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RWE und E.ON
Die Sorgen der Versorger

Es ist - ebenso wie beim Konkurrenten E.ON - der niedrige Strompreis, der Verfall bei den Großhandelspreisen, der dem Energiekonzern RWE zu schaffen macht. Beide Unternehmen stehen deshalb unter Druck und müssen sich den veränderten Marktbedingungen anpassen.

Von Günter Hetzke | 13.08.2015
    Blitze schlagen neben Windrädern ein
    Bei der Windenergie gibt es zur Zeit die meisten Rendite. (picture alliance / dpa / Sven Koopmann / Photoka)
    Viele konventionelle Kraftwerke, die Haupteinnahmequelle von RWE, arbeiten schlicht nicht mehr rentabel. Und so konnte im ersten Halbjahr gerade mal ein Nettogewinn von gut 450 Millionen Euro eingefahren werden, ein deutlicher Rückgang um knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. RWE-Chef Peter Terium:
    "Keine Frage, der Wind bläst uns nach wie vor kräftig ins Gesicht. Insbesondere die Krise in der konventionellen Stromerzeugung macht uns weiterhin erheblich zu schaffen. Das ist nicht zu leugnen. Vor allem aber sollte heute eins deutlich geworden sein: Wir haben einen Plan, wie wir den Konzern wieder nach vorn bringen werden."
    Und dieser Plan, das ist der umfassende Konzernumbau, den am vergangenen Montag der Aufsichtsrat des Konzerns auf den Weg gebracht hatte. Danach sollen rund einhundert Teilgesellschaften und Gremien aufgelöst oder miteinander verschmolzen werden, damit der alte Tanker RWE künftig wendiger und schneller als bisher auf die sich verändernden Marktbedingungen reagieren kann.
    "Zugegeben, im Vergleich zu dem, was unser Düsseldorfer Wettbewerber mit der Aufspaltung in zwei Unternehmen vorhat, wirkt unser Vorgehen weniger radikal und weniger spektakulär. Damit ist die Frage nach der richtigen Strategie aber noch nicht beantwortet. Genau diese Frage haben wir uns bereits vor knapp drei Jahren gestellt und wir sind damals zu einer anderen Antwort gekommen. Abgesehen von der Verkaufsentscheidung für die RWE-DEA haben wir beschlossen, dass RWE ein integriertes Energieunternehmen bleibt, bleiben soll."
    E.ON dagegen weicht von diesem Konzept ab, spaltet sich auf in zwei neue Gesellschaften, in die Kernmarke E.ON mit den Bereichen erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenbetreuung und in das neue Unternehmen Uniper, in das das Geschäft mit Kohle, Gas und Atomkraft aufgelagert werden soll.
    RWE will erst einmal bei seiner Strategie bleiben, wird aber die Entwicklung bei E.ON genau beobachten:
    "Deshalb schließen wir eine Aufspaltung auch nicht grundsätzlich aus. Aber dies ist für uns eine Option, keine Strategie", so Konzern-Chef Peter Terium, der dann noch ergänzte: "Es ist nicht immer gut, first mover zu sein. Manchmal ist es besser fast follower zu sein."
    Follower ist RWE allerdings auch im Bereich der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Zwar kann der Konzern hier erste Früchte ernten, die Erträge in diesem Bereich würden dem Konzern Mut machen, so Peter Terium, und deshalb werde man den Ausbau auch vorantreiben, denn:
    "Die festen Einspeisevergütungen bei den erneuerbaren Energien garantieren moderate, aber stabile Renditen."
    Und da es die meiste Rendite derzeit bei der Erzeugung von Windenergie gibt, soll dieser Bereich auch europaweit ausgebaut werden. Nur, das ist auch mehr als nötig. Denn der Anteil des Ökostroms an der Gesamtstromerzeugung liegt bei RWE gerade mal bei rund fünf Prozent. Bei E.ON liegt er dreimal so hoch.