Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Rückkehr zur Landwirtschaft

Die Folgen der weltweiten Ernährungskrise sind im Senegal drastisch zu spüren, denn auf dem Weltmarkt hat sich der Preis für Reis seit Beginn des Jahres verdoppelt. Nur ein Achtel des verzehrten Reises wächst auf den Feldern senegalesischer Bauern - der Rest wird importiert. Angesichts der steigenden Preise findet ein Umdenken statt: Es lohnt sich wieder, die brachliegenden Flächen zu nutzen.

Von Bettina Rühl | 17.06.2008
    Die junge Senegalesin Assiata Gueye sitzt auf einem Hocker in der elterlichen Küche und bereitet das Mittagessen für ihre Familie vor. Die 14-jährige Schülerin hat schon vor fast zehn Jahren angefangen, ihrer Mutter in der Küche zu helfen - an diesem Sonntag macht sie die Arbeit allein, sie schätzt das Kochen mittlerweile als Entspannung vom Alltag in der Schule.

    Vor ihr auf dem Boden steht eine Aluminiumschale mit Wasser, darin schwimmen drei kleine Fische und zwei Stücke eines größeren Fisches. Assiata kocht heute - wie jeden Sonntag - das senegalesische Nationalgericht: Thie Boudienne, auf Deutsch: Fisch mit Reis.

    Assiata und ihre Familie leben in der senegalesischen Hauptstadt Dakar, und hier sind Reis und Fisch im deutschen Sinn eigentlich kein "Sonntagsessen", also nicht besonders teuer - das Gericht Thie Boudienne ist nur besonders beliebt. Im Senegal wird Reis mittags in praktisch allen Familien an jedem Tag in der Woche gegessen.

    Wie gehaltvoll oder teuer die Soße dazu ist, hängt vom Einkommen der Familie ab: Der Reis kann trocken oder mit Speiseöl durchtränkt sein, von einer Tomatensoße begleitet werden - oder eben, wie bei dem Nationalgericht Thie Boudienne, von einer Soße mit Fisch und verschiedensten Gemüsesorten, darunter Auberginen, Karotten, Rettich und Kohl.

    Das wichtigste aber ist der Reis. Deshalb sind die Folgen der weltweiten Ernährungskrise im Senegal drastisch zu spüren. Auf dem Weltmarkt hat sich der Preis für Reis seit Beginn des Jahres verdoppelt. Im Senegal werden jedes Jahr 800.000 Tonnen gegessen. Nur ein Achtel wächst auf den Feldern senegalesischer Bauern - der Rest wird importiert, 700.000 Tonnen jährlich. Seit dem Preisanstieg muss Assiatas Mutter Mayam Gueye für das tägliche Essen deutlich mehr bezahlen.

    "Ich schaffe es noch, drei Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen, dank der Gnade Gottes - jedenfalls im Moment. Aber für viele andere Familien ist das ein großes Problem. Sie können sich das Frühstück leisten und ein Mittagessen - das ist alles. Abends muss jeder sehen, wie er klar kommt. Manche machen wenigstens den Kindern noch etwas zu essen. Aber es gibt auch viele, die sich schon das Mittagessen kaum noch leisten können."

    Im Vergleich zu anderen geht es der Familie noch gut: Alioune Gueye ist Taubstummenlehrer an einer staatlichen Schule. Sein Gehalt liegt bei umgerechnet 300 Euro im Monat - damit gehört er im Senegal zur Mittelschicht. Doch auch in der Familie Gueye wird es nun knapp. Um das Essen für seine Familie und die täglichen Besucher bezahlen zu können, nimmt Alioune Gueye möglichst viele Privatschüler an. Sie selbst sehe ihn kaum noch, sagt seine Frau, an vielen Abenden komme er neuerdings erst um neun Uhr nach Hause. Eine Klage ist das nicht, schließlich ist sie froh, dass ihr Mann überhaupt die Chance hat, wenn nötig mehr Geld zu verdienen. Doch selbst die zusätzliche Arbeit reicht nicht aus. Alioune Gueye hat sich inzwischen zu seiner Familie und den Besuchern ins Wohnzimmer gesellt.

