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Rosetta-Mission
Erste Kometenlandung wird anspruchsvoll

Zum ersten Mal überhaupt wird seit rund zehn Tagen ein Komet von einer Raumsonde umkreist: Die ESA-Mission Rosetta soll über ein Jahr dort arbeiten und einen Lander absetzen. Der feste Kern des Kometen 67P Tschurjumow-Gerasimenko hat aber eine so eigentümliche Form, dass die Auswahl eines Landeplatzes zur Herausforderung werden dürfte.

Von Karl Urban | 15.08.2014
    Sylvain Lodiot: "We are at the comet!"
    Es ist der 6. August im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt. Nach fast 20 Jahren der Vorbereitung und einer zehnjährigen Reise über sechs Milliarden Kilometer durchs Sonnensystem ist Rosetta am Ziel: die erste Raumsonde überhaupt, die den festen Kern eines Kometen dauerhaft besucht, ihn über Monate umkreisen soll, um schließlich einen Lander auf ihm abzusetzen.
    "Ich war sehr überrascht, als ich gesehen habe, welche Form der hat. Wir haben ja am Anfang gesagt, das ist wie so eine kleine Badeente, weil da ist so ein großer Kopf und dann der Körper da dran. Ich habe mir auch gedacht, das beste wäre, wenn die zwei auch unterschiedliche Zusammensetzungen haben."
    Gerhard Schwehm war 28 Jahre lang leitender Wissenschaftler von Rosetta. Und er war sich immer sicher gewesen, dass die Sonde auf dem Weg zu einem einzelnen Objekt ist, dem Kometen 67P Tschurjumow-Gerasimenko. Ob aber Kopf und Körper der Badeente einmal zu zwei verschiedenen Kometen gehörten – diesen Schluss lassen die gerade erst angelaufenen Untersuchungen der zehn Instrumente an Bord längst noch nicht zu. Wissenschaftlich interessant wäre das allemal.
    Schwenn: "Ich wohne ja schon sehr lange in Holland und es gibt da immer so Ausverkaufsaktionen wo es heißt: Zwei holen, einen bezahlen. Im Grund haben wir das jetzt. Wir haben wirklich zwei Stücke, die zusammenkleben und vielleicht haben wir wirklich zwei einzelne Stücke gehabt. Warten wir mal ab, wie sich die Zusammensetzung darstellt."
    Kometenzusammensetzung hat überrascht
    Rosetta hat mehrere Spektrometer an Bord, die neben der chemischen Zusammensetzung auch die Temperatur des Kometenkerns untersuchen können. Erste Messungen zeigen, dass Tschurjumow-Gerasimenko außen erstaunlich warm ist: Mit minus 70 Grad Celsius kann Eis an seiner Oberfläche nicht dauerhaft bestehen. Dabei besteht der Kometenkern zu gut 50 Prozent nur aus Eis, das derzeit offenbar schon Wasserdampf freisetzt. Rosettas Kameras haben nämlich schon schwache Fontänen ausgemacht, an denen Gas ins All hinaus schießt. Nur wo genau das herkommt, ist noch völlig unklar.
    Schwenn: "Ob da Felsspalten drin sind, wo das Gas rauskommt, das sehen wir jetzt erst, wenn wir die Oberfläche genauer angucken."
    Das ist es, was die Forscher in den ersten drei Monaten am Kometenkern vorhaben, um den Abstieg der Landesonde Philae am 11. November vorzubereiten. Rosettas Orbit soll auf 50 Kilometer, später auf 30 und schließlich auf unter zehn Kilometer abgesenkt werden. Mitte September, also in wenigen Wochen, soll der Landeplatz feststehen. Gerhard Schwehm weiß aber schon jetzt: Der Kometenkern wird den Missionsplanern ihre Entscheidung nicht leicht machen.
    Schwierige Suche nach einem Landeplatz
    "Es sieht nicht sehr flach aus. Das Problem ist: Je besser die Auflösung, also umso mehr Details man sieht, desto herausfordernder wird das Problem, den Philae-Lander sicher darauf niederzusetzen. Weil, Philae hat ja eine Dimension von knapp einem Meter, wenn man die Spannweite von den Füßen anguckt: Das sind 1,43 Meter. Und darum versucht man eine Gegend zu finden, die auf dieser Skalenlänge ziemlich flach ist."
    Und punktgenau ist die Landung dazu auch nicht, 250 Meter Sicherheitsabstand sollte Philae deshalb in alle Richtungen haben. Tschurjumow-Gerasimenko besteht offenbar weitgehend aus schroffen Abhängen und Einschlagskratern. Flache und somit sichere Täler sind rar.
    "Das ist schon eine richtige Herausforderung. So toll das Objekt aussieht – aber das Landen wurde dadurch nicht einfacher."