Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Russland
Urteilsverkündung im Fall Sawtschenko begonnen

Das Verfahren gegen die ukrainische Militärpilotin Nadjeschda Sawtschenko in Russland zieht sich seit anderthalb Jahren. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr mehrfachen Mord an Zivilisten vor. Sie beteuert ihre Unschuld. Heute hat die Urteilsverkündung begonnen und für Wirbel gesorgt.

Von Gesine Dornblüth | 21.03.2016
    Die Kampfpilotin Nadjeschda Sawtschenko steht in Moskau vor Gericht
    Die Kampfpilotin Nadjeschda Sawtschenko steht in Moskau vor Gericht, weil sie für den Tod zweier russischer Fernsehmitarbeiter verantwortlich sein soll (dpa / picture alliance / Sergey Pivovarov)
    Es gab einigen Wirbel um den Schuldspruch des russischen Richters im Fall Nadjeschda Sawtschenko. Die großen russischen Nachrichtenagenturen meldeten bereits am Morgen, Richter Leonid Stepanenko habe die ukrainische Kampfpilotin des Mordes an zwei Mitarbeitern des russischen Staatsfernsehens für schuldig erklärt. Sie habe den Aufenthaltsort der Fernsehmitarbeiter im Sommer 2014 an das ukrainische Militär weitergegeben, und sie habe absichtlich gehandelt, aus Hass und Feindseligkeit heraus, wird Richter Leonid Stepanenko in russischen Medien zitiert. Außerdem sei sie anschließend illegal nach Russland eingereist.
    Staatsanwaltschaft fordert 23 Jahre Haft
    Andere in dem Gericht im südrussischen Donezk vertretene Medien titelten daraufhin, die russischen Staatsmedien hätten ein Urteil gemeldet, bevor es feststand. Der Richter habe nämlich bisher lediglich die Auffassung der Staatsanwaltschaft referiert. Der Meinung ist auch Sawtschenkos Verteidiger Mark Fejgin. Er stellte aber klar:
    "Natürlich wird es einen Schuldspruch geben. Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Und es wird sicher auch eine hohe Haftstrafe sein."
    Die Staatsanwaltschaft hat 23 Jahre Haft gefordert. Die Bekanntgabe des Strafmaßes wird morgen erwartet.
    Nadjeschda Sawtschenko beteuert ihre Unschuld. Und tatsächlich erscheinen viele Punkte der Anklage fragwürdig. Gegenüber ihren Anwälten hat die 34-Jährige heute erneut angekündigt, das Urteil des russischen Gerichts nicht anzuerkennen, egal, wie es ausfällt. Ihr Anwalt Nikolaj Polozow erklärte:
    "Sie ist überzeugt, dass die weltweite Unterstützung, die sie jetzt erfährt, zu ihrer Freilassung führen wird. Sie meint, das Urteil anzufechten, würde ihre Heimkehr nur verzögern."
    Die Anwälte hoffen dass Sawtschenko, unter Umständen gemeinsam mit anderen in Russland verurteilten Ukrainern, gegen in der Ukraine gefangene russische Soldaten ausgetauscht wird. Von der russischen Regierung hieß es bisher, solche Gespräche könnten erst nach einem Urteilsspruch beginnen.
    Kritik von vielen westlichen Regierungen
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier will den Fall Sawtschenko bei einem Besuch in Moskau am Mittwoch ansprechen. Die Bundesregierung hat den Prozess gegen die Ukrainerin, wie viele westliche Regierungen, als nicht mit rechtsstaatlichen Kriterien übereinstimmend kritisiert.