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Rock auf dem Dancefloor
Das Solodebüt von Daniel Brandt

Daniel Brandt, sonst Teil des Akustik-Techno-Trios Brandt Brauer Frick, veröffentlicht sein erstes Soloalbum. Darauf liefert er Dance-Tracks – die untypisch für das Genre – von Rockmusik inspiriert sind.

Von Juliane Reil | 23.03.2017
    Daniel Brandt am Schlagzeug während eines Brandt Brauer Frick-Konzertes im silent green Kulturquartier Berlin.
    Daniel Brandt am Schlagzeug während eines Brandt Brauer Frick-Konzertes im silent green Kulturquartier Berlin. (imago / Votos-Roland Owsnitzki)
    "Für mich ist es eher ein dreckiger Rockclub."
    Wo sich Daniel Brandt vorstellen kann, die Musik aus seiner ersten Soloplatte zu spielen.
    "Es ist jetzt nicht irgendetwas für den Dancefloor."
    Dabei kommt der gebürtige Wiesbadener, dann Berliner, jetzt Londoner, eigentlich aus dieser Ecke. Seit acht Jahren ist er Teil von Brandt Brauer Frick. Zwischen Club und Konzerthaus produziert das Trio gern Musik für die Tanzfläche. Neben elektronischen, vor allem mit akustischen Instrumenten wie Schlagzeug und Klavier. Gerade weil das Klavier bei der Band so prominent ist, tritt es bei seinem Solo-Projekt in den Hintergrund, erklärt der 32-Jährige.
    "Oft ist das halt immer so bei den anderen Stücken gewesen, dass das nachdem wir einen einfachen Beat am Start hatten das irgendwie das erste Instrument war. Das wollte ich diesmal nicht so machen, deshalb sind halt auch viele Gitarren auf dem Album gelandet."
    Nahtstelle zwischen Elektronik und Akustik
    Die Gitarren sind auch das, was Brandts Musik am meisten von Brandt Brauer Frick unterscheidet. Dass es mit dem Solodebüt überhaupt so lange dauerte, habe an den Verpflichtungen für das Trio gelegen. Die Nahtstelle zwischen Elektronik und Akustik ist auf den acht Tracks von "Eternal Something" manchmal kaum zu hören: Die Posaune zum Beispiel klingt stellenweise wie ein fieser Synthesizer."
    Umgekehrt klängen die elektronischen Instrumente auf der Platte nicht kühl, erläutert Daniel Brandt, eben nicht an Clubmusik orientiert:
    "Sondern eher an Krautrock."
    Instrumental-Stücke ohne Gesang mit einem kreisenden, pulsierenden Rhythmus. In ihrer hypnotischen Wirkung erinnern sie tatsächlich an die Krautrock-Hits der 70er Jahre von Can und Neu!. Brandts Haltung dagegen ist eher Punkrock.
    "Wenn ich einen Take nicht ganz sauber eingespielt habe, dann habe ich es einfach nicht nochmal neu aufgenommen. Es war eigentlich eine sehr roughe Arbeitsweise, und ich habe nicht wirklich alles ganz klein und ordentlich gefeilt, sondern eigentlich alles so passieren lassen."
    Was dem Album gut tut. Die Musik wirkt lebendig, manchmal wie aus dem Moment improvisiert.
    Handgemachte Musik
    Derzeit erlebt die Rockmusik eine kleine Renaissance, heimlich schleicht sie in andere Genres. Die Briten von The XX zum Beispiel, die dreampopartige Stücke mit entschleunigt-tanzbarer Note produzieren, arbeiten mit Samples aus dem Yachtrock. Auch bei dem amerikanischen Soul-und Hip-Hop-Produzent Thundercat klingt aktuell diese weichere, gefühlsbetonte Spielart des Rock aus den 70ern an. Im Zeitalter computergenerierter Musik spielt dabei neben der Nostalgie sicher auch eine Rolle, dass Rock immer noch als "wirklich handgemacht" gilt. Das unterstreicht auch Daniel Brandt.
    "Zum einen ist es eben so, dass ich die Instrumente spielen kann und jetzt gar nicht so der Computer-Programmier-Mensch bin. Zum anderen ist es auch so, dass ich grundsätzlich auch von meinen Hörgewohnheiten lieber Sachen höre, wo ich mir irgendwie vorstellen kann, wie Leute da was in Echt gemacht haben, als dass sie jetzt einfach nur an einem Computer rumgesessen haben und Kästchen rumgeschoben haben."
    Auf "Eternal Something" klingen aber auch immer wieder Einflüsse von Brandt Brauer Frick an, mit denen der Musiker zuletzt auch Minimal Music gespielt hat.
    Fast alle Instrumente – inklusive der Gitarren – hat Daniel Brandt auf "Eternal Something" selbst eingespielt. Trotzdem kann man sich den Musiker nur schwer mit einer Rockgitarre vorstellen. Lupenreines Hemd und schmale Krawatte, so kennt man ihn von Brandt Brauer Frick, mit denen er auch weiter Musik machen wird. Dass er gerade nicht der typische Rockmusiker ist, macht ihn jedoch besonders, genau wie seinen Sound.