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Riester-Rente
"Kostenanteil ist unangenehm überraschend"

Die Riester-Rente ist besser als ihr Ruf. Das hat die Zeitschrift "Guter Rat" in einer aktuellen Studie herausgefunden. Demnach profitieren vor allem junge Angestellte und Kinderreiche von der Altersvorsorge. Allerdings müsse man darauf achten, bei welchem Anbieter man den Riester-Vertrag abschließe, sagte Redakteur Jörg Baumgarten im DLF.

Jörg Baumgarten im Gespräch mit Georg Ehring | 17.11.2014
    Ein Sparschwein steht vor einem Schild mit der Aufschrift Riester-Rente.
    Jörg Baumgarten von der Zeitschift "Guter Rat": "Eine Überraschung war für uns der teilweise hohe Kostenfaktor." (picture-alliance/ dpa-ZB / Jens Büttner)
    Georg Ehring: Die Riester-Rente steht in der Kritik. Gewerkschaften und Sozialpolitiker bemängeln, dass sie viel weniger bringe als versprochen, jedenfalls zu wenig, um die durch die Rentenreformen gerissenen Lücken zu schließen. Am Mittwoch berät die Bundesregierung über den Rentenbericht und man darf gespannt sein auf Initiativen zur Nachbesserung. Wir wollen uns schon heute mit dem Thema beschäftigen, und zwar aus Verbrauchersicht: Was bringt die Riester-Rente wirklich?
    Telefonisch verbunden bin ich mit Jörg Baumgarten von der Zeitschrift "Guter Rat", die das gerade an Beispielfällen nachgerechnet hat. Guten Tag, Herr Baumgarten.
    Jörg Baumgarten: Guten Tag, Herr Ehring.
    Ehring: Herr Baumgarten, wie viel Rente ich später bekomme, das hängt natürlich vor allem davon ab, wie alt ich werde, und die Kritik lautet, bei der Riester-Rente müsste man schon 100 Jahre alt werden, damit sie sich lohnt. Ist diese Kritik berechtigt?
    Baumgarten: Das können wir nicht nachvollziehen. Wir haben gerade aktuell eine Studie in Auftrag gegeben und haben uns Renditen und Rentenwerte ausrechnen lassen für Durchschnitts-Riester-Sparer.
    Wir haben zwei Modellfälle durchexerziert. Ein Single zum Beispiel, der zwölf Jahre lang eingezahlt hat, der müsste 78 Jahre alt werden, damit er seine Beiträge, die er selber aufgebracht hat, wieder rausbekommt. Eine Riester-Sparerin mit einem Kind, die ja weniger einzahlt - die profitiert stärker von den Zulagen -, die müsste 76 Jahre alt werden, also weit weg von den 100 Jahren, die lange im Raum standen und, ich glaube, die viele Riester-Sparer verunsichert haben.
    "Es kommt zu allererst darauf an, wer überhaupt förderberechtigt ist"
    Ehring: Das deutete schon so ein bisschen an. Für wen ist die Riester-Rente besonders empfehlenswert und für wen weniger?
    Baumgarten: Es kommt zu allererst darauf an, wer überhaupt förderberechtigt ist, wer Anspruch auf die Riester-Förderung hat. Das sind im Wesentlich abhängig Beschäftigte, Menschen, die in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert sind.
    Um das mal ganz grob auf den Punkt zu bringen vielleicht: Junge Leute können mit kleinen Beiträgen über die Zeit doch erheblich von diesen ganzen Zulagen und Steuervorteilen profitieren, während es für Ältere dann schon schwieriger wird, weil ja viele Riester-Anbieter mit in dieser Zinsfalle stecken. Das ist eine Sache, das bezieht sich nicht nur auf die Riester-Anbieter, sondern auch viele Lebensversicherer und so weiter. Da ist es sicherlich eng. Da gibt es wenig Spielraum.
    Ehring: Das Zinsniveau ist ja derzeit sehr niedrig. Wie war denn die Rendite bei Ihren Beispielfällen?
    Baumgarten: Wir haben wie gesagt zwei Musterfälle mit realen Zahlen durchrechnen lassen. Seit 2002 gibt es die Riester-Rente. Wir haben dann simuliert, dass der Vertrag Anfang des Jahres fällig wurde.
