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Riester-Rente
Nutzlos und sozial ungerecht?

Ist die Riester-Rente gescheitert? Aktuelle Zahlen der Deutschen Rentenversicherung belegen, dass Riester-Sparer immer weniger Zulagen erhalten. Kritiker halten das ganze Modell für zu ineffizient - doch die Versicherer wollen weiter daran festhalten.

Von Stefan Maas | 10.08.2017
    Ein Sparschwein steht vor einem Schild mit der Aufschrift Riester-Rente.
    Privat Sparen fürs Alter - das fördert der Staat seit 2002 mit Riester-Verträgen. (picture-alliance/ dpa-ZB / Jens Büttner)
    Die jüngsten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung stammen - wegen steuerlicher Fristen - aus dem Jahr 2013. Und diese Zahlen zeigen, wie die "Bild" heute berichtet, dass viele Riester-Sparer die möglichen staatlichen Zuschüsse in geringerem Umfang in Anspruch nehmen als noch im Jahr zuvor. 2013 hätten die Versicherten im Durchschnitt nur noch 122,95 Euro der maximal möglichen 154 Euro Grundzulage erhalten. 2012 seien es noch 124,05 gewesen.
    Diese Zahlen dienten nicht als Beleg dafür, dass das Riester-Sparen unattraktiv sei, sagt Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft: "Hier müssen wir auseinanderhalten, wie sich die möglichen Zulagen entwickeln zu denen, die die Kunden tatsächlich nutzen."
    Voller Zuschuss nur bei hohem Sparbetrag
    Schwark ist beim GDV Mitglied der Geschäftsführung und zuständig für das Thema Altersvorsorge. Die Höhe der maximal möglichen Zulage sei ja nicht gesenkt worden, argumentiert er. Da habe der Bundestag sogar erst eine Erhöhung zum ersten Januar 2018 beschlossen, von 154 Euro auf dann 175 Euro:
    "Und warum sind die in Anspruch genommenen Zulagen zurückgegangen? Das liegt daran, dass die Menschen häufig vergessen, den Riesterbeitrag an ihr gestiegenes Einkommen anzupassen. Und die Fördersystematik ist so, dass man einen bestimmten Anteil vom Einkommen, nämlich vier Prozent vom Vorjahreseinkommen in einen Riestervertrag einzahlen muss, um die gesamte Förderung zu bekommen."
    Zahle man nur drei Prozent ein, bekomme man eben auch nur Dreiviertel der möglichen Förderung. Das habe mit der Rendite nichts zu tun.
    "Das wird nicht unattraktiver, wenn ich es nicht voll ausschöpfe, aber ich könnte mehr rauskriegen."
    "Zulagen landen in den Taschen der Versicherer"
    Die Höhe der Zuschläge habe letztlich sehr wohl etwas damit zu tun, wie wirtschaftlich interessant Riesterverträge seien, sagt Matthias W. Birkwald, der für die Linkspartei im Bundestag sitzt und die Riesterrente für komplett gescheitert hält:
    "Riester ist ineffizient wegen der hohen Verwaltungskosten. Die betragen nämlich zehn bis 20 Prozent. Damit ist Riester auch sozial ungerecht, weil die Zulagen fast ausschließlich in den Taschen der Versicherungsunternehmen landen."
    Versicherer: "Bester Weg in der Altersvorsorge"
    Deswegen wundere es ihn nicht, dass viele Riestersparer nicht weiter in ihre Verträge einzahlten. Ein Grund sei, sagt die Linkspartei, dass sich viele Geringverdiener das Sparen nicht mehr leisten könnten. Peter Schwark von der Versicherungswirtschaft widerspricht:
    "Gerade für Geringverdiener und Familien handelt es sich vermutlich um den besten Weg in der Altersvorsorge überhaupt. Im Sinne von, ich muss am wenigsten einbezahlen, um eine bestimmte Leistung zu bekommen."
    Lars Gatschke vom Verbraucherzentrale Bundesverband sieht das Riestersparen weniger positiv. Die anhaltend niedrigen Zinsen seien eine Belastung und es könne einfach auch nicht jeder seinen Vertrag optimal besparen, um auch den maximal möglichen Zuschuss zu bekommen.
    "Es gibt ja auch Leute, die sagen, ich kann jeden Monat nur einen bestimmten Anteil aufbringen, und dann kann es in der Tat sein, dass in dem Augenblick, wenn ich steigendes Einkommen habe, eigentlich mehr in die Riesterrente stecken müsste, aber von meinem Bedarf in anderen Bereichen nicht mehr auf die hohe Kante legen kann."
    Hinzu komme, viele Produkte seien wegen hoher Gebühren teuer. Deswegen fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband, dass es zumindest ein Non-profit-Altersvorsorgeprodukt geben muss. Einen Vorsorgefonds etwa, für den keine Abschluss- und Vertriebsprovision anfielen.