    "Ich muss auf meine Ersparnisse zurückgreifen. Immerhin habe ich das Glück, über Reserven zu verfügen - die große Mehrheit hat das nicht. Aber meine Ersparnisse waren natürlich nicht dafür gedacht, die tägliche Ernährung zu finanzieren, sondern für unvorhergesehene Zwischenfälle und die Zukunft. Wenn meine Rücklagen weiter in dem jetzigen Tempo dahin schmelzen, werde ich sie bald aufgebraucht haben und von der Hand in den Mund leben, wie alle anderen auch."

    Verkaufsstände und Garküchen säumen viele Straßen in Dakar. An einfachen Bretterbuden können Passanten gebutterte Baguette oder Reis mit Soße kaufen. Zwischen Autos und Fußgängern hindurch wuseln fliegende Händler, die etliche Baguette auf dem Kopf balancieren und so zum Kauf anbieten. Dabei ist auch der Preis für die länglichen Brote in den vergangenen Monaten um umgerechnet zehn Cent gestiegen - ein Preisanstieg, der bei den knappen Budgets senegalesischer Familien ins Gewicht fällt. Und hätte die Regierung nach ersten Unruhen nicht begonnen, den Brotpreis zu subventionieren, wäre der Preisanstieg noch drastischer ausgefallen. Dasselbe gilt für den Reis: Die Regierung hat die Importsteuern vorerst gestrichen, um so den Verbraucherpreis zu senken. Trotzdem hat sich der Preis für Reis auf 500 bis 600 Dollar die Tonne mehr als verdoppelt. Immerhin ist der senegalesische Reis mit etwa 300 Dollar für die mittlere Qualität deutlich billiger. Eine Entspannung des Marktes ist kurzfristig nicht abzusehen, sagt der Händler Bou Diop. Er ist Generalsekretär des Verbandes der senegalesischen Händler und Industriellen.

    "Im Moment haben wir noch 175.000 Tonnen gebrochenen senegalesischen Reis auf Lager."

    Bei einem senegalesischen Pro-Kopf Verbrauch von 60 bis 70 Kilo im Jahr reicht das voraussichtlich für dreieinhalb Monate.

    "Wir suchen derzeit auf dem Markt nach Beständen, die verfügbar sind. Man hat uns sogar schon signalisiert, dass ein Schiff mit einer Ladung Reis aus Thailand bereits aus dem Hafen ausgelaufen ist. Drei Länder möchten diese Ladung kaufen: Der Senegal, Burkina Faso und Mali. Wir sind schon in einem sehr fortgeschrittenen Verhandlungsstadium. Es handelt sich zwar nur um 20.000 Tonnen, aber wir sind recht zuversichtlich, dass wir die noch im Juni im Senegal entladen können."

    Allerdings werde um den Preis noch gerungen, sagt der Generalsekretär des Händlerverbandes.
    Eins ist jedoch klar: Bekommt der Senegal den Zuschlag, gehen die Menschen in Mali und Burkina Faso leer aus. Doch die hätten den Reis aus Übersee auch weniger nötig, meint Bou Diop:

    "Sie bauen selbst viel mehr Reis an als wir - in Mali werden drei Mal so viele Hektar für den Reisanbau genutzt wie bei uns. Unsere Nachbarn ernten 600.000 Tonnen im Jahr, wir nur 100.000. Wenn in drei Monaten die nächste Ernte eingebracht ist, wird Mali einen großen Teil seines Bedarfs daraus decken können. Dort wird mehr Reis angebaut, weil Wasser leichter zugänglich ist: Die Felder liegen am Ufer des Niger und etwa auf demselben Niveau wie der Fluss. Der Senegal-Fluss dagegen fließt durch ein Tal, die Felder liegen höher, das Wasser muss nach oben gepumpt werden. Das ist natürlich teuer."

    Doch die höheren Produktionskosten erklären den deutlichen Unterschied nicht ganz, wie auch die Regierung des Senegal weiß - und durchaus selbstkritisch zugibt. Nouhou Demba Diallo ist Kabinettschef des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade.

