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Robo-Advisor
Vermögensanlagen per Algorithmus

Computerprogramme als Finanzberater - die Digitalisierung hat längst auch die private Vermögensplanung erreicht. Der Vorteil solcher Robo-Advisor: Sie sind deutlich günstiger als eine Bankberatung. Wunder darf man aber nicht erwarten, denn einen Anlageerfolg kann die Finanzplanung per Algorithmus auch nicht garantieren.

Von Brigitte Scholtes | 30.05.2016
    Zahlreiche verschiedene Geldscheine.
    Robo-Advisor: Das Geld fließt in ausgesuchte Fonds. (dpa/picture-alliance/Daniel Reinhardt)
    Robo-Advisorn sind spezielle Computerprogrammen, bei denen jeder zu Hause die Vermögensanlage nach einem Algorithmus planen kann. Ich will diese Form der Geldanlage ausprobieren und besuche deshalb Ginmon, einen solchen Robo Advisor, den Lars Reiner zusammen mit zwei Kollegen vor zwei Jahren in Frankfurt gegründet hat. In der Teeküche summt die Geschirrspülmaschine, der Laptop steht aufgeklappt auf dem Tisch. Lars Reiner klickt auf der Ginmon-Homepage auf den Button "Geldanlage planen". Dort werde ich Schritt für Schritt durch ein Interview geführt, mit dem ermittelt werden soll, welcher Anlegertyp ich bin. Das beginnt mit der Frage nach dem Alter, weiter geht es über den Anteil des monatlichen Nettoeinkommens, der übrig bleibt:
    "Ok, sagen wir mal das mittlere – bis zu 20 Prozent Anteil der gesamten Ersparnisse – da bin ich vorsichtig, möchte erst mal den kleinsten Teil anlegen. Jetzt kommt die Frage nach den Jahren – machen wir fünf bis zehn."
    "Wichtig ist es immer, wie lange das Geld angelegt bleibt, je länger man das Geld angelegt hat."
    Die Erläuterungen, die Lars Reiner mir gibt, die erhält der normale Besucher bei einem Robo-Advisor natürlich nicht. Deshalb rät Dirk Eilinghoff, Geldanlageexperte des Verbraucherportals "Finanztip":
    "Es ist nichts, was jetzt ein gänzlich unerfahrener Anleger machen sollte. Man sollte schon die Grundprinzipien der Geldanlage kennen, bevor man jetzt zum Robo-Advisor geht."
    Geld fleißt in ausgesuchte Indexfonds
    Vor allem sollte man wissen, was Indexfonds sind. Denn in solchen börsengehandelten Fonds, die die Wertentwicklung von Aktien- oder Anleiheindizes nachbilden, wird das Geld angelegt. Die sind transparent und günstig, und man kann unterschiedliche Anlageprofile nachbilden – vom sicherheitsorientierten bis zum spekulativen Anlegertyp. Ich lande bei der Anlagestrategie auf der eher defensiven Seite. Lars Reiner erklärt:
    "Sie haben jetzt die Anlagestrategie fünf hier entsprechend bekommen. Sie haben jetzt die Möglichkeit, die Einmalanlage und die monatlichen Sparraten festzulegen und können dann entsprechend die Anlagestrategie berechnen. Das rechnet jetzt kurz und dann erhalten Sie einen Anlagevorschlag mit der erwarteten Rendite."
    Das Geld, das in die für mich ausgesuchten Fonds fließt, wird über eine Depotbank verwaltet. Doch der Robo-Advisor hat damit seine Arbeit nicht beendet, erklärt Dirk Eilinghoff von "Finanztip": Er achte darauf, dass der Anleger in seiner Risikoklasse bleibt:
    "Da werden Anpassungen dann vorgenommen, das heißt, wenn jetzt z. B. Aktien besser gelaufen sind als festverzinsliche Wertpapiere und sich dann das in meinem Portfolio verschoben hat, dann wird das wieder angepasst. Das nennt sich dann Rebalancing."
    Günstiger als Bankberatung
    Die Kosten einer solchen Geldanlage sind weitaus günstiger als bei einer Bankberatung: je nach Anlagesumme fallen zwischen 0,5 und ein Prozent für die Dienstleistung an, hinzu kommt eine Fondsgebühr von etwa 0,3 Prozent. Auch einige klassische Banken bieten ihren Kunden schon die Geldanlage über einen Robo-Advisor an. Bei denen aber, so meint Dirk Eilinghoff von "Finanztip", müsste man auf eines achtgeben:
    "Zum Teil sind diese Anlagevorschläge dann wieder genau die alten Fonds, die es früher auch schon gab, nur in einem neuen Gewand, in dem man vorher ein paar Klicks gemacht hat. Man sollte schon gucken, was da am Schluss herauskommt. Insofern ist es auch da wieder wichtig, dass man sich ein bisschen auskennt mit der Anlage in Wertpapieren, das ist eine Grundvoraussetzung."
    Die Geldanlage über Robo-Advisor, ob bei den verschiedenen kleinen unabhängigen Firmen oder den klassischen Banken, kann aber eines nicht garantieren: den tatsächlichen Anlageerfolg. Denn die Kapitalmärkte entwickeln sich manchmal eben anders, als dies ein Algorithmus vorhersagt.