Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Russland
"Zerstörung des eigenen Selbstbildes"

Putin habe sich mit den Provokationen gegenüber der NATO und der Türkei verkalkuliert, sagte Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift "Osteuropa", im Deutschlandfunk. Er habe nicht damit gerechnet, dass Ankara ein Militärflugzeug abschieße. Nun sei Putin Gefangener seiner eigenen Propaganda geworden - und das sei der Grund, warum so harsch gegen die Türkei argumentiert werde.

Manfred Sapper im Gespräch mit Michael Köhler | 06.12.2015
    Russlands Präsident Wladimir Putin hält im Kreml die traditionelle Rede an die Nation
    Putin, Rede an die Nation: Harsche Kritik an der Türkei. (picture-alliance / dpa)
    Seit den Demonstrationen gegen Putin in den Jahren 2011 und 2012 gäbe es eine verhärtete Repression nach innen und eine scharfe Abgrenzung nach außen, sagte Sapper. Und alles, was seitdem außenpolitisch geschehen sei, sei eine unmittelbare Reaktion darauf.
    Putin hätte sich nie vorstellen können, dass die Provokationen gegenüber der NATO oder der Türkei irgendeine Reaktion verursachen würde. Das sei eine völlige Fehlkalkulation gewesen. Russland sei so Gefangener seiner eigener Propaganda geworden. Wir sind die Ordnungsmacht, die USA sind eine Unordnungsmacht - dieses Bild sei total erschüttert worden. Man müsse gegenüber seiner eigenen Bevölkerung einräumen, es gäbe keinen sauberen Krieg. Und das sei eine Zerstörung des eigenen Selbstbildes.
    Das komplette Interview können Sie im Audio-Archiv nachhören.