Fundstück 64

Ernst Jandl – Ode auf N

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© Cover-Art CD 'Ernst Jandl liest Sprechgedichte – Laut und Luise / Hosi + Anna'
Von Paul Paulun · 21.11.2016
Wenn Sprachnormen außer Kraft gesetzt sind, können Laute, Silben und Buchstaben zu Material werden. Und mit dem lässt sich gut experimentieren.
Der Wiener Dichter Ernst Jandl beackerte diesen Freiraum bereits in den Fünfzigerjahren. Mit einer Mischung aus Sprachspiel und Ordnungswillen formte er musikalisch strukturierte Gedichte nach exakten Mustern. Das sieht schon rein grafisch interessant aus. Die dramaturgische Kraft seiner Werke vermittelt sich aber erst, wenn sie vorgetragen werden.
In der ‘Ode auf N’ verwendet Jandl lediglich die Buchstaben des Namens Napoleon. Und mit ihnen beschreibt er, wie schnell Gleichgültigkeit und Ablehnung in marktschreierische Verehrung kippen können. Es ist ein Gedicht über den Heldenkult.
Von dem Album Ernst Jandl liest Sprechgedichte – Laut und Luise / Hosi + Anna, erschienen 2001 im Verlag Klaus Wagenbach.