Ruanda

Hate Radio

Fotos zeigen in Ruandas Hauptstadt Kigali Opfer des Genozids.
Fotos zeigen in Ruandas Hauptstadt Kigali Opfer des Genozids. © picture alliance / dpa / Dai Kurokawa
Von Milo Rau · 05.05.2015
Radio ist ein Begleitmedium, heißt es. Auch ein Begleitmedium beim Morden? "Hate Radio" zeigt, dass Worte töten können und es getan haben. Der Massenmord, der sich 1994 in Ruanda ereignete, hatte einen "Soundtrack", und der kam aus dem Radio.
Auf dem populären Sender rtlm wurden coole Moderationen, aktuelle Sportnachrichten und die neueste Popmusik verbunden mit Hasspropaganda und gezielten Aufrufen zum Mord. Wenn die Hörer anriefen, wünschten sie sich Musik und denunzierten die Verstecke derjenigen, die als Nächste zu Opfern des Genozids werden sollten. Der lässige Stil, der Groove und die Formate von rtlm sind die gleichen wie die von Radiostationen überall auf der Welt. Man muss nur wenige Namen, Orte und Zeitbezüge weglassen, und das, was dieses Radio begleitete und auslöste, könnte überall auf der Welt geschehen sein oder noch geschehen.
Der Schweizer Theatermacher Milo Rau im Oktober 2012 vor einer Lesung von "Breiviks Erklärung" in Weimar
Milo Rau, Theatermacher aus der Schweiz© dpa / Michael Reichel

Regie: Milena Kipfmüller
Mit: Bianca Hauda, Uwe Wassermann, Max von Malotki, Edda Fischer
Produktion: WDR/ORF 2013
Länge: ca. 49'00 Milo Rau, geb. 1977, arbeitet als Journalist, Filme- und Theatermacher. "Hate Radio" wurde 2013 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.