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Rückversicherer bleibt gelassen

Der Wirbelsturm "Sandy" hat an der US-Ostküste für Milliardenschäden gesorgt. Die Münchener Rück lässt die jüngste Naturkatastrophe hingegen kalt. Sie will dieses Jahr sogar mehr Gewinn machen als ursprünglich geplant.

Von Michael Watzke | 07.11.2012
    Der Wirbelsturm "Sandy" an der amerikanischen Ostküste hat mitten im US-Präsidentschaftswahlkampf nicht nur Millionen Betroffene in Atem gehalten, sondern auch den Münchner Rückversicherer Munich Re, sagt dessen Finanzvorstand Jörg Schneider:

    " Zumal wir uns durch 'Sandy' schon ein Stück weit beeindrucken lassen haben, wenn ich das so sagen darf."

    Bisher hat Munich Re keine Kostenschätzungen bekannt gegeben. Experten rechnen mit zehn bis 20 Milliarden Dollar Belastung für die gesamte Versicherungsbranche. Die werden bei den Versicherern erst in den kommenden Quartalen verbucht. Dennoch bleibt Munich Re gelassen.

    "Hurrikan 'Sandy' ist nicht, was man im Jargon ein 'market changing event' nennt. Trotz der Belastungen aus dem Wirbelsturm sind wir zuversichtlich, im Rückversicherungsgeschäft eine Schaden-Kosten-Quote von unter 96 Prozent halten zu können."

    Das bedeutet: Die Munich Re muss in ihrem Rückversicherungsgeschäft für jeden eingenommenen Euro nur 96 Cent für Schäden ausgeben. Eine gute Quote. Sie sorgt dafür, dass Munich Re im dritten Quartal einen überraschenden Gewinn von 1,13 Milliarden Euro erzielt. Vor einem Jahr waren es noch fast 300 Millionen Euro weniger. Finanzvorstand Schneider stellt den Aktionären deshalb eine leicht steigende Dividende in Aussicht. Im letzten Jahr lag sie bei 6,25 Euro. Für den Rest des laufenden Geschäftsjahres ist Schneider optimistisch:

    "Wir erwarten eine kräftige Gewinnsteigerung und heben unser Ergebnisziel nach Übertreffen der ursprünglichen Erwartungen auf nun drei Milliarden Euro an."

    Die guten Zahlen der Munich Re hängen vor allem mit den hohen Einnahmen aus Kapitalanlagen zusammen. Der Rückversicherer hat begonnen, sein Portfolio umzuschichten. Weniger Anleihen, mehr Aktien. Denn mit Anleihen lassen sich derzeit nur sehr geringe Zinsen erwirtschaften. Zudem hatte die Munich Re im vergangenen Jahr hohe Verluste durch die Abschreibung griechischer Staatspapiere erlitten. Seitdem haben die Münchner den Anteil der Aktien an ihrem Portfolio auf 2,9 Prozent erhöht. Das sei auch eine Maßnahme zum Inflationsschutz, sagt Schneider. Viel höher soll der Aktienanteil allerdings nicht steigen:

    "Ich würde mich zumindest mal soweit festlegen: zehn Prozent werden es gewiss nicht, weil daraus würden sich zu starke Schwankungen ergeben, und die kosten dann sehr viel Eigenkapital. Wir glauben nicht, dass unsere Aktionäre dafür auf Munich Re setzen, dass wir hohe Wetten am Kapitalmarkt eingehen."

    Denn Munich Re sieht sich als konservatives Unternehmen mit niedrigem Risikopotenzial und hoher Sicherheit. Das zeigt sich auch in der vorsichtigen Ergebnisprognose: Drei Milliarden Euro Jahresgewinn wirken fast schon untertrieben, wenn man bedenkt, dass die Munich Re in diesem Jahr schon 2,7 Milliarden Euro verdient hat.

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