    "In den vergangenen Jahren haben im Grunde unsere Handelsminister unsere Agrarpolitik gemacht. Das heißt, die senegalesische Regierung hatte keine Landwirtschaftspolitik mehr. Es lohnte sich auch nicht, denn wenn man viel Geld in die landwirtschaftliche Produktion investiert und der Preis für das Produkt am Ende nicht von den tatsächlichen Kosten abhängt, sondern von dem Geschehen auf dem Weltmarkt, also auch von den Subventionen und Spekulationen der anderen, dann ist man schnell versucht, die eigene Produktion aufzugeben. Wie wir alle wissen, waren die Preise auf dem Markt dank der Subventionen sehr niedrig. Das hat alle Bemühungen der afrikanischen Bauern zunichte gemacht. Aber jetzt müssen wir wieder anfangen, eine wirkliche Landwirtschaftspolitik zu betreiben. Unsere Agrarminister müssen wieder den Stellenwert bekommen, der ihnen zusteht. Wir dürfen nicht länger vom internationalen Markt abhängig bleiben."

    Ende der 70er Jahre kostete die Tonne Reis aus Thailand im Senegal 150 Dollar. Der Reis aus der eigenen Produktion war um ein Drittel teurer. Nicht nur die senegalesische Regierung glaubte damals richtig zu handeln, als sie begann, den eigenen Reisanbau zu vernachlässigen, weil sie billiger auf dem Weltmarkt einkaufen konnte. Auch internationale Institutionen rieten dem Senegal, lieber auf Erdnüsse und Baumwolle für den Export, als auf Reis für die eigene Bevölkerung zu setzen. Dass der Importreis heute deutlich teurer ist, als die - rare - eigene Ware, hat die bekannten Gründe: Die Knappheit auf dem Weltmarkt, ausgelöst durch das Bevölkerungswachstum, die steigende Nachfrage in den Schwellenländern China und Indien, die Umwidmung von Feldern für die Produktion von Agro-Treibstoff, Spekulationen, Missernten und Klimawandel. Nun versucht die senegalesische Regierung, zu ändern, was sie selbst ändern kann: Sie will die landwirtschaftliche Produktion deutlich steigern. Bis zum Jahr 2015 soll der Senegal 700.000 Tonnen Reis im Jahr selbst produzieren. Dann wäre das Land von Importen weitgehend unabhängig.

    "Wir haben landwirtschaftliche Flächen, die brach liegen. Wir haben ausreichend Wasser - wir produzieren nicht so viel, wie wir könnten. Doch die Lage auf dem Weltmarkt zwingt uns dazu, das anzubauen, was wir verbrauchen. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren und müssen schon bald wenigstens einen Großteil dessen herstellen, was wir selbst verbrauchen, denn auf dem Markt werden wir den Bedarf nicht decken können."

    Allgegenwärtig ist derzeit der Appell des Präsidenten, der unter dem Kürzel GOANA verbreitet wird und sich an alle Senegalesen richtet: "Nehmt so viel Boden unter den Pflug wie ihr könnt, investiert in die Landwirtschaft - es lohnt sich." Die Regierung selbst hat ein Programm REVA aufgelegt, das nun, nach zwei zähen Jahren langsamer Vorbereitung, allmählich anläuft - eher zufällig punktgenau zur gegenwärtigen Krise. Es heißt "Zurück zur Landwirtschaft" und meint den Aufbau von neuen Farmen für den Bewässerungsfeldbau. Noch im laufenden Jahr sollen 18 neue Betriebe entstehen, mit 7000 neuen Arbeitsplätzen für Farmer. Die Höfe sollen technologisch auf dem neusten Stand sein: Geplant ist der Einsatz der sparsamen Tröpfchenbewässerung statt verschwenderischer Beregnungsanlagen, und selbstverständlich von Traktoren statt Hacke oder Ochsenpflug.

    Die ehrgeizigen Pläne des Senegal seien durchaus realistisch, meint Rafael Schneider von der Deutschen Welthungerhilfe.

