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Generalstreik in Argentinien
Ein Land steht still

In Argentinien hat die größte Dachgewerkschaft zum ersten Generalstreik gegen die Regierung aufgerufen. Mit Erfolg: Das Land steht still: Keine Busse, keine Flüge und nur wenige Züge. Einige linke Splittergruppen blockierten zusätzlich die wichtigsten Straßen in die Stadt Buenos Aires. Die Polizei ging dagegen mit Wasserwerfern vor.

Von Ivo Marusczyk | 07.04.2017
    Ein Blick auf die leeren Straßen von Buenos Aires während des 24-stündigen Generalstreiks am 6.4.2017
    Ein Blick auf die leeren Straßen von Buenos Aires während des 24-stündigen Generalstreiks (AFP / Juan Mabromata)
    Gähnende Leere am Bahnhof Constitución. An einem der wichtigsten Verkehrsknoten von Buenos Aires ist kein Bus zu sehen. Der Bahnhof blieb verrammelt. Pendler wissen nicht wie sie weiterkommen sollen
    "Wir kommen nicht weg hier - und warten ab, wie wir nach Hause kommen, aber es fährt kein Bus. Also sind wir hier gestrandet."
    "Ich muss laufen - die U-Bahn fährt nicht, die Busse auch nicht. Ich kann nur zu Fuß gehen."
    Die größte Dachgewerkschaft hat zum ersten Generalstreik gegen die Regierung Macri aufgerufen - und der Aufruf wurde befolgt. Keine Busse, keine Flüge, keine Züge. Und auch nur wenige Taxis, nachdem der Chef einer Taxigewerkschaft dazu aufgerufen hatte, die Autos von Streikbrechern umzukippen.
    Anstrengendes Leben in einem lahmgelegten Land
    Die meisten Geschäfte blieben geschlossen. Die Menschen die trotzdem zur Arbeit wollten oder mussten sind genervt.
    "Ich bin hin und hergerissen. Ich weiß, die Menschen müssen um ihre Rechte kämpfen aber wir, die wir arbeiten müssen, kommen nicht weiter"
    "Ich glaube nicht, dass ein Streik uns weiter bringt"
    "Es muss doch eine andere Möglichkeit geben, gegen die Politik zu kämpfen oder Tarife zu verhandeln. Das ist nicht richtig in unserer Situation hilft der Streik niemandem."
    Die großen Gewerkschaften haben ihre Mitglieder aufgerufen, einfach zu Hause zu bleiben. Einigen linken Splittergruppen ist das zu wenig. Sie blockierten am Morgen zusätzlich die wichtigsten Einfallstraßen in die Stadt Buenos Aires.
    "Ein Streik ist doch kein Sonntag oder ein Feiertag, sondern ein Tag des Kampfes."
    "Wenn schon zum Generalstreik aufgerufen wird, dann gehen wir auch auf die Straßen, um für unsere Rechte zu kämpfen."
    Der Konflikt bleibt der Gleiche. Die Gewerkschaften fordern deutliche Lohnsteigerungen ein, um die Inflation von zuletzt über 40 Prozent auszugleichen. Die Regierung will die Lohnerhöhungen deckeln, um die Inflation zu bremsen.
    "Den Arbeitern reicht das Geld nicht bis zum Monatsende"
    In der Wirtschaft sei schon ein leichter Aufschwung zu spüren. Aber da die Vorgänger-Regierung jahrelang alle Statistiken manipuliert hat, weiß niemand, ob die Wirtschaft wirklich aus der Rezession kommt, oder ob es die Zahlen nur die üblichen Saisonschwankungen spiegeln.
    "Es geht uns vor allem darum, die Tariferhöhungen zu bekämpfen. Die Nebenkosten sind enorm gestiegen, Gas- Wasser- und Stromrechnungen sind viel zu hoch"
    "Den Arbeitern reicht das Geld nicht bis zum Monatsende. Wir schaffen es nicht genügend zu verdienen um die Grundbedürfnisse abzudecken"
    "Fest steht, dass das Durchschnittseinkommen sehr niedrig ist. Damit kann man nicht einmal den Grund-Warenkorb einer Familie bezahlen.
    Die Polizei ließ die Demonstranten zunächst gewähren, ging dann aber mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Straßenblockaden vor. Es gab Verletzte und Festnahmen.