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Rohstoffe
Umstrittener Kupferabbau in Peru

Deutschland plant eine Rohstoffpartnerschaft mit Peru. Allerdings geschieht der Rohstoffabbau in Peru häufig auf Kosten von Umwelt und Menschen. Den Hamburger Weltkonzern Aurubis hat das dazu veranlasst, sich mehr für seine Lieferanten zu interessieren.

Von Axel Schröder | 02.07.2014
    Blick über die peruanischen Anden.
    Blick über die peruanischen Anden: Der weltweite Hunger nach Rohstoffen richtet auch in Peru große Schäden an. (picture-alliance / dpa / Sandra Gätke)
    In den kathedralengroßen Hallen der Aurubis wird Kupfer gekocht. Bei 1300 Grad. In mächtigen Trögen schwappt das gleißend gelb-orange Metall, der Reinheitsgrad wird erhöht.
    400.000 Tonnen Kupfererz importiert Aurubis aus Peru. Obwohl – das ist durch Urteile peruanischer Gerichte belegt - der Abbau des Metalls zu schweren ökologische Schäden führt. Obwohl vielerorts mit Polizeigewalt Dörfer geräumt werden, um neue Abbauflächen auszubeuten. Mit Unterstützung der katholischen Hilfsorganisation Misereor hat der peruanische Aktivist Jaime Borda nun das Gespräch mit Aurubis-Vertretern gesucht. Hat ihnen die Zustände in den peruanischen Minen des Schweizer Konzerns Glencore Xstrata geschildert.
    "Das Unternehmen hat die Polizei unter Vertrag genommen. Die Polizei arbeitet direkt für das Unternehmen. Und jeglicher Protest gegen das Bergbauunternehmen wird sehr gewaltsam unterdrückt. Es gab mehrere Tote in den letzten Jahren. Dutzende Kritiker müssen sich nun vor Gericht verantworten. Sie werden kriminalisiert, weil sie sich kritisch geäußert haben."
    Der Schweizer Rohstoffkonzern erklärt zu diesen Vorwürfen in einer Stellungnahme gegenüber dem Deutschlandfunk:
    "Wir bedauern zutiefst, dass die Proteste, welche 2012 in Espinar stattgefunden haben, eskalierten. Wir halten jedoch fest, dass sich Glencore sehr um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden, der Vertragspartner in der Region und der Gemeinden kümmert. Wir dulden keinerlei Gewalt und setzen uns stets dafür ein, dass die Rechte unserer Mitarbeitenden und der lokalen Bevölkerung eingehalten werden."
    In der Nähe der Mine: Verseuchte Böden und Flüsse
    Die Böden und Flüsse in der Nähe der Minen werden verseucht, erzählt Jaime Borda. Die Krebsraten in der Bevölkerung steigen, Kinder und Jugendliche leiden unter Entwicklungsstörungen. Begleitet wurde Jaime Borda bei seinem Aurubis-Besuch von Susanne Friess von Misereor:
    "Ich fand, das war ein sehr gutes und sehr konstruktives Gespräch. Ich hatte das Gefühl, dass die Leute, mit denen wir gesprochen haben, tatsächlich sehr interessiert waren, an dem, was Jaime jetzt von der Situation vor Ort berichtet."
    Von Aurubis verlangt Susanne Friess, auf ihre Handelspartner, zum Beispiel auf Glencore-Xstrata Druck auszuüben. Der Konzern verstoße gegen die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte. Glencore-Xstrata weist das in seiner Stellungnahme zurück:
    "Wir haben die freiwilligen Prinzipien zur Einhaltung der Menschenrechte in unseren peruanischen Betrieben implementiert und die gesamte Führungs- und Managementebene der privaten Sicherheitsfirmen, mit denen wir lokal zusammenarbeiten, entsprechend geschult. Ebenso haben wir die örtliche Polizei über unsere Massnahmen zur Einhaltung der Menschenrechte mittels eines Grundlagentrainings aufgeklärt."
    Michela Hessling ist Sprecherin der Aurubis AG, hat an der Werksführung und den Gesprächen mit Jaime Borda und Susanne Friess teilgenommen. Sie betont, dass Aurubis zwar auch Handelspartner von Glencore Xstrata ist, aber kein Kupfererz aus den Minen bezieht, über die Jaime Borga berichtet hat. Außerdem wird Aurubis seit einigen Jahren immer aktiv, wenn es Meldungen über Umweltverschmutzungen und Menschenrechtsverletzungen in Perus Kupferminen gibt:
    "Das ist Prozess. Wir bauen ein Lieferanten-Screening auf, gucken uns genau die Minen an. Aber von denen, von denen wir jetzt schon erfahren haben, dass da Vorwürfe im Raum stehen, an die sind wir herangetreten."
    Kaum echter Druck
    Echten Druck aufbauen kann die Aurubis aber kaum, so Michaela Hessling. 17 Prozent seines Kupfererzes bezieht die Firma aus Peru. 400.000 Tonnen sind es pro Jahr - bei einer Gesamtfördermenge des Landes von fünf Millionen Tonnen Kupfererz. Michaela Hessling schätzt die Chancen, auf Firmen wie Glencore Xstrata Druck auszuüben, ganz nüchtern ein:
    "Ehrlich gesagt: Die zucken dann mit den Schultern und sagen: "OK. Dann verkaufen wir halt an die Chinesen...!" Oder an sonst irgendwelche Wettbewerber. Wir würden damit unsere Arbeitsplätze gefährden. Wir würden uns damit die Rohstoffversorgung abschneiden. Und die hätten ihrerseits kein Problem, es woanders hin zu verkaufen. Gar keins."
    Die Gespräche zwischen dem Konzern und den deutschen NGOs wie Misereor sollen weiterlaufen. Mit der katholischen Hilfsorganisation ist das nächste Treffen im August geplant. Angedacht ist, so Michaela Hessling, auch eine Reise nach Peru, um vor Ort nachzufragen, bei allen Beteiligten.