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Richard von Weizsäcker
Gedenken mit Staatsakt

Heute Mittag wird im Berliner Dom mit einem Staatsakt des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gedacht. Der Staatsakt oder das Staatsbegräbnis wird üblicherweise Politikern zuteil - in der Geschichte der Bundesrepublik wurden mit dieser Form aber auch schon andere Persönlichkeiten geehrt.

Von Frank Capellan | 11.02.2015
    Richard von Weizsäcker sitzt angelehnt in einem Stuhl.
    Altbundespräsident Richard von Weizsäcker beim Bürgerfest des Bundespräsidenten im Jahr 2012 im Schloss Bellevue in Berlin. (dpa / Kay Nietfeld)
    Reporter: "Der Sarg wird nun auf das Achterdeck der Condor getragen, dort auf ein Podest gesetzt. Es ist errichtet worden dort, wo sonst die beiden Torpedorohre montiert waren."
    Köln, 25. April 1967, Staatsbegräbnis für Konrad Adenauer. Nach einem Requiem im Dom wird der Leichnam des ersten Kanzlers der Bundesrepublik auf ein Schnellboot der Bundesmarine getragen. Ein Schiffskonvoi setzt sich in Bewegung, seine letzte Reise führt ihn nach Rhöndorf bei Bonn, seinem langjährigen Wohnsitz.
    Reporter: "Das militärische Zeremoniell sieht vor, dass Starfighter in 500 Meter Höhe das Schiffskonvoi begleiten."
    Es ist das wohl größte Ereignis dieser Art, das Nachkriegsdeutschland je erlebt hat. Selbst am Grab ist die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen. 29 mal gab es bisher ein solches Staatsbegräbnis. Die letzte Ehrung dieser Art gab es am 16. Mai 1997 für den ehemaligen Bundestagspräsidenten Kai-Uwe von Hassel, neun Jahre zuvor für Alt-Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger, als Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Trauerrede hielt:
    "Wir gedenken eines außergewöhnlichen Politikers, der geprägt war von Güte, Feinsinn und Humor. Kurt-Georg Kiesinger gab ein Beispiel für Humanität in der Politik."
    Öffentliche Begräbnisse sind eher selten geworden, und auch die Familie von Weizsäcker hat sich für die etwas dezentere Variante des Abschiednehmens entschieden. Dem Altbundespräsident wird am Mittag im Berliner Dom zwar ein Staatsakt mit etwa 1.400 geladenen Gästen zuteil, die Beisetzung findet aber auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf im engen Familienkreis statt.
    "Neben oder an Stelle eines Staatsbegräbnisses kann zur Ehrung eines Verstorbenen ein Staatsakt angeordnet werden", heißt es in einer Anordnung über Staatsbegräbnisse und Staatsakte, veröffentlicht im Bundesgesetzblatt am 2. Juni 1966. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich um das deutsche Volk verdient gemacht haben, kann auf Veranlassung des Bundespräsidenten eine solche Ehrung erbracht werden.
    Reporter: "Viele bekannte Gesichter aus Politik und Gesellschaft waren unter den etwa 1.500 Trauergästen, die in den Berliner Dom gekommen waren, um Johannes Rau die letzte Ehre zu erweisen. Die amtierende Bundesregierung mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Spitze ebenso wie die Alt-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog und die Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder."
    Auch RAF-Opfern wurde in dieser Form gedacht
    Am 7. Februar 2006 wird mit Johannes Rau letztmalig einem ehemaligen Staatsoberhaupt ein Staatsakt zuteil. Organisiert werden sie vom Innenministerium.
    Reporter: "Momentaufnahmen, Reflexionen in dieser Stunde der Trauer, des Abschiednehmens von Willy Brandt."
    Trauermusik, Gedenkreden und das Abspielen der Nationalhymne gehören dazu.
    Reporter: "Der Sarg wird jetzt von den Schultern der Wachoffiziere heruntergehoben und in den kleinen Wagen hinein, mit dem es dann hinaus zum Zehlendorfer Waldfriedhof die Beisetzung im engsten Familienkreis stattfinden wird."
    Neben Kanzlern, Präsidenten und Parlamentspräsidenten, Ministern und Diplomaten wurden aber auch Opfer des RAF-Terrors auf diese Art geehrt, so wie 1977 Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer oder 1991 der Chef der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder:
    Reporter: "Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau, in dessen Amtsbereich Detlev Karsten Rohwedder mit seiner Familie gelebt hat und gewohnt hat und wo er erschossen worden ist."
    Rau: "Heute trauern wir um einen Mann, den Mörder hinterrücks getötet haben."
    Zu Ehren von Richard von Weizsäcker wird am Mittag neben Bundespräsident Joachim Gauck, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Finanzminister Wolfgang Schäuble die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer reden. Der Staatsakt im Berliner Dom dauert anderthalb Stunden, danach gibt es im Roten Rathaus einen Empfang. Weizsäcker war von 1981 bis 84 auch Regierender Bürgermeister von Berlin. Zum Abschluss wird eine Polizeieskorte ein Auto mit dem Sarg nach Zehlendorf geleiten.
    Der Deutschlandfunk überträgt den Staatsakt für Richard von Weizsäcker zwischen 11.35 und 12.50 Uhr live. Wir berichten aus dem Berliner Dom, in dem 1.400 geladene Gäste erwartet werden. Im Mittelpunkt der Übertragung stehen die Reden von Bundespräsident Joachim Gauck, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und der ehemaligen Vizepräsidentin des Bundestages, Antje Vollmer.