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"...Riesensprung für die Menschheit"

Schon Jules Verne hat in seinem Roman "Von der Erde zum Mond" Menschen in einer Kapsel Richtung Mond geschickt. Im 19. Jahrhundert eine kühne Vision, wurde der Mondflug in den 1960er-Jahren in kurzer Zeit realisiert. Antrieb war der Wettlauf mit den Sowjets.

Von Dirk Lorenzen | 21.07.2009
    500 Millionen Menschen, so wird geschätzt, blickten gebannt auf das flimmernde Fernsehbild in schwarz-weiß. Etwas unscharf ließ sich erkennen, wie eine Person in klobiger weißer Montur ungelenk eine kleine Leiter hinunter krabbelt. Dann der Moment, an dem alle den Atem anhielten.

    "It's one small step for man - one giant leap for mankind.”"

    Es ist in kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein Riesensprung für die Menschheit, funkte Neil Armstrong zur Erde, als er nach deutscher Zeit am frühen Morgen des 21. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß in den Mondstaub setzte.

    Es war vor allem ein politischer Prestigesprung für die Vereinigten Staaten. Bei Apollo ging es nicht um Wissenschaft, es ging um Macht im Kalten Krieg – und um die Überwindung eines nationalen Traumas, in das eine piepsende Metallkugel die USA zwölf Jahre zuvor gestürzt hatte.

    Mit dem Start von Sputnik 1957 hatte die Sowjetunion das Raumfahrtzeitalter eingeläutet: Zum ersten Mal kreiste ein von Menschen erbauter Gegenstand um die Erde. Die Amerikaner konnten erst Monate später nachziehen.

    Am 12. April 1961 folgte der nächste Schock: Mit dem Russen Juri Gagarin kreiste nun der erste Mensch um die Erde. Dem Amerikaner Alan Shepard gelang drei Wochen später nur ein kleiner Hüpfer an den Rand des Weltraums, kein echter Raumflug. Die USA sahen sich geradezu gedemütigt.

    Daraufhin hielt US-Präsident John F. Kennedy am 25. Mai 1961 vor dem US-Kongress eine außerordentliche Rede zur Lage der Nation. Er sagte der sowjetischen Vormachtstellung im All den Kampf an.

    ""The dramatic achievements in space which occurred in recent weeks should have made clear to us all, as did the Sputnik in 1957, the impact on the minds of men everywhere.”"

    Die dramatischen Vorgänge im Weltraum in den zurückliegenden Wochen hätten alle sehr beeindruckt, so wie es Sputnik getan habe. Und dann kommt der Satz, der alles verändert. Kennedy schwört die Amerikaner darauf ein, endlich einmal Erster im Weltraum zu werden:

    ""I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the moon and returning him safely to the earth."

    Bis zum Ende jenes Jahrzehnts wolle man einen Menschen auf den Mond und wieder sicher zurück zur Erde bringen. Dieses Ziel mutete damals tollkühn an. Doch der aus Deutschland stammende Ingenieur Wernher von Braun bekam fast alle Freiheiten. Die Finanzmittel für die NASA wurden vervielfacht. Zeitweilig arbeiteten Zigtausende Menschen für das Apollo-Mond-Programm. Es gab schwere Rückschläge. So kam ausgerechnet die erste Apollo-Besatzung bei einem Test am Boden ums Leben. Doch schließlich setzte Apollo 11 noch rechtzeitig 1969 auf dem Mond auf:

    "It's one small step for man... one giant leap for mankind.”"

    Kurz nach Neil Armstrong stieg sein Kollege Buzz Aldrin aus. Der Dritte im Bunde, Michael Collins, kreiste derweil im Apollo-Mutterschiff um den Mond. Landen durfte er nicht.

    Nach Apollo 11 haben noch fünf weitere Missionen den Mond erreicht. Fast 400 Kilogramm Mondgestein sind heute in den irdischen Laboren. Doch nach dem Ende der Apollo-Flüge geriet unser Mond geradezu in Vergessenheit, bedauert der ehemalige Astronaut Ernst Messerschmid:

    ""Apollo ist fast zu schnell gewesen, zu erfolgreich und hat alle auf Abstand gehalten, alle Initiativen zurück zum Mond. Weil jeder hat sofort eingesehen, das ist nicht wiederholbar mit heutigen Budgets, mit der heutigen Willensbildung, die man braucht für solche Missionen. ... Im Grunde genommen der nächste logische Schritt nach der Raumstation, ist natürlich der Weg zurück zum Mond."

    In jüngster Zeit sind vier automatische Sonden zum Mond gestartet, um all die Wissenslücken zu füllen, die Apollo hinterlassen hat. Denn bis heute ist unklar, wie genau der Mond aufgebaut und wie er entstanden ist. Für die Mondfahrer der nächsten Generation bleibt also genug zu tun: Bis zum Jahr 2020 möchte die NASA an das Apollo-Programm anknüpfen und wieder Menschen zum Mond schicken.