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Rugby
Der Gigant aus der Südsee hat seinen Kampf verloren

Jonah Lomu war der ungekrönte König des Rugby und der erste globale Superstar seiner Sportart. Auf dem Spielfeld stellte er zahlreiche Rekorde auf, abseits des Platzes kämpfte er schon lange gegen seine Nierenkrankheit. Diesen Kampf hat der All Black am Mittwoch überraschend verloren.

Von Arne Lichtenberg | 18.11.2015
    Jonah Lomu, aufgenommen 1999 bei einem Rugby-Spiel.
    Jonah Lomu (picture alliance / dpa / Gerry Penny)
    "New Zealand are maintaining possession, White to Lomu, he's got the bounce, he is hitting up his opposite, Lomu, ah, ah..." Es hatte etwas von einer Dampfwalze, wie Jonah Lomu bei der Rugby-WM 1995 im Halbfinale gegen England seine Gegenspieler wie lästige Fliegen von sich abschüttelte. Jedem Tackling wich er aus und stoppen tat er erst, als er im gegnerischen Malfeld angekommen war. Der Stern des damals 20-Jährigen Neuseeländers ging bei der WM in Südafrika auf.
    Die Weltmeisterschaft blieb ihm verwehrt
    Seine Leistungen machten ihn zum ersten Superstar einer Sportart, die gerade dabei war den Amateurstatus hinter sich zu lassen und den Weg in die Profi-Ära zu gehen. Doch nur wenige Monate nach der WM wurde bei Lomu ein seltenes Nierenleiden entdeckt. Die Erkrankung beeinträchtige ihn während seiner gesamten Karriere, wie er einmal in einem Interview zugab: "Wegen der Behandlungen die ich bekomme, kann ich z.B. keine schweren Gewichte stemmen. Ich könnte meine Gelenke oder Knochen damit kaputt machen."
    Trotz der Krankheit lief der Sohn zweier Einwanderer aus Tonga bei der WM 1999 in Wales erneut zur Hochform auf. Mit acht erzielten Versuchen stellte er bei dem Turnier einen neuen Rekord auf. Bis heute ist er der Rugby-Spieler mit den meisten Versuchen bei einer WM. Doch die Weltmeisterschaft mit seinen geliebten All Blacks blieb dem Modelathleten verwehrt.
    Drei Mal die Woche in die Dialyse
    Als Spieler war Lomu eine Naturgewalt. Trotz seiner 1,96 m und 120 Kilo Körpergewicht, verfügte er über hervorragende Sprinterqualitäten. So konnte er die 100 Meter in unter elf Sekunden zurückzulegen. Doch schon 2003 musste der Rugby-Star wegen seiner Nierenerkrankung seine Karriere unterbrechen. Drei Mal die Woche unterzog er sich in der Folge einer Dialyse, 2004 erfolgte dann eine Nierentransplantation. Zwar kehrte er noch einmal auf die Rugbybühne zurück, schaffte es aber nicht mehr sich im Profi-Rugby zu etablieren oder ein Comeback in der Nationalmannschaft.
    2011 musste er schließlich einen Schlussstrich unter seine Karriere ziehen, als sein Körper die erhaltene Spenderniere abstieß und weitere Dialysesitzungen erzwang. Nach seiner Karriere war Lomu u.a. für den Rugby-Weltverband als Botschafter unterwegs, um die Sportart weltweit zu vermarkten. Von so einem Einsatz war er gerade auch aus Großbritannien zurückgekommen, wo Ende Oktober die Rugby-WM zu Ende gegangen war. Am frühen Mittwochmorgen ist der legendärste All Black aller Zeiten im Alter von nur 40 Jahren an einem plötzlichen Herzstillstand gestorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei Söhne.