Donnerstag, 18. April 2024

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Rücktritt des BER-Chefs
Lob und Tadel für Mehdorn

Hartmut Mehdorn wird spätestens zum 30. Juni 2015 sein Amt niederlegen. Mehdorn habe im Aufsichtsratsumfeld Spekulationen zu seiner Person zur Kenntnis nehmen müssen, die das für ihn "vertretbare Maß überstiegen". Die Reaktionen aus der Politik auf den Rücktritt fielen unterschiedlich aus.

15.12.2014
    BER-Chef Mehdorn sagte in seiner Mitteilung, er bedauere den Rücktritt, weil dieser weder seinem Pflichtbewusstsein noch seinen Zielen entspreche. "Der Schritt ist für mich aber in Abwägung der Gesamtlage notwendig geworden." Seit Wochen waren Gerüchte kursiert, wonach sein Verhältnis zu den Gesellschaftern aus Bund und Ländern tief zerrüttet sei.
    Mehdorn habe dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Bretschneider angeboten, sein Amt solange weiterzuführen, bis ein Nachfolger gefunden sei, erklärte die Flughafengesellschaft. Spätestens zum 30. Juni 2015 wolle er aber ausscheiden. Mehdorn sagte, als er den Vorsitz der BER-Geschäftsführung übernommen hat, hätten "Chaos und Stillstand" auf der Baustelle geherrscht. Am Freitag bei der Aufsichtsratssitzung hatte er erklärt, die Baustelle des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg sei nun geordnet, die technischen Kernfragen seien entschieden. Der Aufsichtsrat hatte beschlossen, den Flughafen spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2017 zu eröffnen.
    Dank von CDU und SPD
    Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärte, er nehme Mehdorns Entscheidung zum Rückzug mit Respekt zur Kenntnis. Mehdorn habe "in einer schwierigen Zeit Verantwortung für die Flughafen-Gesellschaft übernommen".
    Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte, Mehdorn sei es gelungen, "den Prozess der Inbetriebnahme des BER wieder in die richtige Spur zu bringen". Er hätte sich zwar einen schnelleren Bau und weniger Schlagzeilen gewünscht, doch die Leistung Mehdorns sei unbestritten. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dankte Mehdorn. Dobrindt und Mehdorn warben für eine schnelle Suche nach einem Nachfolger.
    Kritik von den Grünen
    Der Rückzug Mehdorns sei überfällig, urteilte dagegen der Vize-Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer. Mehdorn sei von Anfang an eine Fehlbesetzung gewesen. "Klar ist dank Mehdorn nur, dass der BER ein Milliardengrab auf Steuergeldkosten ist."
    Mehdorn hatte die Geschäftsführung der Berliner Flughäfen im März 2013 für drei Jahre übernommen, sein Vertrag wäre also im März 2016 ausgelaufen. Bevor Mehdorn sein Amt angetreten hatte, waren vier Eröffnungstermine des Flughafens Berlin-Brandenburg geplatzt. Zu den Ursachen zählen Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme.
    (vic/stfr/ach)