    Wenn man das nur auf die eigenen Beiträge bezieht - bei Riester fließt ja sowohl eigenes Geld als auch Zulagen in den Vertrag -, wenn man nur die eigenen Beiträge nimmt, die der Sparer aufbringt, dann kommt ein Single ohne Kind in den zwölf Jahren in der Spitze auf 4,86 beim besten Anbieter. Und wenn man jetzt dagegenhält den Fall, wo eine Frau mit einem Kind zwölf Jahre lang einzahlt, die stärker von den Kinderzulagen profitiert, dann kommt man schon auf 6,62 in der Spitze, und das ist heute nicht so schnell zu erreichen. Das muss man erst mal toppen.
    Ehring: Das heißt, Kinderreiche profitieren ganz besonders von der Riester-Förderung?
    Baumgarten: Ja, ganz klar! Das war eines der essenziellen Ergebnisse, wie stark sich die Zulagen auswirken. Wir haben ja zwei Rendite-Werte ausrechnen lassen, einmal nur bezogen auf das Geld, was ich selber einzahle, und zum zweiten der Wert, wenn ich den gesamten Beitrag, einschließlich der staatlichen Zulagen mir anschaue, und das ist schon deutlich niedriger. Die Zulagen wirken sich schon aus, ganz klar.
    Ehring: Nun gibt es die Riester-Rente ja in verschiedenen Varianten: als Fondssparen, als Sparvertrag, als Versicherung und auch als Wohn-Riestern. Was ist denn da besonders gut?
    Baumgarten: Das kommt wirklich ein bisschen darauf an, wie jeder da strukturiert ist. Es gibt klassische Rentenversicherungen, die stark in fest verzinslichen Produkten investiert sind. Das ist etwas für jemanden, der ruhig schlafen will. Aber da kommt im Augenblick nicht allzu viel heraus.
    Ich persönlich habe den Eindruck, dass man entweder mit fondsgebundenen Rentenversicherungen, oder mit Fondssparplänen langfristig am besten fährt, denn wir haben ja hier diese Renditen ausrechnen lassen für einen Zeitraum von zwölf Jahren.
    Wir haben aber im Hintergrund immer noch nachgefragt, wie ist denn das eigentlich bei denen, wo der Vertrag nicht fällig wird, und da ist natürlich der Achsenanteil teilweise wesentlich höher. Der wird nicht runtergefahren. Erst zum Schluss wird ja der Risikoanteil reduziert. Da sind im Augenblick, wenn man so etwas wie eine Standmitteilung unterstellt für die lang laufenden Verträge, die Werte noch besser.
    Kostenanteil bei einigen Anbietern zu hoch
    Ehring: Aber die Riester-Rente kommt ja nicht in jedem Punkt gut weg. Es gibt ja auch Schwächen bei der Riester-Rente. Wo liegen die nach Ihrer Erkenntnis?
    Baumgarten: Eine Überraschung war für uns der teilweise hohe Kostenfaktor, der darin liegt. Es gibt Verträge oder Anbieter, da ist praktisch die gesamte Zulage, die der Staat dazugegeben hat über die Zeit, für die Kosten draufgegangen. Wir haben teilweise Kostenquoten, bezogen auf die Beiträge und Zulagen, von 12,5 Prozent. Ob das im Sinne des Erfinders ist, wage ich mal zu bezweifeln. Es gibt wiederum auch relativ schlanken Kosten, schlanke Produkte, aber in der Tendenz ist der Kostenanteil doch etwas unangenehm überraschend.
    Ehring: Das heißt, wenn die Bundesregierung nachbessern will, dann sollte sie bei den Kosten drehen.
    Baumgarten: Ja, zum Beispiel. Das Institut, das für uns diese Studie durchgeführt hat, hat ja auch alternativ dazu überhaupt in die Diskussion geworfen, die Kosten bei der privaten, gesetzlich geförderten Altersvorsorge zu begrenzen, weil das ist in der Tendenz mitunter, hat man den Eindruck, doch dann so was wie ein Selbstbedienungsladen für Anbieter, für einige Anbieter.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.