja nur dann etwas wert, wenn es wirklich dezentral gelagert wird, um mich halt vor Bränden, Diebstahl und so weiter zu schützen. Da würde ich aber auch diese Festplatte verschlüsseln, so dass niemand anderes auf diese Daten zugreifen kann. Und eine sehr gute Komplettlösung, wie ich finde, bringt das Apple Betriebssystem Mac OS X mit. Das heißt Time Machine. Und Time Machine speichert quasi ein Systemabbild. Das macht zwar auch Windows, aber bei Time Machine sieht man eine 3D-Grafik wie so einen Zeittunnel und da sieht man praktisch die Daten, an denen das System gesichert wurde und ich kann wirklich in der Vergangenheit auf jede einzelne Datei direkt zugreifen, ohne dass ich praktisch einen verschlüsselten Ordner öffnen muss. Und ich kann auch nicht nur eine einzelne Datei wiederherstellen, sondern ich kann auch ein komplettes System nach einem Festplattencrash restaurieren.

    Kloiber: Sie haben darauf hingewiesen, dass das auch bei Windows geht. Das ist ja nun die Mehrzahl der im Einsatz befindlichen Betriebssysteme. Da gibt es tatsächlich Programme, die ein regelmäßiges Backup machen können?

    Koch: Bei Windows gibt es ein Programm, das ist im Betriebssystem integriert, damit kann ich Backups machen. Ich persönlich finde das etwas unkomfortabel. Das ist also für meine Begriffe ein bisschen umständlich.

    Kloiber: Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es jede Menge Programme von anderen Anbietern gibt, von Drittanbietern. Welche Programme sind das?

    Koch: Das sind zum Beispiel Programme wie Memeo Backup Premium, Norton 360Grad oder Acronis Trueimage. Dieses Memeo Backup Premium ist ein Programm für Windows, das man aus dem Internet für rund 50 Euro kaufen kann und wie ein Virenscanner arbeitet das permanent im Hintergrund, es sichert permanent alle persönliche Daten. Also: Verändere ich zum Beispiel eine Worddatei, sichert das Programm die neue Version parallel auf mehreren Datenträgern, wenn ich das möchte, und kann das auch ins Internet auf einen Onlinespeicher schreiben. Und das Schöne ist, dass man von dem eigentlich gar nichts merkt.

    Kloiber: Der Rechner wird nicht langsamer?

    Koch: Klar, ein bisschen Performance nimmt das, aber die Maschinen sind heutzutage so leistungsfähig – das fällt nicht ins Gewicht. Virenscanner, Firewall und Backupprogramm ist im Norton 360Grad integriert. Also das ist eine riesige Programmsuite, die mir wirklich kompletten Schutz für alle Lebenslagen sage ich mal bieten soll. Die Sicherungsfunktionen sind recht komfortabel. Allerdings muss ich jedes Jahr einen neuen Lizenzschlüssel kaufen. Richtig auf Datensicherung spezialisiert, gleiche Preislage ist das, ist zum Beispiel das Acronis Trueimage. Das Programm beherrscht wirklich alle Backupstrategien. Es sichert das komplette Betriebssystem, was wir ja eingangs besprochen hatten, also alle Programme und das Betriebssystem auf einer Festplatte, es sichert aber auch permanent jede Datei, die ich aktuell verändere.

    Kloiber: Was halten Sie denn von der Strategie, die Festplatte einfach komplett jeweils zu kopieren? Meinetwegen jeden Monat einmal die komplette Festplatte auf eine andere Festplatt zu spiegeln?

    Koch: Spiegeln ist eine gute Möglichkeit, nur erfahrungsgemäß passiert der Festplattencrash immer genau dann, wenn das Backup ganz lange her ist. Das heißt, im ungünstigsten Fall geht ein Monat Arbeit weg.

    Kloiber: Nach dem 29. Tag kommt dann der Festplattencrash.

    Koch: Erfahrungsgemäß passiert das, ja.

    Kloiber: Also die Intervalle sollten kürzer sein?

    Koch: Die sollten kürzer sein. Es gibt ja die Möglichkeit, dass ich eine Festplatte clone, da gibt es kostenlose Tools im Internet. Das ist zum Beispiel Disccopy, das ist ein Linuxprogramm, das starte ich von einer CD und dann kann ich direkt eine Festplatte eins zu eins kopieren. Das würde ich auch machen. Weil dann habe ich immer eine Festplatte mit meinen ganzen Programmen im Schrank liegen. Geht eine Festplatte kaputt, nehme ich sie aus dem Schrank, bau sie ein, kann mein Betriebssystem starten. Und dann kopiere ich die aktuellen Daten ein. Das wäre der sichere Weg.