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Rubelkrise
Russland rettet die erste Bank

Die russische Zentralbank hat eine erste Geschäftsbank vor der Pleite gerettet: Die Trust Bank wird rund 430 Millionen Euro erhalten und unter Aufsicht gestellt werden. Der zwischenzeitlich abgestürzte Rubelkurs erholte sich unterdessen leicht.

Von Gesine Dornblüth | 22.12.2014
    Auf der russischen Zentralbank in Moskau weht eine Russland-Fahne, davor ist eine Überwachungskamera zu sehen
    Die russische Zentralbank muss erstmals seit dem Ausbruch der Rubel-Krise ein Geldinstitut vor dem Zusammenbruch retten. (picture alliance / dpa/ Pavel Smertin)
    Wenige Tage vor dem Neujahrsfest hat sich der russische Rubel leicht erholt. Heute kostete ein Euro nur noch knapp 70 Rubel. Letzte Woche waren es zeitweilig über hundert gewesen. Vizepremier Igor Schuwalow:
    "Der Rubelkurs verhält sich jetzt sehr vernünftig, ohne starke Schwankungen. Auf dem Markt wird erwartet, dass er sich in den nächsten Tagen weiter festigt. Für uns ist aber nicht wichtig, ob der Rubel teurer oder billiger wird – es geht darum, die Lage zu stabilisieren. Das ist für die Bank wichtig, für die Exporteure, und für alle, die wirtschaftliche Geschäfte planen."
    Experten erklärten die Erholung der russischen Währung unter anderem mit einem leichten Anstieg des Ölpreises. Hilfe kommt zudem aus dem Osten. Chinas Außenminister Wang hat am Wochenende angekündigt, sein Land werde Russland unter die Arme greifen – wenn auf russischer Seite Bedarf bestehe.
    Zudem hatte das russische Finanzministerium vor wenigen Tagen angekündigt, umgerechnet sieben Milliarden US-Dollar aus den Devisenreserven für die Stützung des Rubels bereitzustellen. Auch das habe Wirkung gezeigt.
    Darüber hinaus denkt die russische Regierung darüber nach, russische Unternehmen dazu zu verpflichten, in Euro oder Dollar erwirtschaftete Gewinne in Rubel umzutauschen. Auch das würde sich positiv auf den Rubelkurs auswirken. Premierminister Medwedew sagte dazu heute:
    "Wir müssen mit den großen Exportunternehmen weiter an dieser Frage arbeiten. Natürlich müssen wir auch schnell und angemessen auf offene Devisenspekulation reagieren. Die Zentralbank tut das, die Regierung wird ihr dabei helfen."
    Auch Öl- und Gaskonzerne bitten um staatliche Hilfe
    Die Zentralbank rettet unterdessen eine erste Geschäftsbank vor der Pleite. Wie heute bekannt wurde, soll die Trust Bank umgerechnet mit rund 430 Millionen Euro erhalten und unter Aufsicht gestellt werden. In den vergangenen Wochen hatten bereits verschiedene Öl- und Gaskonzerne um staatliche finanzielle Hilfe gebeten, darunter der Energieriese Rosneft.
    Die Konzerne müssen in diesen Monaten beträchtliche Auslandsschulden begleichen, aufgrund der Sanktionen haben sie aber nur eingeschränkt Zugang zum westlichen Devisenmarkt. Rosneft konnte heute dennoch einen Teil seiner Schulden zurückzahlen, umgerechnet sieben Milliarden US-Dollar. Die Rosneft-Aktien legten daraufhin um 2,5 Prozent zu.
    Auch die Schlangen in den Elektronikgeschäften sind kleiner geworden. Am Wochenende hatten viele Russen Masseneinkäufe getätigt – aus Angst vor einem weiteren Rubelverfall und vor einem Preisanstieg. Heute wirbt ein Porzellankaufhaus im Zentrum Moskaus mit dem Plakat: "Wir glauben an den Rubel. Wir erhöhen die Preise nicht."
    Telefongespräch zur Ukraine-Krise geplant
    Der Rubelverfall ist zum Teil den Sanktionen gegen Russland geschuldet. Sie wurden wegen Russlands Ukraine-Politik verhängt. Eine Lösung des Konflikts in der Ukraine ist nicht in Sicht, Gespräche der Kontaktgruppe in Minsk auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch für den heutigen Abend haben sich die Präsidenten Russlands, Frankreichs und der Ukraine sowie Bundeskanzlerin Merkel zu einer Telefonkonferenz verabredet. Thema: Der Konflikt in der Ukraine – und die Rückkehr zum Minsker Friedensprozess.