    "Die Potentiale auch im Senegal in der Landwirtschaft sind sehr groß, denn es gibt kaum Bewässerungslandwirtschaft, man verlässt sich vielfach auf den Regenfeldbau, und durch den abnehmenden oder unregelmäßige Niederschläge sind die Unsicherheiten in diesem Bereich sehr groß, und da gibt es viel Aufholbedarf und viele Möglichkeiten."

    Nach Angaben der senegalesischen Regierung sei nicht einmal das Wasser im Senegal knapp: Bestehende Staudämme würden nur zu einem Bruchteil genutzt, unterirdische Wasserspeicher noch kaum angezapft. Auch an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sei kein Mangel: Nur fünfzig Prozent davon würden bislang beackert. Und selbst auf diesen Äckern ließe sich die Produktivität deutlich steigern: Derzeit liegt sie nach offiziellen Angaben bei nur 64 Prozent. Angesichts der aktuellen Diskussion mag allerdings überraschen, dass der Senegal künftig nicht nur mehr Reis und Gemüse anbauen will - sondern auch Pflanzen für die Produktion von Agro-Treibstoff. Derzeit läuft ein Pilotprogramm auf 600 Hektar; in nur vier Jahren will der westafrikanische Staat auf 300.000 Hektar Pflanzen für die Produktion von Agro-Treibstoff anbauen. Noch einmal Rafael Schneider:

    "Senegal hat sehr ambitionierte Ziele was Agrartreibstoffe betrifft, sie wollen es aber vornehmlich nicht für den Export produzieren, sondern für die eigene Nutzung, das heißt im eigenen Land Energie zur Verfügung stellen, die relativ günstig ist und umweltschonend ist. Wenn Senegal der Ernährungslandwirtschaft den Vorzug gibt und da die Potentiale ausnutzt und zu einer angemessenen Ernährungssicherheit im eigenen Land kommt, ist dagegen nichts einzuwenden, dass vorhandene Flächen genutzt werden, um die eigene Energieversorgung nachhaltig zu verbessern."

    Insgesamt seien die Ziele des Senegal durchaus vernünftig, meint Rafael Schneider - und empfehlenswert auch für andere afrikanische Staaten. Denn auf dem ganzen Kontinent wurde die Landwirtschaft vernachlässigt, wurde in die ländliche Infrastruktur nicht mehr investiert: Viele Bauern sind von den Märkten abgeschnitten, ganz einfach weil es in den ländlichen Gebieten kaum Straßen und Brücken gibt. Milch wird mangels Molkereien kaum verarbeitet, Obst und Gemüse vergammelt auf den Feldern - um nur einige Beispiele zu nennen. Das Versäumte muss nun schleunigst nachgeholt werden. Und mehr noch als das: Wegen des Klimawandels sind außerdem neue Anstrengungen nötig, um die Ernährung der afrikanischen Bevölkerung langfristig zu sichern.

    "Man muss lokales Saatgut vermehrt anpflanzen, zum Beispiel ist Hirse viel besser, trockenheitsbeständiger als Mais, so dass man vielleicht den Hirseanbau stärker fördern sollte als wie in den letzten Jahren den Maisanbau, um eben die Resistenz von Pflanzen auszunutzen und die Potentiale in der Landwirtschaft zu steigern und höhere Erträge zu erzielen."

    Das wird vielerorts schon versucht. So auch in Mali, dem Nachbarland des Senegal. Dort werden schon seit Jahren unter wissenschaftlicher Begleitung angepasste Getreidesorten gezüchtet - ohne Gentechnik, auf ganz konventionelle Weise.

    Die deutsche Pflanzenzüchterin Eva Weltzien leitet die Studien, die nicht nur in Petrischalen und Laboren, sondern mit Hilfe der Bauern auch auf deren Feldern durchgeführt werden. Die Wissenschaftlerin arbeitet für ICRISAT, ein internationales Agrarforschungsinstitut mit Sitz in der malischen Hauptstadt Bamako. Gezüchtet werden Sorghum- und Perlhirse-Sorten, die möglichst gut an die extremen Bedingungen im Sahel angepasst sind. Zu Brei verarbeitet, ist das genügsame Getreide in den Trockengebieten am Rande der Sahara so etwas wie das tägliche Brot. Dass neue Sorten in Umlauf kommen, werde vor allem für Afrika immer wichtiger, meint Eva Weltzien. Denn wenn die Prognosen stimmen, wird der Klimawandel vor allem diesen Kontinent treffen. Dadurch wird es vermutlich nicht einmal dramatisch weniger regnen - doch der Zeitpunkt der Regenzeiten wird sich wahrscheinlich in Zukunft ständig ändern. Und das ist für die Bauern sehr viel schwieriger, als mit regelmäßiger Trockenheit umzugehen.

