Donnerstag, 25. April 2024

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Robo-Butler an der Tankstelle

Technik. - Tanken ist nicht nur teuer, sondern auch lästig. Beim Öffnen des Tankdeckels macht man sich die Finger schmutzig und beim Tankvorgang selbst atmet man giftige Dämpfe ein. Das müsste sich doch ändern lassen befand eine Gruppe von Wissenschaftlern und Ingenieuren 1993. Zwei Jahre später präsentierten sie eine Weltneuheit - den vollautomatischen Tankroboter. Doch noch immer ist der Helfer nicht an Zapfsäulen zu finden.

Von Kay Müllges | 25.05.2004
    Sie fahren mit ihrem Fahrzeug, das durch kleine zusätzliche Details umgebaut wurde, in die automatische Tankanlage ein. Sie orientieren sich dabei an einem links an einer Einfahrtspur stehenden Terminal, fahren dort in wie in ein automatisches Parkhaus, geben ihre Kreditkarte und ihren Tankwunsch ein und das war’s dann im Wesentlichen. Den Rest erledigt der Tankroboter. Er betankt ihr Fahrzeug mit dem gewünschten Kraftstoff in der gewünschten Menge, schließt ihren Tankdeckel und ihre Tankklappe, sofern sie die haben, wieder zu. Sie erhalten ihre Karte, ihre Kreditkarte oder Scheck wieder zurück und sie können weiterfahren.

    Achim Mercklinger vom Fraunhofer Institut für Produktionsautomatisierung in Stuttgart war seinerzeit ganz begeistert von dem kleinen Heinzelmann. Denn der Prototyp arbeitete einwandfrei und versprach ein großes Geschäft zu werden, denn auch Mineralölkonzerne wie ARAL und Fahrzeughersteller wie BMW und Mercedes Benz hatten sich an der Entwicklung beteiligt. Auf dem ARAL-Gelände in Bochum stand eine Pilotanlage und dort steht sie, einsam und allein, noch immer. Der Roboter als Tankwart hat sich in Deutschland nicht durchgesetzt und das hat vor allem zwei Gründe: zum einen hätten die Autofahrer ihr Fahrzeug mit einem speziellen, robotergeeigneten Tankdeckel ausstatten müssen. Zum anderen, und das war wohl das Haupthindernis, hätten die Mineralölkonzerne alle ihre Tankstellen umrüsten müssen. Zwar sollte der Roboter im Endeffekt nicht mehr kosten als eine normale Zapfsäule, aber die erforderlichen Investitionen wären eben riesig gewesen. Und so wäre die tolle Technologie wohl eines langsamen und unbeachteten Todes gestorben, wenn nicht neue zukunftsfähigere Brennstoffe ins Zentrum der Aufmerksamkeit getreten wären. Axel Fischer von der Firma Reis Robotics in Obernburg, die den Tankroboter mitentwickelt hat:

    Es gab aber im Jahre 99 weitere Aktivitäten. Man hat am Flughafen in München ein System entwickelt um einen ganz anderen Energieträger und zwar Flüssigwasserstoff zu betanken. Das ist ein Medium, das für die Zukunft sehr wichtig sein wird, das aber für die Betankung selbst ein sehr großes Sicherheitsrisiko zunächst einmal darstellt, weil dieses Medium sehr flüchtig ist und damit auch sehr explosives Medium ist.

    Durch den Einsatz des Roboters lässt sich diese Gefahr weitgehend eliminieren. Denn der fährt automatisch an die Tankklappe heran, setzt den Füllarm auf und verbindet ihn gasdicht mit dem Einfüllstutzen. So ist gewährleistet, das nichts von dem minus 253 Grad kalten, flüssigen Wasserstoff woanders als im Tank landen kann. Außerdem dauert dieser Tankvorgang nur etwa zwei bis drei Minuten, weil durch die optimierte Verbindung mit dem Tank höhere Füllgeschwindigkeiten erreicht werden können. Und auch an ein anderes Sicherheitsproblem hat man bei der Weiterentwicklung des Roboters gedacht, weiß Axel Fischer:

    Zunächst einmal ist der Roboter von seinen Bewegungen her so, dass zum Beispiel Hindernisse erkannt werden, das heißt wenn ein Mensch jetzt in diesem Bewegungsbereich sich aufhalten würde, wird er bei Berührung des Roboters erkannt und das System bleibt automatisch stehen. Also sie können sich vorstellen, wenn ein Kind zum Beispiel auf dem Rücksitz aus dem Fenster rauslangt, dann darf es nicht durch den Roboter eingeklemmt werden und das muss der Roboter durch eine Kraftüberwachung oder andere Sensoren natürlich erkennen.

    Mehr als 10.000 Besucher haben sich in den vergangenen Jahren die automatische Betankung von Autos mit Flüssigwasserstoff vorführen lassen. Dennoch ist die Zukunft des Roboters ungewiss. Denn die Wasserstofftechnologie steckt immer noch in den Anfängen und bis einmal viele Wasserstoffautos auf deutschen Straßen fahren und an Robotertankstellen betankt werden, wird wohl noch sehr viel Wasser den Rhein und auch die Isar hinunterfließen.