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RWE-Hauptversammlung
Aktivisten stürmen die Bühne

Keine Dividende, Umbaupläne und Millionenverlust: RWE-Aktionäre müssen zur Zeit einiges wegstecken. Auf der Hauptversammlung in Essen kam es zu Tumulten. Umweltschützer stürmten die Bühne.

Von Vivien Leue | 20.04.2016
    Umweltaktivisten werden am 20.04.2016 bei der Hauptversammlung von RWE in der Grugahalle in Essen (Nordrhein-Westfalen) von Sicherheitspersonal von der Bühne gezerrt.
    Umweltaktivisten stürmten bei der RWE-Hauptversammlung die Bühne (dpa/picture alliance/Rolf Vennenbernd)
    Es war eine angespannte Stimmung erwartet worden, bei der Hauptversammlung des zweitgrößten deutschen Energieversorgers RWE in Essen. Aber diese Tumulte hatte wohl auch die Konzernspitze nicht vorhergesehen:
    Mehrere Anti-Kohle-Aktivisten stürmten die Bühne, während RWE-Vorstandschef Peter Terium gerade das für sein Unternehmen schwere letzte Jahr erklärte. Sie wurden trotz Widerstands von Ordnern aus dem Saal geführt. Schon vor der Versammlung gab es unter den Aktionären viele kritische Stimmen, insbesondere zur Aufspaltung des Unternehmens in eine Gesellschaft für Erneuerbare Energien und eine für die konventionelle Stromerzeugung:
    "Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste. Das bedeutet ja, dass letztlich die RWE-Altaktionäre das Nachsehen haben. Wir hoffen natürlich alle, dass mal die Bodenbildung erreicht ist und dass man so ein bisschen positive Aussichten hat."
    Wirklich positive Aussichten hat RWE-Chef Terium allerdings nicht parat:
    "Unser Aktienkurs ist im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent eingebrochen. Unsere operative Ertragslage hat sich verschlechtert. Unser Marktumfeld bleibt schwierig."
    RWE-Chef verteidigt Ausfall der Dividende
    Börsenstrompreise von nur noch rund 20 Euro bedeuten laut Terium "Ausnahmezustand". Damit sei die Versorgungssicherheit in Deutschland stark gefährdet, jetzt müsse die Bundesregierung handeln, denn:
    "Weitere massive Verluste unseres Kraftwerksgeschäftes können wir uns auf Dauer nicht leisten."
    Deshalb schlägt Terium einen Kapazitätsmarkt vor, wie es ihn zum Beispiel in Großbritannien oder in Frankreich gibt. Dort erhalten die Stromerzeuger Geld - unabhängig davon, ob ein Kraftwerk weniger oder keinen Strom erzeugt, sondern allein für bereitgestellte Leistung.
    "Dann bekäme gesicherte Leistung einen Preis. Und es würde sich wieder lohnen, sie bereit zu halten."
    Der RWE-Chef verteidigte mehrmals den Ausfall der Dividende für Stammaktionäre. Vor allem die kommunalen Aktionäre, die immerhin rund ein Viertel der Unternehmensanteile halten, hatte die Entscheidung hart getroffen.
    "Der Einschnitt in der Ausschüttung der Dividende ist ein schwerer Schritt. Doch er ist unumgänglich, wenn wir unsere RWE wieder auf Kurs bringen wollen. Um auch in Zukunft erfolgreich sein zu wollen, braucht RWE eine völlig neue Aufstellung."
    Terium wird besser bewertet als RWE
    Die Weichen für diese neue Aufstellung hat Terium bereits gestellt: Seit Anfang April existiert die angekündigte neue Gesellschaft, in die das Geschäft mit den Erneuerbaren Energien und Netzen jetzt sukzessive ausgelagert wird, Ende des Jahres sollen 10 Prozent der Gesellschaft an die Börse gehen.
    "Wir wollen dieses Unternehmen zum Energiewendeunternehmen Nummer 1 in Deutschland machen."
    Der Anteil an Erneuerbaren Energien liegt bei RWE bisher bei nur 5 Prozent, dem Konzern wird vorgeworfen, die Energiewende lange verschlafen zu haben. Dennoch: Die neue Gesellschaft wird von Analysten am Kapitalmarkt schon jetzt weitaus besser bewertet als die alte RWE - keine schlechten Aussichten für Terium, der noch in diesem Jahr den Vorsitz dieser neuen, grünen Tochter übernehmen wird.