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Rugby
Banknote für Fidschis Olympiasieger

Sie waren eine der Erfolgsgeschichten der Olympischen Spiele von Rio 2016: Das Rugby Sevens Team aus Fidschi gewann nicht nur die allererste Olympia-Medaille für ihr Land, sondern auch noch Gold. Jetzt hat Fidschi den historischen Sieg auf ganz besondere Weise verewigt.

Von Andreas Stummer | 04.06.2017
    Sie waren die Sensation der olympischen Spiele von Rio. Fidschis Rugby Sevens Team, eine Mannschaft aus Halb-Amateuren, gewann Gold – die erste Medaille in der Geschichte des Südseestaates. Fijis 900.000 Einwohner feierten wochenlang, jetzt wurde der größte sportliche Erfolg des Landes auf einem Geldschein verewigt. Fidschis Zentralbank brachte zwei Millionen Rugby Sevens-Banknoten heraus. Ihr Wert: Sieben Dollar. "Der Geldschein ist die Belohnung für eine großartige Leistung. Das ganze Land ist stolz auf unser Team", sagen zwei Männer in der Hauptstadt Suva, "die Spieler haben so hart für diesen Erfolg gearbeitet, sie und ihr Coach haben diese Ehre weiß Gott verdient. Fidschi hat so viel Respekt für was sie erreicht haben."
    Kein Platz für die Königin von England
    Als Fidschis Staatsoberhaupt ist ihr Porträt auf allen Banknoten des Landes, auf dem Sieben-Dollar-Schein aber ist für die Königin von England kein Platz. Die blaugefärbte Note zeigt Sevens-Kapitän Osea Kolinisau mit Ball unterm Arm auf dem Weg über die Trylinie und auf der Vorderseite das komplette Team von Rio. Auf ihren Schultern: schmächtig, roothaarig und mit Brille - ihr damaliger Coach, der Brite Ben Ryan. Seit dem Olympiasieg Ehrenstaatsbürger von Fidschi. "Eigene Münzen und eine Sieben- Dollar-Note - das gibt es nur in Fidschi. Die neue Währung feiert nicht nur unsere Erfolge sondern zeigt auch wie untrennbar Rugby und Fidschi miteinander verbunden sind. Nicht erst seit Rio. Jeder im Land ist leidenschaftlicher Fan der Sevens Mannschaft."
    Verheerende Wirbelstürme, Militärputsche oder Wirtschaftsflauten: Fidschi hat dunkle Zeiten hinter sich, der Olympiasieg der Rugby-Mannschaft aber war ein Lichtblick. Seitdem träumen junge Männer überall im Südpazifik von einer Karriere als Profi, im Ausland oder für ihr Land zu spielen. So wie Fidschis Goldmedaillengewinner Jerry Tuwai, der in einem rauhen Vorort von Suva in einer windschiefen Wellblechhütte ohne Strom und fließend Wasser aufwuchs. "Jeden Tag, wenn wir zuhause alles erledigt hatten, rannten wir zum Rugby spielen - bis es dunkel wurde", erinnert sich Jerry, "wir hatten nicht einmal einen Ball, wir haben uns Kokosnüsse zugeworfen oder Plastikflaschen. Egal womit - Hauptsache wir konnten spielen."
    Fidschis Rugbyteam feiert den Goldmedaillengewinn. 
    Rio 2016 - Fidschis Rugbyteam war eine der positiven Erscheinungen der Olympischen Sommerspiele (dpa)
    Fans sollen bald Aktionär des Teams werden

    In tiefgläubigen Fidschi dreht sich alles um Religion und Rugby. Das Sevens Team singt und betet vor und nach jedem Spiel. "Rugby ist Religion", sagt Filipe Tuisawau vom Rugby-Verband. Dort überlegt man das Sevens Team künftig auch als Vereinsmannschaft international antreten zu lassen. Das nötige Kleingeld soll von Sponsoren kommen - und von der eigenen Bevölkerung. Wie beim American Football Team der Green Bay Packers könnten Fans womöglich Aktien kaufen und Miteigentümer der Fidschi Sevens werden. "Unser Rugby-Team hat nicht nur das ganze Land hinter sich sondern auch Anhänger im Ausland", meint Felipe Tuisawau, "Die Spieler und ihre Familien langfristig finanziell abzusichern wird von Fidschis Bevölkerung zu 100 Prozent unterstützt."
    Auch wenn sich viele in Fidschi die neue Olympia-Banknote zur Erinnerung einrahmen, mit einem Wert von umgerechnet drei Euro ist der Sieben-Dollar-Schein mit dem Rugby Sevens Team legales Zahlungsmittel - und viel mehr als nur ein schöner Schein. Vor allem Fidschis Jugend erinnert die Banknote täglich daran, dass sich Fleiß, Disziplin, Teamgeist und harte Arbeit, buchstäblich, auch auszahlen.