    "Wenn das Ende der Regenzeit so unvorhersehbar ist, dann brauchen die Leute eben Sorten, die zu verschiedenen Zeiten blühen, dass sie unter den verschiedenen Sorten wenigstens eine Sorte haben, die noch etwas bringt."

    Eva Weltzien hat eine besondere Art der Forschung entwickelt, eine Mischung aus Wissenschaft und Entwicklungshilfe. Denn die deutsche Agrarökonomin arbeitet mit den Bäuerinnen und Bauern zusammen, die ihre Pflanzen später einmal aussäen sollen. Die Bauern suchen sich auf der Versuchsstation in Bamako jedes Jahr einige neue Zuchtsorten aus, die sie auf kleinen Parzellen innerhalb ihrer Felder anpflanzen. Nach der Ernte werden die neuen Sorten von den Frauen in ausgesuchten Dörfern verarbeitet und dann von allen verkostet - schließlich kann sich eine neue Sorte nur durchsetzen, wenn sie auch die Konsumenten in jeder Hinsicht überzeugt:

    Der 42-jährige Bauer Bourama Dembele beteiligt sich begeistert an der Verkostung - und an den Versuchsreihen auf dem Feld.

    "Als das Team von ICRISAT zum ersten Mal kam und fragte, ob wir bei den Versuchen mitmachen wollen, habe ich mich sofort gemeldet. Ich habe gleich gemerkt, dass diese Versuche für uns sehr nützlich sind. Denn durch die Zusammenarbeit mit den Forschern bekommen wir neue Sorten. Einige davon sind sehr viel ertragreicher als unsere alten. Die bringen nie mehr als eine Tonne pro Hektar - egal wie gut die Bedingungen sind. Aber von den besten unter den neuen Sorten ernten wir 1,3 oder 1,4 Tonnen pro Hektar! Und das ist ein Unterschied, der einen natürlich sofort überzeugt."

    In seinem Heimatdorf Maniabougou hat sich die Landwirtschaft dank der Bemühungen des malischen Staates und etlicher Entwicklungshelfer in den vergangenen Jahren massiv verändert - und ist sehr viel effektiver geworden. Früher bestellten die Bauern ihre Felder ausschließlich in Handarbeit. Weil sie kein Vieh hielten, fehlte ihnen auch der natürliche Dünger. Inzwischen haben fast alle Bauern Zugtiere, mit deren Hilfe sie ihre Felder bestellen. Das gilt auch für Bourama Dembele, denn anders würde er es gar nicht schaffen, seine zwölf Hektar Land zu beackern. Dembele baut Sorghum und Baumwolle, Mais und Erdnüsse an. Im Laufe der Jahre ist er zu bescheidenem Wohlstand gekommen und kann fünf von seinen sechs Kindern in die Schule schicken.

    In Dakar, im Hause Gueye, ist das Mittagessen mittlerweile fertig. Die Hausherrin Mayam Gueye hat den Reis und die Soße sorgfältig auf viele große Platten aufgeteilt. Sie hat sich dafür Zeit genommen und mit großer Sorgfalt gearbeitet: Jeder soll genug kriegen. Für die halbwüchsigen Freunde ihrer Söhne hat sie zwei große Platten in den Hof gestellt, dort sitzen die jungen Männer nun im Kreis zusammen und essen, wie im Senegal üblich, alle von derselben Platte ihr Thie Boudienne. Drinnen, im Wohnzimmer, sitzen die übrigen Familienmitglieder und weitere Gäste. Es ist genug, so dass alle satt werden.