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Rohstoff Altholz
Wiederverwertung steckt noch in den Kinderschuhen

Holz ist ein begehrter Rohstoff. Weltweit hat sich der Verbrauch in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdoppelt. Das Recyceln von Altholz wird daher immer wichtiger. Bei lackiertem Altholz ist das wegen zum Teil hoher Schadstoffbelastung bisher schwierig. Neue Methoden könnten künftig Giftstoffe dem Holz entziehen und somit das Wiederverwerten ermöglichen.

Von Annette Eversberg | 06.08.2014
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    Zwischen 2016 und 2025 wird mehr Holz gebraucht als in der Natur nachwächst, so Expertenschätzungen. (dpa/picture alliance)
    Bei Firma Ahlert in Greven wird Altholz recycelt. Mit dem Trecker werden Paletten, Holzkisten und beschichtete Spanplatten auf den Schredder geladen und dann zerkleinert. Wichtig ist dabei, dass das Altholz entsprechend vorsortiert wird. Das richtet sich in Deutschland nach der Altholzverordnung. Sie regelt, welches Holz überhaupt wiederverwertet werden darf und welches nicht. Ganz oben rangiert Holz, das völlig unbehandelt ist, erklärt Geschäftsführer Bernhard Ahlert.
    "Überwiegend sind es Verpackungsmaterialien, Palettenmaterial, unbehandelte Kabelträger, Kabeltrommeln, Resthölzer aus dem Baubereich, die nicht vorbehandelt sind."
    Dieses unbehandelte Altholz ist besonders begehrt. Um daraus Spanplatten herzustellen. Auch Altholz aus unbehandeltem Leimholz oder Innentüren und Dielen kann wiederverwertet werden. Anderes Altholz darf man dagegen nicht weiterverwenden. Bernhart Ahlert.
    "Die Belastungen enthalten: alte Möbelteile, Fenster, sehr viel aus dem Baubereich, eben lackierte und behandelte Hölzer."
    Lackiertes Holz darf derzeit nur verbrannt werden
    Dieses Altholz enthält Schadstoffe. Aus Lacken oder Holzschutzmitteln. Oder es ist beschichtet. Mit PVC zum Beispiel. Solch belastetes Holz darf derzeit nur verbrannt werden, sagt Peter Meinlschmidt, Diplom-Physiker beim Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig.
    "In Deutschland gilt das Verbot der Deponierung von organischen Stoffen seit einer ganzen Weile. Das heißt, es dürfen keine Hölzer mehr auf der Deponie landen. Das ist anders in vielen europäischen Ländern. Also die Deutschen haben sehr zügig die Vorschriften der EU umgesetzt. Die vielen Althölzer sind sehr stark auch in die energetische Verwertung reingelaufen."
    Schadstoffe dem Holz entziehen
    Die Wiederverwertung von Altholz steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Nur ein gutes Drittel der 8 Millionen Tonnen Altholz, die jedes Jahr in Deutschland anfallen, wird zu neuen Produkten verarbeitet. Und zwar vor allem zu Spanplatten, aus denen dann neue Möbel und Türen hergestellt werden können. Die Vorschriften beim Holzrecycling sind dabei in Deutschland vergleichsweise streng. So müssen die Firmen beim Zerkleinern darauf achten, dass man noch sehen kann, ob es Stücke von behandeltem oder unbehandeltem Holz sind. Doch Physiker Peter Meinlschmidt sieht gute Chancen, zukünftig noch mehr
    Altholz als bisher für die Möbelindustrie zu gewinnen. Er will die Schadstoffe aus dem Holz regelrecht herausziehen. Kupfer, Chrom oder Arsen zum Beispiel. Mit einer Anlage, die Metalle abtrennt.
    "Wir haben da ein paar Versuche gemacht, und wir haben dann fast 100 Prozent Sortierung von diesem Chrom-Kupfer-Arsen-verunreinigtem Holz bekommen. Das war also sehr erfolgreich".
    Aber zuerst muss man die Schadstoffe im Altholz identifizieren. Hier helfen Anlagen, die es schon für das Kunststoffrecycling gibt. Sodass PVC-beschichtetes Holz sortiert werden kann.
    "Also dieses PVC wird tatsächlich erkannt und heraussortiert, und auch das könnte man im Holzbereich relativ einfach machen und dann auch für die Holzkaskade nutzen."
    Es wird mehr Holz benötigt, als in der Natur nachwächst
    Die Zeit drängt, denn auch für den Rohstoff Holz hat man folgendes errechnet: Zwischen 2016 und 2025 wird mehr gebraucht als in der Natur nachwächst. Das wird schwierig, wenn nur das unbehandelte Holz zu Spanplatten verarbeitet werden darf. Wenn es aber gelingt, so viele Schadstoffe wie möglich aus dem Altholz zu entfernen, kann man auch das Rohstoffproblem in der Möbel- und Bauindustrie lösen. Und langfristig könnte Altholz nicht nur geschreddert für Spanpatten wiederverwendet werden, hofft Meinlschmidt.
    "Tatsächlich muss man überlegen, ob es sinnvoll ist, nicht das Massivholz erst mal sich anzugucken, um den alten Holzrahmen als Fensterrahmen zu erhalten, die Kontamination abzutrennen. Das Innere eines Fensterrahmens ist gutes Holz, das ist völlig unbehandelt. Das Holzschutzmittel dringt nur ein paar Millimeter tief ein. Tatsächlich haben wir derzeit ein europäisches Projekt, wo wir schauen wollen, ob wir das Holz nicht als Massivholz auch erhalten können, ohne es vorher zu zerhacken, um eine Spanplatte draus zu machen."
    Der Physiker des Fraunhofer-Instituts in Braunschweig ist davon überzeugt, dass man auf diese Weise doppelt so viel Altholz wie bisher wiederverwerten kann. Und dabei gleichzeitig die strengen ökologischen Regeln beachtet.