Buch über den Kurator Peter Lang

"Ein kreativer Sparringspartner"

Kurator Peter Lang neben dem Modell "Solcamara" in der Ausstellung über den Weltraumphantasten Karl Hans Janke.
Kurator Peter Lang neben dem Modell "Solcamara" in der Ausstellung über den Weltraumphantasten Karl Hans Janke. © imago stock&people
Christoph Tannert im Gespräch mit Shanli Anwar · 28.03.2018
Er brach sein Studium ab und wurde trotzdem erfolgreicher Kurator. Als erste Galerist stellte Peter Lang die Werke von Neo Rauch aus. Kunst war ihm wichtiger Kommerz. Deshalb weigerte er sich auch schonmal ein Werk an eine Kundin zu verkaufen, die ihm unsympathisch war.
Er war der erste Galerist von Neo Rauch, wusste, wo und mit wem man ein neues Projekt beginnen sollte, konnte Themen setzen und produzierte eigentlich unablässig: Kataloge, Ausstellungen, Texte. Fast jeder, der ihn kannte, war von ihm fasziniert. Im Sommer 2014, vor vier Jahren, starb Lang überraschend an einem Herzinfarkt.
Um ihn und sein Schaffen in Erinnerung zu halten, haben Freunde und Weggefährten ein Buch zusammengestellt, das Langs Leben, Schaffen und Werk mit einer Vielzahl von Beiträgen, Interviews und Archivmaterial rückblickend reflektieren und würdigen will. Herausgegeben wurde es unter anderem von Peter Langs langjährigem Freund Christoph Tannert, künstlerischer Leiter des Bethaninien in Berlin.

Experimentator und "kreativer Sparringpartner"

Tannert bezeichnet Peter Lang als einen "kreativen Sparringspartner", gemeinsam studierten sie an der Berliner Humboldt-Universität, organisierten Ausstellungen. Doch schon wie zuvor sein Physikstudium brach Peter Lang auch das Studium der Kulturwissenschaften ab. Das hinderte ihn aber nicht daran, ein erfolgreicher Kurator zu werden.
"Peter Lang war ein Praktiker. Er hat sich immer von denen, mit denen er in Kontakt war anregen und auch abstoßen lassen. All das, was um ihn herum passierte, war wieder Auslöser für etwas Neues, für etwas Un-Gewagtes, für etwas Un-Ausprobiertes. Er war ständig dabei neue Ideen zu sammeln und dann in eine bestimmte Praxisform umzugießen."

Kunst wichtiger als Kommerz

Christoph Tannert bezeichnet Peter Lang als "Künstlerkurator" – jemand der in der Lage war, Ideen in eine Praxis zu transferieren und bereits in der Produktionsphase eng mit Künstlern zusammenarbeitete.
"Viele Dinge hätte es auch bei Künstlern und Künstlerinnen nicht gegeben, wenn er nicht dafür einen Denkzusammenhang und eine Landebahn geschaffen hätte. Das ist, glaube ich, das Besondere an Peter Lang gewesen, dass er ein Ermöglicher war für Kunst und Kunstprojekte."
Im Zweifelsfall war Peter Lang Kunst wichtiger als Kommerz. In dem Buch, das seine Weggefährten nun anlässlich von Langs 60. Geburtstag herausgegeben haben, erinnert sich der Künstler Moritz Götz, dass Peter Lang sich in den 90er Jahren auf einer Kunstmesse in Frankfurt weigerte, ein Kunstwerk an eine Frau zu verkaufen – weil sie ihm unsympathisch war. Christoph Tannert sagt über Lang deshalb:
"Das Besondere war, dass er seine Kunst beziehungsweise die Kunst seiner Künstler nur denen überantworten wollte, von denen er der Meinung war, dass sie dort auch gut aufgehoben sei. Das ist eine Konsequenz, die ist sonst eher selten, die ist vielleicht geschäftsschädigend, aber doch sehr ehrenwert."
(mw)
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