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Rücktritt vor 50 Jahren
Josef Kardinal Frings - Ein Leben für die Menschen

Josef Frings strebte eigentlich keine Karriere in der römischen Kurie an. Der promovierte Theologe war Seelsorger aus Leidenschaft. Als Pfarrer liebte er die Nähe zu den Menschen. 1942 wurde er zum Kölner Erzbischof berufen. Zwar gab er vor 50 Jahren sein Amt auf, präsent ist er in der Domstadt aber noch heute.

Von Alfried Schmitz | 23.02.2019
    Joseph Kardinal Frings, katholischer Theologe und Erzbischof von Köln (1887 – 1978)
    Joseph Kardinal Frings, katholischer Theologe und Erzbischof von Köln (1887 – 1978) (akg-images / Fritz Eschen)
    "Jeder Bischof sucht sich beim Amtsantritt einen Wahlspruch. Frings hatte den Wahlspruch: 'Für die Menschen bestimmt'. Und das hat er bewusst reflektiert und gelebt."
    So beschreibt Ulrich Helbach, Historiker und Leiter des Kölner Erzbischöflichen Archivs, Josef Kardinal Frings.
    Und der Frings-Biograf Friedhelm Ruf ergänzt:
    "Er hat sich ja von vorneherein als Leutepriester bezeichnet. Er wollte ganz nah bei den Leuten sein. Er war ja der Typ Rheinländer. Er sprach ja auch rheinisch. Auch sein Latein war rheinisch. Er war den Kölnern schon im Herzen nah.
    Josef Frings, 1887 in Neuss geboren, entstammte einer gebildeten und wohlhabenden Fabrikanten-Familie. Nach dem Studium der Theologie, das er mit einer Doktorarbeit abschloss, wollte Frings keine Karriere in der Kirchenhierarchie machen. Ihn zog es zu den Menschen in den Seelsorgedienst. Nachdem er schon als junger Kaplan einige Jahre in Köln tätig gewesen war, erhielt er 1924 eine eigene Pfarrei in der Domstadt.
    "Es war mir eine Gemeinde anvertraut, die nicht allzu groß war. Aber da war man für alles verantwortlich. Für die Kinder, für die Erwachsenen, für die Alten, für die Kranken. Das, was eigentlich einen Priester ausmacht. Man konnte den Gottesdienst halten, man durfte die Sakramente spenden. Man konnte die neu Zugezogenen besuchen und so persönliche Beziehungen knüpfen."
    Abschied von der geliebten Gemeindearbeit
    Erinnerte sich Frings viele Jahre später. Von seiner geliebten Gemeindearbeit musste er sich verabschieden, als er 1937 zum Leiter des Priesterseminars berufen wurde. Der modern denkende und freigeistige Frings sollte frischen Wind in die kirchliche Ausbildungsstätte bringen, wo es damals klösterlich streng zuging.
    Die NSDAP-Gauleitung war nicht sonderlich erfreut über diese Personalentscheidung.
    "Pfarrer Dr. Frings ist bekannt als unentwegter Kämpfer für den politischen Katholizismus. Aus seinen Predigten ist stets seine ablehnende Haltung dem Staat gegenüber zu erkennen."
    Diese Beurteilung konnte weder die Berufung Frings auf den Posten des Priesterseminarleiters, noch fünf Jahre später seine Ernennung zum neuen Erzbischof von Köln verhindern. Für den damals 55-jährigen Frings begann das neue Amt in einer denkbar schweren Zeit.
    "Er war dreimal ausgebombt. Er hat in Bombenangriffen erlebt, wie in Kellern neben ihm Menschen gestorben sind. Er ist nach Bombenangriffen auf die Straße, hat Gebete gesprochen, Erste Hilfe geleistet. Er war präsent."
    Das "Fringsen" wird zum geflügelten Wort
    Nach dem Krieg half Frings beim Beseitigen der Trümmer. Und als die Menschen im strengen Winter 1946 Gefahr liefen zu erfrieren, erteilte er ihnen in seiner legendären Silvesterpredigt quasi die Absolution zum Kohle-Stehlen, was als "Fringsen" zum geflügelten Wort wurde.
    Kölner Altstadt, gesehen vom Triangle Hochhaus
    Josef Kardinal Frings lagen die Kölner sehr am Herzen. Handeln für die Menschen war sein Credo. (picture alliance / Daniel Kalker)
    "Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann."
    "Ich habe das in einer öffentlichen Predigt gesagt, allerdings in sehr vorsichtiger Weise, mit vielen Einschränkungen. Aber das ging dann wie ein Lauffeuer durch die ganze Diözese. Überall wurde tapfer Kohle geklaut."
    Ehrenbürgerwürde für Frings
    Frings, 1946 zum Kardinal ernannt, initiierte wenige Jahre später die Hilfsprojekte "Misereor" und "Adveniat", baute enge Kontakte zur katholischen Gemeinde in Tokyo auf und plädierte beim Zweiten Vatikanischen Konzil für mehr Reformen innerhalb der Kurie.
    "Das Handeln für die Menschen war das tragende Motiv. Kirche ist für die Menschen da!
    So lautete das Credo des Kölner Erzbischofs. Am 23. Februar 1969 wurde Frings in den Ruhestand entlassen. Schon ein Jahr zuvor hatte er, durch ein Augenleiden fast erblindet, beim Papst um die Entpflichtung von seinem Amt gebeten.
    Im Dezember 1978 starb der beliebte Kardinal im Alter von 91 Jahren.
    In der Kölner Innenstadt erinnert ein Denkmal an den Erzbischof, den einzigen, dem bislang in Köln die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde.